KombiBus

Was ist ein KombiBus?

Der KombiBus verknüpft die Beförderung von Personen mit dem Transport von Gütern. Die Fahrgäste nutzen wie in konventionellen Bussen die Sitz- und ggf. Stehplätze, während die Güter im Fahrgastraum und/oder, falls verfügbar, im Gepäckraum untergebracht werden. Auch ein Anhänger kann hierfür zum Einsatz kommen. Die Be- und Entladung der Güter kann entweder an allen oder an ausgewählten Haltestellen erfolgen.

Welche Vorteile bietet der KombiBus?

Der KombiBus erschließt ein neues Geschäftsfeld: Ein nicht ausgelasteter Linienbus verfügt über ungenutzte Transportkapazität, die gegen ein Entgelt für den Transport von Waren genutzt werden kann. Mit einem KombiBus kann der ÖPNV zusätzliche Einnahmen generieren, die in die Aufrechterhaltung oder in die Ausweitung des ÖPNV-Angebots fließen können.

Zudem kann der KombiBus dazu beitragen, neue regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen. Regionale Erzeuger können kostengünstig Kleinstmengen in den lokalen Vertrieb geben und somit neue Absatzmärkte erschließen. Lokal agierende Unternehmen können auf diese Weise ihre Kosten senken. Dies stärkt die Nahversorgung und damit die Lebensqualität, insbesondere in kleineren Gemeinden.

Der KombiBus ermöglicht darüber hinaus Effizienzgewinne. Die flächendeckende und regelmäßige Bedienung der Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrsnetzes durch Busse wird kostengünstig für den Güterverkehr nutzbar gemacht. Da alle Haltestellen des Bedienungsgebietes als Ver- und Entladeknoten dienen können, ist ein individueller und flexibler Transport möglich. Die Nutzung vorhandener Kapazitäten ist ressourcenschonend und reduziert das Verkehrsaufkommen.

Auch in der Tourismuswirtschaft bietet der KombiBus Vorteile. Hotels und Gaststätten können ihr Angebot um regionale Erzeugnisse erweitern und Wander- und Fahrradtouren können mit paralleler Gepäckbeförderung angeboten werden. Der KombiBus leistet damit auch einen positiven Beitrag zur Wahrnehmung des öffentlichen Personennahverkehrs.

Was ist für die Umsetzung zu beachten?

Mit dem Betrieb eines KombiBus-Angebotes übernimmt das Verkehrsunternehmen zusätzlich die Rolle eines Logistikdienstleisters, indem Beförderungsaufträge angenommen, Güter verladen, im Linienbus befördert und entladen werden. Vorteilhaft für Frachtkunden ist der für Kleinstmengen kostengünstige Transport, die Möglichkeit der taggleichen Zustellung und das weit verzweigte Zustellungsnetz. Es gibt viele mögliche Auftraggeber: Transportunternehmen können einen Teil ihrer Transportleistung an den KombiBus auslagern. Lokale Erzeuger können auch Kleinstmengen günstig in den lokalen Vertrieb geben (z. B. Hofläden, Nachbarschaftsläden) und damit neue Absatzmärkte erschließen. Anbieter von Rad- oder Wandertouren können das Gepäck parallel befördern lassen. Lokale Fahrradverleiher können ihr Angebot ausweiten. Kliniken und Arztpraxen können Gesundheitsgüter befördern lassen. Für Bibliotheken kann der Medien- und Büchertransport zwischen einzelnen Bibliotheken und ihren Zweigstellen interessant sein, um das Angebot an den einzelnen Standorten zu erneuern oder auch um eine Onlineausleihe anzubieten.

Der Betrieb eines KombiBus erfordert zunächst ein Konzept, das die Zielgruppen und den Leistungsumfang definiert. Insbesondere müssen die Linien und Zeiten festgelegt werden, die für den Güterverkehr geöffnet sind sowie die möglichen Ver- und Entladepunkte. Die eingesetzten Fahrzeuge müssen zudem für den Güterverkehr geeignet sein. Möglicherweise müssen Ver- und Entladepunkte baulich angepasst werden, beispielsweise durch die Einrichtung von Güter-Hubs an ausgewählten Standorten. Ein integraler Taktfahrplan erleichtert den Betrieb eines KombiBusses, da keine stationäre Zwischenlagerinfrastruktur für Umsteigeverbindungen eingerichtet werden muss.

Die Einführung eines KombiBusses wirkt sich auf alle Prozessabläufe des Unternehmens aus. Es empfiehlt sich, vor der Einführung Workshops mit allen Bereichen durchzuführen (Geschäftsführung, Personalabteilung, Fahrpersonal, Disposition, Marketing etc.), um eine erfolgreiche Anpassung an die neue Tätigkeit zu gewährleisten. Wesentlich ist ein kontinuierlicher interner Kommunikationsprozess. Die Belegschaft sollte von Beginn an informiert und in die Umsetzungsüberlegungen eingebunden werden. Die Einführung eines KombiBusses kann zusätzliche Schulungen (beispielsweise zum Postgeheimnis oder zur Kühlkette) und/oder Tools erfordern (z. B. eine Dispositionssoftware für den Güterverkehr).

Es wird empfohlen, die Hauptverantwortung für den KombiBus nicht nur bei den Verkehrsunternehmen anzusiedeln, sondern auch bei der Wirtschaftsförderung, der Tourismusförderung und den ÖPNV-Aufgabenträgern. Die Akquise einer ausreichenden Anzahl an Kundinnen und Kunden aus Tourismus, Gewerbe und Handel ist unabdingbar für den Erfolg des Projekts. Die spätere Einbeziehung der umliegenden Landkreise in ein KombiBus-System sollte von Anfang an mitgedacht werden.

Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, Kundinnen und Kunden für den Transport von Gütern zu gewinnen. Zu beachten ist, dass der KombiBus auch Nachteile für Fahrgäste mit sich bringen kann. Beispielsweise verlängern sich die Haltezeiten aufgrund des Be- und Entladens. Für die Umsetzung eines KombiBusses ist unternehmerisches Denken unabdingbar. Die Beförderung von Gütern erfordert zum Teil andere Kompetenzen als die Erfüllung einer Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge. Durch regelmäßige Evaluation können weitere Verbesserungspotenziale umgesetzt werden.

Differenziertes Mobilitätssystem
Quelle: Mobilikon 2021
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Ein differenziertes Mobilitätssystem schafft durch die strategische Verknüpfung mehrerer Angebote mit hoher Kundenorientierung eine Alternative zum privaten Pkw im ländlichen Raum.

Freizeitbus
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Maßnahme

Freizeitbus

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Der Freizeitbus erschließt touristische Ziele und Freizeiteinrichtungen und steigert so die Attraktivität ländlicher Regionen.

Integrierte Mobilitätsplattformen
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Integrierte Mobilitätsplattformen verbinden Informationen zur Reise mit dem Ticketkauf. Dies ermöglicht Kundinnen und Kunden einen leichten Zugang zum ÖV und steigert die Attraktivität und Nutzung.

Anschlussgarantien im ÖPNV
Quelle: AndreyPopov / Getty Images
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Die Anschlussgarantie sichert eine gute und verlässliche Verbindungsqualität im ÖPNV und verringert die Verlängerung der Reisezeit aufgrund Verspätungen.

KombiBusse im Landkreis Uckermark
Beispiele aus der Praxis

KombiBusse im Landkreis Uckermark

Icon Beispiele aus der Praxis

Seit 2012 befördert der KombiBus im Landkreis Uckermark auf seinem Linienweg sowohl Personen als auch Güter. So wird die Versorgungslage verbessert und eine neue Finanzierungsquelle für den ÖPNV erschlossen.

Warentransport im ÖPNV: UckerWarentakt (UWT)
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Im UckerWarenTakt werden Waren und Pakete in der Uckermark im ÖPNV transportiert. Einkäufe und Bestellungen kommen bis an die Bushaltestelle. Retouren werden von dort abtransportiert.

Förderung für die Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen
Integriertes ländliches Entwicklungskonzept
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Das integrierte ländliche Entwicklungskonzept ist ein übergeordnetes informelles Steuerungsinstrument für ländliche Regionen, um den ländlichen Raum auch im Bereich Mobilität weiterzuentwickeln.

Kommunaler Nahverkehrsplan
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Kommunale Nahverkehrspläne sind ein strategisches Instrument für die mittel- und langfristige Planung des ÖPNV. Sie bilden für den Aufgabenträger die Grundlage für die Ausgestaltung des ÖPNV.

Kooperationsraumkonzept
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Im Fokus des Kooperationsraumkonzepts steht die Bündelung von Standorten der Daseinsvorsorge in „Kooperationsräumen“, die über Gemeindegrenzen hinaus gehen.

Personenbeförderungsgesetz (PBefG)
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Die gewerbsmäßige Beförderung von Fahrgästen unterliegt der Genehmigungspflicht. Das PBefG regelt rechtlich zulässige Verkehrsarten und Voraussetzungen unter denen eine Genehmigung erteilt wird.

Regionales Entwicklungskonzept
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Regionale Entwicklungskonzepte sind Instrumente der Regionalplanung und Wirtschaftsförderung. Umsetzungsfähige Handlungsprogramme, z. B. Mobilität, werden auf interkommunaler Ebene abgeleitet.

Regionaler Nahverkehrsplan
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
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Der regionale Nahverkehrsplan ist ein strategisches Instrument für die Planung und Ausgestaltung des öffentlichen Verkehrs.

Bedarfsanalyse
Hilfen zur Umsetzung

Bedarfsanalyse

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Die Bedarfsanalyse untersucht die Mobilitätsbedürfnisse einer Zielgruppe und bildet die Grundlage für die Entwicklung passender Mobilitätsangebote.

Businessplan
Quelle: AndreyPopov / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Businessplan

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Ein Businessplan beschreibt im Detail, wie ein neues Mobilitätsangebot vor Ort geschaffen werden soll und berücksichtigt dabei alle für den Geschäftserfolg relevanten Bereiche.

Einbindung in Netzwerke
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Hilfen zur Umsetzung

Einbindung in Netzwerke

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Die Einbindung in Netzwerke unterstützt den Austausch und den Transfer von praktischem Wissen zur Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen.

Erreichbarkeitsanalyse
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Erreichbarkeitsanalyse

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Erreichbarkeitsanalysen untersuchen, wie gut bestimmte Ziele, z. B. Versorgungseinrichtungen, mit dem ÖPNV erreichbar sind. Sie bilden die Grundlage für ein bedarfsgerechtes Mobilitätsangebot.

Interkommunale Zusammenarbeit
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Hilfen zur Umsetzung

Interkommunale Zusammenarbeit

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Mobilität und viele weitere kommunale Themenfelder erfordern eine Abstimmung bzw. Kooperation mit umliegenden Kommunen in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit.

Machbarkeitsanalyse
Hilfen zur Umsetzung

Machbarkeitsanalyse

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Bei einer Machbarkeitsanalyse wird die Umsetzbarkeit einer Maßnahme anhand verschiedener Kriterien analysiert, um Schwachstellen, neue Lösungsansätze und Risiken zu identifizieren.

Fahrplanheft
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Hilfen zur Umsetzung

Fahrplanheft

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Ein Fahrplanheft ist ein gebundenes Heft mit Informationen zu Fahrplänen verschiedener öffentlicher Mobilitätsangebote. Es dient der Informationsbündlung für Nutzerinnen und Nutzer.

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Hrsg.), o. J.: KombiBus. Zugriff: https://www.demografie-portal.de [abgerufen am 26.03.2020].

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Juni 2014: Modellvorhaben Daseinsvorsorge 2030. Innovativ und modern – eine Antwort auf den demografischen Wandel. Zugriff: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Neue-Laender/bilanz-mode… [abgerufen am 18.12.2023].

Landkreis Leipzig, 2015: Bedarfsverkehre, Multimodalität, kombiBUS. Muldental in Fahrt. Zugriff: https://www.landkreisleipzig.de [abgerufen am 15.06.2023].

raumkom, o. J.: Nächster Halt: Lebensqualität. Mobilität sichern, Zukunft gestalten. Zugriff: http://kombibus.de [abgerufen am 18.12.2023].

Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH, o. J.: Meine Fracht auf der Erfolgsspur mit dem UVG KombiBus. Zugriff: https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/495384/ [abgerufen am 18.12.2023].