Anschlussgarantien im ÖPNV

Geschäftsfrau wartet auf Bus.
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Was sind Anschlussgarantien im ÖPNV?

Anschlussgarantien spielen eine grundlegende Rolle bei der Attraktivitätssteigerung des ÖPNV, um ähnlich wie im MIV ein hohes Maß an Zuverlässigkeit zu erreichen. Anschlussgarantien stellen sicher, dass Fahrgäste auch dann schnell und komfortabel an ihr Ziel kommen, wenn aufgrund von Verspätungen eine Anschlussverbindung nicht rechtzeitig erreicht wird. Das Verpassen eines Anschlusses führt insbesondere bei geringer Taktdichte zu einer deutlichen Verlängerung der Reisezeit. Anschlussgarantien werden in der Regel durch das lokale Verkehrsunternehmen bzw. einen Zusammenschluss mehrerer Verkehrsunternehmen gewährt. 

Die Umsetzung einer Anschlussgarantie besteht aus betrieblicher Sicht zunächst darin, dass fahrplanmäßige Anschlüsse auch in der Realität erreicht werden. Dies geschieht durch gezielte Information des Fahrpersonals über Anschlüsse, die im Verlauf der Fahrt bestehen und erforderlichenfalls abzuwarten sind (hierfür fragt die Fahrkraft im Verspätungsfall die Kundinnen und Kunden nach Anschlusswünschen und informiert dann die Leitstelle und die Fahrkraft des Anschlussbusses). Die Information kann, sofern vorhanden, auch durch rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme erfolgen. 

Da sich die Verspätung eines einzelnen Fahrzeuges auf den Betriebsablauf im gesamten Netz auswirkt, sind Kundinnen und Kunden in den Anschlussfahrzeugen von den entstehenden längeren Wartezeiten betroffen. Daher können bei größeren Verspätungen zumeist nicht alle Anschlüsse sichergestellt werden. Zur Anschlusssicherung wird dann für die betroffenen Kundinnen und Kunden eine kostenlose Ersatzlösung in Form eines alternativen Verkehrsmittels (häufig das Taxi) bereitgestellt, damit sie ihr Fahrtziel in angemessener Zeit erreichen können. 

Welche Vorteile bieten Anschlussgarantien im ÖPNV? 

Das Einrichten und Sichern von Anschlüssen ist ein wesentlicher Bestandteil der Verbindungsqualität und hat großen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit. Besonders bei geringer Taktdichte, wie sie häufig in ländlichen Räumen vorkommen, und insbesondere in Schwachverkehrszeiten führt das Verpassen des Anschlusses zu teilweise deutlich längeren Reisezeiten für die betroffenen Kundinnen und Kunden. Dies ist insbesondere problematisch, wenn Termine eingehalten werden müssen. Rundumanschlüsse an zentralen Netzknoten (d. h. an zentralen Knotenpunkten warten mehrere Linien aufeinander) können Umsteigemöglichkeiten sicherstellen und den Kundinnen und Kunden damit eine bessere Planungssicherheit bieten und lassen in manchen Fällen den ÖPNV damit überhaupt erst zu einer echten Alternative zum MIV werden. Nebeneffekt einer Anschlussgarantie kann die Gewinnung von Erkenntnissen über die Häufigkeit der Nicht-Sicherung bestimmter Anschlüsse und möglicherweise die Identifizierung von Schwachstellen im Netz sein.

Was ist für eine erfolgreiche Umsetzung zu beachten? 

Im Rahmen der Umsetzung müssen zunächst die folgenden Rahmenbedingungen definiert werden:

  • Einrichtung von Umsteigeverbindungen
  • zeitlicher Umfang der Anschlussgarantie – je nach Takt und Anschlüssen kann sich die Anschlussgarantie auf bestimmte Zeiten beschränken oder auch ganztägig gelten.

Anschließend wird die technische Umsetzung vorgenommen (Sicherstellung der einwandfreien Funktionsfähigkeit der Kommunikationswege zwischen Fahrkraft und Leitstelle(n)). Insbesondere wenn mehrere Verkehrsunternehmen betroffen sind, müssen die Systeme miteinander kompatibel sein. Zudem müssen gegebenenfalls entsprechende Vereinbarungen mit den Taxiunternehmen in der Region bezüglich der Modalitäten zur Fahrtenabrechnung getroffen werden. Sobald das System funktionsfähig ist, kann mit einer breiten Vermarktung begonnen werden, z. B. über Plakate, Flyer, Buswerbung, Internetauftritt, Apps etc., um die Kundinnen und Kunden über das Serviceangebot zu informieren.

Eine Umsetzung der Maßnahme ist insbesondere dann kompliziert, wenn gesicherte Anschlüsse und Anschlussgarantien mehrere Verkehrsunternehmen betreffen. So muss die Kostenaufteilung geregelt werden (welches Unternehmen ist im Zweifelsfall für die entstandene Verspätung und damit die Taxinutzung verantwortlich und muss für die Kosten aufkommen?). Sofern Verkehrsunternehmen eigene Funkfrequenzen nutzen, manche digital, manche analog, erfordern die Kommunikationswege umfangreiche Abstimmungen. Beim Bus-Schiene-Anschluss besteht außerdem das Problem, dass Taxikosten für eine verpasste Bahnfahrt wegen der größeren Distanzen meist hohe Kosten verursachen. Zudem muss jeweils zwischen den Nutzeransprüchen abgewogen werden, da sich die Verspätung eines einzelnen Fahrzeuges im Zulauf auf den Anschlussknoten auf den Betriebsablauf im gesamten Netz auswirkt. Kundinnen und Kunden in den Anschlussfahrzeugen sind von den entstehenden längeren Wartezeiten betroffen. Hier können vorab maximale Wartezeiten für die Anschlussbusse/-züge definiert werden und bei deren Überschreitung alternative Verkehrsmittel (Taxi etc.) zur Anschlusssicherung eingesetzt werden.

Erfahrungswerte zeigen, dass in der Regel nicht die entstehenden Kosten die größte Hürde darstellen, sondern die auftretenden Änderungen im Betriebsablauf und gegebenenfalls die erforderliche Koordination zwischen verschiedenen Verkehrsunternehmen.

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Mit der Durchführung von Qualitätstests kann die Qualität eines Mobilitätsangebotes durch unabhängige Personen überprüft und so die Grundlage für eine Verbesserung geschaffen werden.

Forschungsinformationssystem (FIS), 04.10.2007: Anschlüsse als Qualitätsmerkmal des ÖPNV. Zugriff: https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/237161/?clsId0=2… [abgerufen am 28.11.2024].

Westfälische Verkehrsgesellschaft mbH (WVG), 08.12.2004: AnschlussGarantie - mehr Sicherheit für die Fahrgäste im ländlichen Raum. Zugriff: https://www.wvg-online.de [abgerufen am 04.05.2022].

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Quellvermerk: „Mobilikon 2020"

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