Masterplan Nahmobilität

Was ist ein Masterplan Nahmobilität? 

Der Masterplan Nahmobilität (als kombiniertes Fuß- und Radverkehrskonzept) bildet den Handlungsrahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs in der jeweiligen Gemeinde für die nächsten Jahre. Dabei bündelt der Masterplan die Inhalte der kommunalen Fuß- und Radverkehrskonzepte sowie von Angeboten der Mikromobilität wie E-Scooter oder E-Lastenräder und deren Verknüpfungsmöglichkeiten in einem Gesamtkonzept. Grundsätzlich sind auch bei diesem Instrument die Belange anderer Verkehrsträgerinnen und -trägern, insbesondere die Belange des öffentlichen Personenverkehrs, zu berücksichtigen. Im Fokus der Erstellung des Masterplans Nahmobilität steht ein kooperativer Planungsprozess unter Beteiligung der verschiedenen Akteure (z. B. Planungs- und Umweltämter, ADFC etc.) sowie der Bürgerinnen und Bürger. 

Von Bedeutung sind hierbei insbesondere die Träger öffentlicher Belange, zu denen u.a. die unterschiedlichen Bundes-, Landes-, Kreis- und Gemeindebehörden und die öffentlich-rechtlichen Fachkörperschaften (z. B. Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Denkmalschutzbehörden usw.) sowie privatrechtliche Träger, die öffentliche Aufgaben erfüllen (z. B. Versorgungsunternehmen, Naturschutzverbände etc.), gehören.

Der Masterplan Nahmobilität basiert in der Regel auf einer Bestands- und Potenzialanalyse der Situation vor Ort und der erforderlichen Verkehrsinfrastruktur. Auf diesen Grundlagen werden Entwicklungsziele bzw. eine Zielvision für den Rad- und Fußverkehr festgelegt. Aus dem Abgleich der Ist-Situation mit der Zielvision lassen sich im nächsten Schritt Strategien zur Zielerreichung erarbeiten und konkrete Handlungsfelder ableiten. Darauf aufbauend sind in den verschiedenen Handlungsfeldern Maßnahmen zu entwickeln sowie Handlungsleitfäden zur Umsetzung zu erarbeiten.

Der Masterplan Nahmobilität kann eine Vielzahl an Handlungsfeldern umfassen:

Für den Fußverkehr:

  • Der Ausbau von attraktiven, sicheren Gehwegen und Querungen von Straßen und Knotenpunkten,
  • die Erhöhung der Aufenthaltsqualität von öffentlichen Räumen.

Für den Radverkehr: 

  • Der Ausbau der Radwegeinfrastruktur und Radabstellmöglichkeiten einschließlich der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrräder/Pedelecs, 
  • die Entwicklung von innovativen Mobilitätsansätzen wie der City-Logistik mit Lastenrädern. 

Der Masterplan Nahmobilität eignet sich zudem zur Erarbeitung übergreifender Handlungsfelder, bei denen sich zahlreiche Schnittstellen zwischen der Förderung des Rad- und Fußverkehrs ergeben. Dies betrifft beispielsweise die Erweiterung der wegweisenden Beschilderung, die Öffentlichkeitsarbeit und Imageförderung, die Bereitstellung von Informationen zu Förderprogrammen und Beratungsangeboten für die Akteure in der Gemeinde sowie die Vernetzung der verschiedenen Akteure. Zudem ist die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes vor allem anzustreben, da sich oftmals ein kombinierter Ausbau der Rad- und Fußwegeinfrastruktur anbietet.

Was ist das Ziel des Masterplans Nahmobilität?

Der Masterplan Nahmobilität stellt die wesentliche Grundlage für kommunalpolitische Entscheidungen und Handlungsansätze im Zusammenhang mit der Förderung des Fuß- und Radverkehrs in der Gemeinde dar. Der Masterplan verfolgt das Ziel, die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern sowie durch Verlagerungseffekte vom MIV einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Dabei steht die Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität/Attraktivitätssteigerung von Vierteln (einschließlich der Lärmreduktion) sowie die Erhöhung der Verkehrssicherheit (z. B. für Kinder) im Fokus. Zudem ergeben sich positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Darüber hinaus kann die qualitative Aufwertung der öffentlichen Räume angestrebt werden, indem Flächen für den MIV in Flächen für den Fuß- und Radverkehr umgewandelt werden.

Durch die Zusammenlegung von Fuß- und Radverkehrskonzepten in einen Masterplan Nahmobilität können vor allem Synergien herausgearbeitet werden. So steht beispielsweise der Ausbau der Fuß- und Radwege in einem engen Zusammenhang und kann im Rahmen des Masterplans Nahmobilität direkt gemeinsam geplant werden.

Für den Fußverkehr hat die Bundesregierung bislang noch keine übergeordnete Strategie verabschiedet. Das Umweltbundesamt (UBA) nennt sieben mögliche Ziele einer Fußverkehrsstrategie: (1) Mehr Menschen gehen zu Fuß (2) Zufußgehen in Deutschland wird sicherer (3) Aktive Fortbewegung hält immer mehr Menschen gesund (4) Die meisten mobilitätseingeschränkten Menschen sind ohne fremde Hilfe mobil (5) Fußverkehrsförderung trägt dazu bei, die Umwelt zu entlasten (6) Zufußgehen in Städten und Gemeinden wird attraktiver (7) Wahrnehmung und Bedeutung des Fußverkehrs erhöhen sich.

Der nationale Radverkehrsplan 3.0 mit seinen Leitzielen und Themenschwerpunkten kann als Orientierungsrahmen für die Entwicklung des Masterplans Nahmobilität dienen. Die Bundesregierung hat acht Leitziele definiert: (1) Lückenloser Radverkehr in Deutschland (2) Deutschland wird Fahrrad-Pendlerland (3) Das Fahrrad im Zentrum moderner Mobilitätssysteme (4) Radverkehr erobert Stadt und Land (5) Vision Zero im Radverkehr (6) Urbaner Lastenverkehr wird Radverkehr (7) Deutschland wird Fahrradstandort (8) Radverkehr wird intelligent, smart und vernetzt. 

Da es sich beim Masterplan Nahmobilität um ein informelles Instrument handelt, muss darauf geachtet werden, die fachübergreifend erarbeiteten Strategien nach erfolgtem Beschluss tatsächlich umzusetzen.

Ausbau der Fußverkehrsinfrastruktur
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Eine hochwertige Fußverkehrsinfrastruktur steigert den Komfort und die Sicherheit des Zufußgehens. So wird die Nahmobilität verbessert und die Erschließung des ÖPNV erleichtert.

Bikesharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Maßnahme

Bikesharing

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Bikesharing ist ein öffentliches Fahrradverleihsystem. Die Fahrräder sind im öffentlichen Raum bzw. an Bikesharing-Stationen frei zugänglich und können jederzeit gebührenpflichtig gemietet werden.

Differenziertes Mobilitätssystem
Quelle: Mobilikon 2021
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Ein differenziertes Mobilitätssystem schafft durch die strategische Verknüpfung mehrerer Angebote mit hoher Kundenorientierung eine Alternative zum privaten Pkw im ländlichen Raum.

Fahrradverleih
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
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Ein Fahrradverleih ist ein Geschäft, das gegen Entgelt Fahrräder verleiht. Das traditionelle Fahrradverleihsystem ermöglicht insbesondere für Touristen eine flexible und kostengünstige Fortbewegung.

Radwegeausbau
Quelle: ewg3D / Getty Images
Maßnahme

Radwegeausbau

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Der Ausbau von Radwegen trägt zu einem attraktiven und sicheren Radverkehr im ländlichen Raum bei. Viele Wege können so mit dem Rad oder in Kombination mit dem ÖV zurückgelegt werden.

Bike and Ride-Anlagen
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Bike and Ride-Anlagen bilden eine Schnittstelle zwischen Fahrradverkehr und ÖV. Sie vergrößern das Einzugsgebiet von Haltestellen und steigern die Attraktivität des Fahrrads und des ÖV.

E-Rikscha-Fahrdienst
Quelle: Ascent/PKS Media Inc. / Getty Images
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Ein E-Rikscha-Fahrdienst ist ein innovatives Mobilitätsangebot, das in ländlichen Gebieten zum Transport von mobilitätseingeschränkten Personen dienen kann.

E-Scooter-Sharing
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Beim E-Scooter-Sharing handelt es sich um ein flexibles Verleihsystem von elektrisch angetriebenen Tretrollern. Die E-Scooter sind emissionsarm und bieten ein flexibles Mobilitätsangebot.

Ladepunkte für Pedelecs/E-Bikes
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Ein öffentlicher Ladepunkt für Pedelecs und E-Bikes ermöglicht unterwegs das Aufladen des Akkus und vergrößert so den möglichen Einsatzradius. Hierdurch kann der Fahrradverkehr gestärkt werden.

Mietertickets
Maßnahme

Mietertickets

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Mietertickets sind ÖPNV-Tickets, die Mieterinnen und Mietern im Rahmen des Mietvertrags vom Wohnungsunternehmen zur Verfügung gestellt werden.

Mitfahrbank
Quelle: mobi-LL
Maßnahme

Mitfahrbank

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Eine Mitfahrbank ist eine an zentralen Orten und Verkehrsachsen platzierte Bank, auf der Personen ihr Wunschziel signalisieren und von Vorbeifahrenden mitgenommen werden können.

Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern im ÖV
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Die Mitnahme von Fahrrädern im ÖV ermöglicht eine vereinfachte Erschließung der ersten und letzten Meile und verbessert insbesondere in ländlichen Räumen mit größeren Distanzen zu Haltestellen den Zugang zum ÖV.

Mobilitätsflatrate
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
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Mobilitätsflatrates ermöglichen zu einem monatlichen Festpreis die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel. Buchung und Abrechnung werden für die Nutzerinnen und Nutzer transparenter und einfacher.

Mobilitätsstationen
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Mobilitätsstationen bündeln Fahrradverleih, Carsharing und ÖPNV-Haltepunkte und ggf. weitere Mobilitätsangebote an einem Standort und ermöglichen einen bequemen Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln.

Radabstellanlagen
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Hochwertige Radabstellanlagen ermöglichen das sichere Abstellen von Fahrrädern und Pedelecs an zentralen Orten. Die Attraktivität des Radverkehrs wird gesteigert und Intermodalität gefördert.

Radschnellwege
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Radschnellwege sind vom Autoverkehr baulich getrennte, hochwertige Verbindungen zwischen Städten und Gemeinden. Direkte, kreuzungsfreie und steigungsarme Verläufe fördern sicheres Radfahren.

Takterhöhung und -abstimmung im SPNV/ÖPNV
Quelle: Luis Alvarez / Getty Images
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Die Takterhöhung und -abstimmung im SPNV/ÖPNV umfasst die zeitliche Ausweitung des Verkehrsangebots sowie die verbesserte Verknüpfung zwischen den einzelnen Angeboten des öffentlichen Verkehrs.

Wegweisung für Radfahrende und Zufußgehende
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Eine klare und konsistente Wegweisung für den Fuß- und Radverkehr verbessert die Sicherheit, die Orientierung und den Komfort für Zufußgehende und Radfahrende.

Fahrradstreifen
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
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Der durch eine Markierung am rechten Fahrbahnrand gekennzeichnete Fahrradstreifen ist eine kostengünstige Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenraum.

Umgestaltung Altstadt West Freising
Quelle: Felix Matthey
Beispiele aus der Praxis

Umgestaltung Altstadt West Freising

Icon Beispiele aus der Praxis

Die Stadt Freising hat im Rahmen des Projekts „Umgestaltung Altstadt West“ die Karlwirtkreuzung sowie den anliegenden Platz für den Fuß- und Radverkehr attraktiver gestaltet.

Mobilitätsstationen in der KielRegion – Pilotstandort Wankendorf
Gemeindeübergreifendes Mobilitätskonzept
Kommunales Fußverkehrskonzept
Quelle: Allie Brock / EyeEm / Getty Images
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Das kommunale Fußverkehrskonzept dient der Förderung des Fußverkehrs, indem die Rahmenbedingungen für das zu Fuß gehen verbessert werden.

Kommunaler Nahverkehrsplan
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
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Kommunale Nahverkehrspläne sind ein strategisches Instrument für die mittel- und langfristige Planung des ÖPNV. Sie bilden für den Aufgabenträger die Grundlage für die Ausgestaltung des ÖPNV.

Kommunales Radverkehrskonzept
Quelle: Ingo Jezierski / EyeEm / Getty Images
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Das kommunale Radverkehrskonzept dient der Förderung des Radverkehrs in der Gemeinde, indem die Nutzung attraktiver und sicherer gestaltet wird.

Mobilitätskonzept
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Als strategisches Planwerk definiert ein Mobilitätskonzept die Rahmenbedingungen der Verkehrsplanung sowie -entwicklung und erarbeitet konkrete Lösungsansätze zu verschiedenen Themen im Verkehrsbereich.

Regionaler Nahverkehrsplan
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
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Der regionale Nahverkehrsplan ist ein strategisches Instrument für die Planung und Ausgestaltung des öffentlichen Verkehrs.

Regionales Radverkehrskonzept
Quelle: Johner Images / Getty Images
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Ein regionales Radverkehrskonzept bildet den Handlungsrahmen zur Förderung des Radverkehrs in einer Region. Es werden verschiedene Entwicklungsziele zur Verbesserung der Radinfrastruktur.

Bebauungsplan
Quelle: Reza Estakhrian / Getty Images
Instrumente

Bebauungsplan

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In Bebauungsplänen, die als Satzung vom Gemeinderat beschlossen werden, wird die Nutzung von Flächen festgelegt. Sie sind die baurechtliche Grundlage für die Entwicklung von Verkehrsinfrastrukturen.

Integriertes Klimaschutzkonzept
Quelle: soulcld / Getty Images
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Das integrierte Klimaschutzkonzept dient als Leitfaden für die Umsetzung von Klimaschutzprojekten und führt verschiedene Fachplanungen, unter anderem die Verkehrsplanung, zusammen.

Integriertes ländliches Entwicklungskonzept
Quelle: Yulia-Images / Getty Images
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Das integrierte ländliche Entwicklungskonzept ist ein übergeordnetes informelles Steuerungsinstrument für ländliche Regionen, um den ländlichen Raum auch im Bereich Mobilität weiterzuentwickeln.

Tourismuskonzept
Quelle: ilbusca / Getty Images
Instrumente

Tourismuskonzept

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Ein Tourismuskonzept ist ein informelles Instrument zur Förderung des Tourismus. Es beinhaltet ein Leitbild für die touristische Entwicklung sowie Strategien und Maßnahmen zur Zielerreichung.

Förderung für die Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen
Integrierte Mobilitätskonzepte zur Einbindung unterschiedlicher Mobilitätsformen in ländlichen Räumen
Leitfaden Nahmobilität. Nahmobilitätskonzepte für die Mobilitätswende im Quartier

Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), 2019: Nationaler Radverkehrsplan 3.0. Berlin. Zugriff: https://bmdv.bund.de, Service, Publikationen [abgerufen am 03.12.2024].

Umweltbundesamt (UBA), 2018: Geht doch! Grundzüge einer bundesweiten Fußverkehrsstrategie. Dessau-Roßlau. Zugriff: www.umweltbundesamt.de, Publikationen [abgerufen am 03.12.2024].

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