Ehrenamtlicher Fahrdienst

Was ist der ehrenamtliche Fahrdienst? 

Der ehrenamtliche Fahrdienst richtet sich in erster Linie an Seniorinnen und Senioren und erleichtert Alltagswege wie Einkäufe, Arztbesuche oder Behördengänge. Engagierte Privatpersonen übernehmen dabei die Rolle der Fahrerin bzw. des Fahrers und befördern nach Anmeldung, meist einen Tag im Voraus, ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger in einem definierten Bedienungsgebiet (Flächenbetrieb). Je nach Konzept werden für die Beförderung entweder die privaten Fahrzeuge der Fahrerin bzw. des Fahrers genutzt oder es werden durch die Kommune bzw. einen Verein Fahrzeuge angeschafft. Der ehrenamtliche Fahrdienst eignet sich besonders für Fahrten im Nahbereich von dünn besiedelten, ländlichen Räumen (< 200 Personen pro Quadratkilometer) mit einem lokalen Zentrum. Um die Attraktivität des ehrenamtlichen Engagements zu steigern, kann den Fahrerinnen und Fahrern eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden. Das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr hat eine Ausnahmeregelung geschaffen, nach der eine Aufwandsentschädigung von bis zu 25 Cent pro Kilometer nicht im Sinne des PBefG genehmigungspflichtig ist. 

Welche Vorteile bietet der ehrenamtliche Fahrdienst?

Der ehrenamtliche Fahrdienst kann ohne weitere Investitionen seitens der Kommune eingeführt werden, wenn private Pkw zur Verfügung gestellt werden. Zudem verstärkt ein Fahrdienst auf ehrenamtlicher Basis das soziale Miteinander und die Gemeinschaft einer Kommune und erhöht die Lebensqualität in ländlichen Räumen. 

Was ist für eine erfolgreiche Umsetzung zu beachten?

Der ehrenamtliche Fahrdienst kann auf die spezifischen Mobilitätsbedürfnisse einer Zielgruppe bzw. bestimmte Wegezwecke ausgerichtet werden. Zunächst gilt es daher, den genauen Einsatzbereich des Fahrdienstes durch Voruntersuchungen und Bestandsaufnahmen zu definieren. Wird beabsichtigt, die Mobilität bestimmter Zielgruppen (z. B. Seniorinnen und Senioren) zu verbessern, empfiehlt sich ihre Einbindung im Rahmen einer Befragung oder Bürgerbeteiligung, um den konkreten Mobilitätsbedarf zu ermitteln. Im nächsten Schritt ist ein geeignetes Nutzungskonzept (z. B. Bedienungsgebiet, Betriebszeiten, Betriebsform, Nutzerentgelte) zu erstellen und ggf. geeignete Fahrzeugtypen zu beschaffen und finanzieren. An dieser Stelle bietet sich die Akquise von Fördermitteln und Sponsoren an, um die finanzielle Belastung auf mehrere Schultern zu verteilen.

Häufig ergeben sich rechtliche, organisatorische und technische Unklarheiten in den Bereichen Beförderungsrechte, Vergütung der Fahrerinnen und Fahrer, Umgang mit Einnahmen bzw. Spenden, Fahrpreis für Fahrgäste, Versicherung der Fahrerinnen und Fahrer/Fahrgäste oder Rechtsschutz für Fahrerinnen und Fahrer. Nach dem PBefG ist die Beförderung von Personen mit dem eigenen oder einem zur Verfügung gestellten Pkw, z. B. im Rahmen einer Nachbarschaftshilfe, nur dann genehmigungsfrei, wenn sie unentgeltlich stattfindet oder das Gesamtentgelt die Betriebskosten der Fahrt nicht übersteigt. Andernfalls ist eine Genehmigung und der Erwerb eines Fahrgastbeförderungsscheins notwendig. Durch den ehrenamtlichen Charakter kann keine dauerhafte Zuverlässigkeit gewährleistet werden, da dieser von dem Grad des ehrenamtlichen Engagements abhängt. Soziale Fahrdienste können auch unter Einbindung des örtlichen Verkehrsunternehmens bzw. Taxigewerbes organisiert werden. Auch die lokale Wirtschaft kann in die Bereitstellung dieser Angebote eingebunden werden, um die Mobilität ihrer Kundinnen und Kunden zu erhöhen.

Begleitservice
Quelle: Halfpoint / Getty Images
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Beim Begleitservice werden Fahrgäste mit besonderen Mobilitätsanforderungen kostenlos begleitet, um ihnen eine sichere und komfortable Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu ermöglichen.

Differenziertes Mobilitätssystem
Quelle: Mobilikon 2021
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Ein differenziertes Mobilitätssystem schafft durch die strategische Verknüpfung mehrerer Angebote mit hoher Kundenorientierung eine Alternative zum privaten Pkw im ländlichen Raum.

E-Rikscha-Fahrdienst
Quelle: Ascent/PKS Media Inc. / Getty Images
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Ein E-Rikscha-Fahrdienst ist ein innovatives Mobilitätsangebot, das in ländlichen Gebieten zum Transport von mobilitätseingeschränkten Personen dienen kann.

Liniengebundener Bürgerbus
Quelle: Mobilikon 2021
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Ein liniengebundener Bürgerbus wird von ehrenamtlich engagierten Personen betrieben mit dem Ziel, das bestehende ÖPNV-Angebot zu ergänzen. Der Bürgerbus verkehrt nach Fahrplan auf einer festen Route.

Mitfahrbank
Quelle: mobi-LL
Maßnahme

Mitfahrbank

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Eine Mitfahrbank ist eine an zentralen Orten und Verkehrsachsen platzierte Bank, auf der Personen ihr Wunschziel signalisieren und von Vorbeifahrenden mitgenommen werden können.

Seniorentaxi
Quelle: Mobilikon 2021
Maßnahme

Seniorentaxi

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Mit dem Seniorentaxi kann ein Mobilitätsangebot speziell für ältere Menschen in ländlichen Räumen geschaffen und so die Mobilität im Alter gesichert werden.

Ehrenamtlicher Fahrdienst: e-Fahrdienst Boxberg
Icon Beispiele aus der Praxis

Der ehrenamtliche Fahrdienst der Gemeinde Boxberg dient der Verbesserung der Mobilität in der Gemeinde. Das preisgünstige Angebot wird durch ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer betrieben.

Ehrenamtlicher Seniorenfahrdienst und Bürger- und Seniorenbus auf Basis Rufbus in Markt Altmannstein
Fahrdienst Königsbrunn
Quelle: MGH Königsbrunn
Beispiele aus der Praxis

Fahrdienst Königsbrunn

Icon Beispiele aus der Praxis

Im Rahmen des Fahrdienst Königsbrunn werden ältere sowie mobilitätseingeschränkte Personen ehrenamtlich mit Carsharing-Fahrzeugen befördert.

Dorfauto: WertherMobil
Quelle: www.werther-mobil.de
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: WertherMobil

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Das WertherMobil war ein elektrisch betriebenes Fahrzeug, das für ehrenamtliche Fahr- und Lieferdienste sowie als Carsharing-Angebot in der Gemeinde Werther genutzt werden konnte.

Vereins-Shuttle Oftersheim
Quelle: PROSUMUS UG
Beispiele aus der Praxis

Vereins-Shuttle Oftersheim

Icon Beispiele aus der Praxis

Das Vereins-Shuttle Oftersheim war ein Fahrdienst in der Gemeinde Oftersheim, der Mitglieder von gemeinnützigen Organisationen in einer Art „Sammeltaxi“ zu Hause abholte, zu Angeboten brachte und sie anschließend wieder zurückfuhr.

KLARA – Kaufunger E-Lastenradverleihsystem
Quelle: Gemeinde Kaufungen
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KLARA – das Kaufunger E-Lastenradverleihsystem ist einfach und kostenlos zugänglich und bietet klimafreundliche Transportmittel für Alltag und Freizeit.

Drittnutzerfinanzierung: Gewinnung von Sponsoren
Gemeindeübergreifendes Mobilitätskonzept
Vereinsrecht
Quelle: seksan Mongkhonkhamsao / Getty Images
Instrumente

Vereinsrecht

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Ein Verein bietet die Möglichkeit, zusammen mit anderen einem Zweck zum Erfolg zu verhelfen. Das Vereinsrecht bildet hierfür den Rahmen.

Verordnung (EG) Nr. 1370/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über öffentliche Personenverkehrsdienste auf Schiene und Straße
Bürgerbusverein
Instrumente

Bürgerbusverein

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Ein Bürgerbus muss in eine juristisch eigenständige Institution eingebettet werden. In Deutschland ist der häufigste Weg die Gründung eines Bürgerbusvereins.

Bedarfsanalyse
Hilfen zur Umsetzung

Bedarfsanalyse

Icon Hilfen zur Umsetzung

Die Bedarfsanalyse untersucht die Mobilitätsbedürfnisse einer Zielgruppe und bildet die Grundlage für die Entwicklung passender Mobilitätsangebote.

Berichterstattung in Lokalmedien
Quelle: Nodar Chernishev / EyeEm / Getty Images
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Durch die Berichterstattung zu Mobilitätsangeboten in Lokalmedien kann eine hohe Aufmerksamkeit erzeugt werden und die Bekanntheit sowie das Verständnis der Angebote gesteigert werden.

Bestandsanalyse zur Barrierefreiheit
Quelle: Motortion / Getty Images
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Eine Bestandsanalyse der Barrierefreiheit ist Grundlage für die Identifikation des Handlungsbedarfs zur Erreichung eines vollständig barrierefreien ÖV, damit möglichst alle Menschen den ÖV nutzen können.

Erreichbarkeitsanalyse
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Hilfen zur Umsetzung

Erreichbarkeitsanalyse

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Erreichbarkeitsanalysen untersuchen, wie gut bestimmte Ziele, z. B. Versorgungseinrichtungen, mit dem ÖPNV erreichbar sind. Sie bilden die Grundlage für ein bedarfsgerechtes Mobilitätsangebot.

Festlegung einer Marketing- und Kommunikationsstrategie
Quelle: Fotodelux / Getty Images
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Eine Marketing- und Kommunikationsstrategie kann dazu beitragen, ein positives Umfeld für die Einführung der jeweiligen Maßnahme zu schaffen und beeinflusst langfristig die Wahrnehmung der Maßnahme.

Flyer
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Hilfen zur Umsetzung

Flyer

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Ein Flyer vermittelt kurz und prägnant zentrale Information zu einem Mobilitätsangebot und eignet sich gut zur breiten Verteilung.

Identifikation einer geeigneten Projektstruktur
Quelle: Thomas Barwick / Getty Images
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Die Planung und Umsetzung eines Mobilitätsvorhabens erfordern eine effiziente Projektstruktur. Bei der Wahl einer Projektstruktur sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.

Informationsveranstaltung
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Hilfen zur Umsetzung

Informationsveranstaltung

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Eine Informationsveranstaltung informiert die Öffentlichkeit über neue Mobilitätsangebote und bietet eine Plattform zum Austausch, um die Bekanntheit und das Verständnis der Angebote zu steigern.

Seniorenbeteiligung
Hilfen zur Umsetzung

Seniorenbeteiligung

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Mit der Beteiligung von Seniorinnen und Senioren sollen spezifische Mobilitätsbedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe angemessen berücksichtigt und ein attraktives Mobilitätsangebot geschaffen werden.

Mit On-Demand-Angeboten ÖPNV-Bedarfsverkehre modernisieren
ÖPNV: Planung für ältere Menschen. Ein Leitfaden für die Praxis

Bund für Umwelt und Naturschutz, 2015: Nachhaltig mobil im ländlichen Raum. Zugriff: https://www.bund-bawue.de, Mensch & Umwelt, Mobilität [abgerufen am 21.10.2024].

Ministerium für Verkehr und Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, 2018: Mobilitätsprojekte der Landesregierung Baden Württemberg. Zugriff: https://mlr.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mlr/intern/dateien/PDFs/L%C3%A4ndlicher_Raum/20180315_Version2_Mobilit%C3%A4tsprojekte_der_Landesregierung_IMA.pdf [abgerufen am 21.10.2024].