Drittnutzerfinanzierung: Finanzierung durch Kurtaxen und Übernachtungspauschalen

Haus an dem man in Sankt Peter Ording die Kurtaxe abgibt
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Was beschreibt die Finanzierung durch Kurtaxen und Übernachtungspauschalen?

In vielen Tourismus- oder Kurregionen werden Gästetickets angeboten, womit die Gäste für die Dauer ihres Aufenthaltes den örtlichen oder regionalen Nahverkehr ohne weitere Kosten nutzen können. Finanziert wird dies durch eine von den Gästen zu entrichtende Kurtaxe oder Übernachtungspauschale.

Während eine Kurtaxe von allen Beherbergungsbetrieben einer Kommune erhoben wird, sind Übernachtungspauschalen Aufschläge auf den Übernachtungspreis, die nur bei den (freiwillig) teilnehmenden Beherbergungsbetrieben anfallen.

Was ist das Ziel der Drittnutzerfinanzierung?

Bei der Kurtaxe handelt es sich, anders als der Wortlaut vermuten lässt, nicht um eine Steuer, sondern um zweckgebundene Beiträge. Daher muss sich die Abgabenhöhe an den tatsächlichen Kosten der beitragsfinanzierten Einrichtungen orientieren. Es gibt also sowohl eine Zweckbindung als auch einen gewissen Zusammenhang zwischen Abgabe und gewährtem Vorteil.

Die Kurtaxe (in einigen Bundesländern auch Gästetaxe oder Gästebeitrag genannt) ist in den Kommunalabgabengesetzen der Länder geregelt. In der Regel können Kurorte, Erholungsorte und sonstige Fremdenverkehrsgemeinden eine Kurtaxe erheben, um ihre Kosten für die Herstellung und Unterhaltung der zu Kur- und Erholungszwecken bereitgestellten Einrichtungen und für die zu diesen Zwecken durchgeführten Veranstaltungen zu decken. Im Rahmen eines interkommunalen Zusammenschlusses können diese Einrichtungen gegebenenfalls auch außerhalb ihres Gebietes liegen. In den meisten Bundesländern gilt dies auch für die den Kur- und Erholungsgästen eingeräumte Möglichkeit der kostenlosen oder ermäßigten Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs.

Mit dem Gästeticket entfällt für die Gäste die Beschäftigung mit dem lokalen Tarifsystem des ÖPNV. Es erlaubt ihnen, einfach einzusteigen und kostenlos zu fahren. Lokale Untersuchungen belegen diesbezüglich durchweg einen positiven Effekt im Sinne der Verkehrsverlagerung zu Gunsten der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Verkehrsunternehmen profitieren von höheren Einnahmen. Zudem ermöglichen steigende Nutzungszahlen und höhere Fahrzeugauslastungen teilweise auch eine Angebotsausweitung, die dann auch den einheimischen Fahrgästen zugutekommt.

Gästeticket
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Maßnahme

Gästeticket

Icon Maßnahme

Gästetickets werden in einigen Urlaubsregionen als ÖPNV-Fahrschein an Übernachtungsgäste ausgegeben, um deren Mobilität vor Ort zu fördern. Sie können auf diese Weise einen Beitrag zur ÖPNV-Finanzierung leisten.

Kommunales Mobilitätsmanagement
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Kommunales Mobilitätsmanagement ist ein ressortübergreifendes Instrument, das in der kommunalen Verwaltung eingesetzt wird, um einen effizienten, umwelt- und sozialverträglichen und somit nachhaltigen Personenverkehr zu gestalten.

Tarifabsenkungen im ÖV
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Tarifabsenkungen sollen die Rolle des öffentlichen Verkehrs stärken und den Nutzerinnen und Nutzern ein attraktives Angebot bieten.

Veranstaltungsbus
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Der Veranstaltungsbus ist ein Transportmittel, das eine Beförderung zum Anlass einer Veranstaltung bzw. eines Events anbietet. Der Bus verkehrt entweder nach vorheriger Anmeldung oder nach Fahrplan.

KONUS-Gästekarte
Quelle: Schwarzwald Tourismus GmbH
Beispiele aus der Praxis

KONUS-Gästekarte

Icon Beispiele aus der Praxis

Mit der KONUS-Gästekarte können Übernachtungsgäste in der gesamten Ferienregion Schwarzwald kostenlos den ÖPNV nutzen und erhalten vergünstigten Zugang zu zahlreichen touristischen Attraktionen.

Gästeticket: Die Ausweitung des Harzer Urlaubstickets (HATIX) auf den Westharz in Niedersachsen
Drittnutzerfinanzierung: Finanzierung durch Kurtaxen und Übernachtungspauschalen
Drittnutzerfinanzierung: Gewinnung von Sponsoren
Drittnutzerfinanzierung: Zweckgebundene Parkraumbewirtschaftung
Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG)
Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG)
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Das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) regelt die finanzielle Unterstützung des Ausbaus und Erhalts der Verkehrsinfrastruktur durch das jeweilige Bundesland, insbesondere für nachhaltige Mobilität und ÖPNV-Projekte.

Kommunaler Nahverkehrsplan
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Kommunale Nahverkehrspläne sind ein strategisches Instrument für die mittel- und langfristige Planung des ÖPNV. Sie bilden für den Aufgabenträger die Grundlage für die Ausgestaltung des ÖPNV.

Kooperationsraumkonzept
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Im Fokus des Kooperationsraumkonzepts steht die Bündelung von Standorten der Daseinsvorsorge in „Kooperationsräumen“, die über Gemeindegrenzen hinaus gehen.

Regionaler Nahverkehrsplan
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Der regionale Nahverkehrsplan ist ein strategisches Instrument für die Planung und Ausgestaltung des öffentlichen Verkehrs.

Regionalisierungsgesetz (RegG)
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Das Regionalisierungsgesetz legt Verantwortlichkeiten für die Organisation des ÖPNV und die Höhe der Finanzmittel fest, die der Bund den Ländern für den öffentlichen Personennahverkehr bereitstellt.

Tourismuskonzept
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Instrumente

Tourismuskonzept

Icon Instrumente

Ein Tourismuskonzept ist ein informelles Instrument zur Förderung des Tourismus. Es beinhaltet ein Leitbild für die touristische Entwicklung sowie Strategien und Maßnahmen zur Zielerreichung.

Kommunalabgabengesetz, 17.12.2020. Zugriff: https://dejure.org/, Gesetze, KA [abgerufen am 21.11.2024].

Stiftung Warentest, 13.06.2016: Kurtaxe – So viel müssen Sie zahlen – unser Check für 111 Reiseziele. Zugriff: https://www.test.de/Kurtaxe-So-viel-muessen-Sie-zahlen-unser-Check-fuer-111-Reiseziele-5029607-0/ [abgerufen am 21.11.2024].

Piratenfraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, 06.2015: Fahrscheinlos, Grundlagen- und Machbarkeitsstudie Fahrscheinloser ÖPNV in Berlin. Zugriff: https://www.nd-aktuell.de/downloads/Machbarkeitsstudie_fahrscheinlos_Piratenfraktion.pdf [abgerufen am 21.11.2024].

Ostsee-Zeitung, 26.01.2019: Bus: Freie Fahrt mit Kurkarte. Zugriff: https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/vorpommern-greifswald/usedom/bus-freie-fahrt-mit-kurkarte-GD4WDUP4ATN7UMVW6NI6DR4VKY.html [abgerufen am 21.11.2024].

Bracher, T., Gies, J., Schlünder, I., Warnecke, T., 01.2014: Finanzierung des ÖPNV durch Beiträge. Zugriff: https://difu.de, Publikationen [abgerufen am 21.11.2024].

Landtag NRW: Stellungnahme 16/2834, o. J.: Drittnutzerfinanzierung im Öffentlichen Personen(nah)verkehr. Zugriff: https://www.landtag.nrw.de/Dokumentenservice/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMST16-2834.pdf [abgerufen am 21.11.2024].

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