Linien-Carsharing zum ÖPNV-Tarif

Mehrere Carsharing-Fahrzeuge hintereinander geparkt
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid

Was ist Linien-Carsharing?

Bei dem Linien-Carsharing werden Sharing-Fahrzeuge für Inhaberinnen und Inhaber eines gültigen ÖPNV-Tickets kostenlos, z. B. von der Kommune, zur Verfügung gestellt. Die Fahrzeuge können auf vordefinierten Linien zum jeweiligen ÖPNV-Tarif genutzt werden. Auf den Verbindungen werden hoch frequentierte Standorte als Haltestelle definiert, wie z. B. ein Bahnhof oder ein großer Arbeitgeber, ein Rathaus oder eine Pflegeeinrichtung. Diese Haltestellen werden mittels der Linien an peripher gelegene Siedlungsgebiete angebunden, in denen keine ausreichende ÖPNV-Abdeckung vorhanden ist.

Das System kann so als Zu- und Abbringer des Bus- und Bahnangebots fungieren und bietet für bestehende ÖPNV-Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, auf den festgelegten Verbindungen Carsharing ohne Aufpreis zu dem jeweiligen ÖPNV-Tarif zu nutzen. Darüber hinaus bietet die Fahrt auf einer Linie auch anderen Personen die Option des Mitfahrens, was insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen oder Bürgerinnen und Bürger ohne Fahrerlaubnis von hoher Bedeutung ist.

Fahrzeuge, die auf der Linie nicht benötigt werden, können alternativ auch im dann kostenpflichtigen Carsharing mit einer Kilometer-Pauschale gebucht und damit abweichend von der Liniendefinition genutzt werden. So können die Vorteile beider Angebotsformen, des Carsharing und des ÖPNV, verknüpft werden.

Welche Ziele werden mit dem Linien-Carsharing verfolgt?

Das Linien-Carsharing soll den vorhandenen ÖPNV ergänzen und so dessen Erschließungsgebiet auf peripher gelegene Siedlungen erweitern. Darüber hinaus wird durch die Zuführung weiterer Fahrgäste auch die Nutzung des bereits bestehenden ÖPNV-Angebots gestärkt. Durch die Integration in das Liniensystem des ÖPNV wird die Nutzung attraktiver gestaltet und die Abhängigkeit von einem privaten Pkw reduziert.

Auch die Einrichtungen, die sich am Start- bzw. Zielstandort der jeweiligen Linien befinden, profitieren von dem Mobilitätsangebot. Durch die verteilten Standorte wird sichergestellt, dass immer ein Fahrzeug zur Verfügung steht. Die verwendeten Buchungsplattformen müssen die Nutzung aller Fahrzeuge sowohl beim Linien-Carsharing als auch im klassischen Carsharing ermöglichen. Dadurch kann ein umfangreiches Fahrzeugangebot auch für das klassische Carsharing angeboten werden.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Für die Umsetzung ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommune und dem vor Ort tätigen Verkehrsunternehmen erforderlich. Das Linien-Carsharing bietet sich in ländlichen Regionen an, insbesondere dort, wo kein durchgängiges ÖPNV-Angebot gegeben und kein Taxiunternehmen tätig ist, das die Lücke in der Verkehrsabdeckung ggf. schließen könnte.

Durch die direkte Ansprache und Informationsveranstaltungen in den Siedlungen sowie durch Medienauftritte kann Linien-Carsharing öffentlichkeitswirksam vermarktet werden, um Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern zu erreichen. Zusätzlich empfiehlt es sich, in Sprechstunden Registrierungs- und Buchungsprozesse vor Ort durchzuführen bzw. zu erläutern.

Neben der Vermarktung dieses erklärungsbedürftigen Modells ist eine benutzerfreundliche Buchungs-App wichtig.

Linien-E-Carsharing in Borgholzhausen
Quelle: Karin Warias
Icon Beispiele aus der Praxis

Mit dem Linien-E-Carsharing in Borgholzhausen wird der öffentliche Personennahverkehr durch ein Angebot von Elektrofahrzeugen zum Zurücklegen der letzten Meile ergänzt.

Carsharing Gesetz (CsgG)
Quelle: RUNSTUDIO / Getty Images
Icon Instrumente

Das Carsharinggesetz bildet den rechtlichen Rahmen für Maßnahmen zur Bevorrechtigung des Carsharings, insbesondere durch die Ausweisung von Stellplätzen und ermäßigte Parkgebühren.

ÖPNV-Gesetze der Bundesländer
Icon Instrumente

Die ÖPNV-Gesetze der Bundesländer verankern die Grundregeln zur Nahverkehrsplanung in Form der Organisation und Förderung des Nahverkehrs.

Kommunales Wissensmanagement
Quelle: Morsa Images / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Kommunales Wissensmanagement

Icon Hilfen zur Umsetzung

Kommunales Wissensmanagement zielt auf einen systematischen Umgang mit Wissen in der Kommune ab. Ziel ist es, die Arbeit der öffentlichen Verwaltung effizienter und effektiver zu machen.

Carsharing
Wissenschaftliche Dokumente
Publikationssammlung

Carsharing

Icon Publikationssammlung

Die praxisnahe Hilfestellung für Kommunen in Nordrhein-Westfalen formuliert Verfahrensschritte und Strategien für die erfolgreiche Umsetzung von Carsharing-Angeboten.

Stadt Borgholzhausen, 2023.

Ähnliche Maßnahmen

Quelle: Mobilikon 2021

Differenziertes Mobilitätssystem

Ein differenziertes Mobilitätssystem schafft durch die strategische Verknüpfung mehrerer Angebote mit hoher Kundenorientierung eine Alternative zum privaten Pkw im ländlichen Raum.

Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid

Digitales Parkraummanagement

Digitales Parkraummanagement bezeichnet die zeitliche und räumliche Steuerung der Parkraumnutzung durch die Nutzung digitaler Lösungen.

Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc

Mobilitätsflatrate

Mobilitätsflatrates ermöglichen zu einem monatlichen Festpreis die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel. Buchung und Abrechnung werden für die Nutzerinnen und Nutzer transparenter und einfacher.

Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid

Mobilitätsstationen

Mobilitätsstationen bündeln Fahrradverleih, Carsharing und ÖPNV-Haltepunkte und ggf. weitere Mobilitätsangebote an einem Standort und ermöglichen einen bequemen Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln.