Nutzung landwirtschaftlicher Wirtschaftswege für den Radverkehr

Zwei Fahrradfahrende auf einem landwirtschaftlichen Wirtschaftsweg
Quelle: Mobilikon 2021

Was ist die Nutzung ländlicher Wirtschaftswege für den Radverkehr?

Die Nutzung von landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen für den Radverkehr bedeutet, dass diese Wege sowohl für den landwirtschaftlichen Verkehr als auch für Radfahrerinnen und Radfahrer zugänglich sind. Ursprünglich ausschließlich für die Bewirtschaftung land- oder forstwirtschaftlicher Grundstücke genutzt, können diese Wege so auch für den Radverkehr geöffnet werden. Sie bieten für den Radverkehr viele Vorteile, bringen jedoch auch Herausforderungen und Konflikte mit sich, die sorgfältig abgewogen und gelöst werden müssen, um eine erfolgreiche Umsetzung sicherzustellen.

Welche Vorteile bietet die Nutzung ländlicher Wirtschaftswege für den Radverkehr?

Die Nutzung von landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen für den Radverkehr ermöglicht es, kosteneffizient Lücken im Radwegenetz zu schließen. Dies trägt dazu bei, ein zusammenhängendes und gut zugängliches Radwegenetz zu schaffen, ohne die Notwendigkeit teurer Neubauprojekte. Der Prozess der Freigabe von landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen für den Radverkehr kann aufgrund der bereits bestehenden Infrastruktur in der Regel deutlich schneller erfolgen als der Bau neuer Radwege. Auch kann diese Maßnahme den örtlichen Gemeinden wirtschaftliche Vorteile bringen, indem sie den Tourismus fördern und lokale Gastronomiebetriebe unterstützen. Zudem ermöglicht der Verzicht des Baus neuer Radwege die Erhaltung der natürlichen Umgebung und der ländlichen Ästhetik.

Was ist für eine erfolgreiche Umsetzung zu beachten?

Für eine erfolgreiche Umsetzung der Nutzung landwirtschaftlicher Wirtschaftswege für den Radverkehr sind verschiedene Aspekte zu beachten. Viele landwirtschaftliche Wirtschaftswege gehören privaten Landbesitzerinnen oder Landbesitzern. Es ist wichtig, deren Zustimmung für die Nutzung als Radstrecke einzuholen und sicherzustellen, dass sie die Veränderungen unterstützen. Auch ohne Privatbesitz der Wirtschaftswege ist die Einbindung der vor Ort ansässigen landwirtschaftlichen Betriebe entscheidend, da sie die Wege intensiv nutzen und spezifische Anforderungen haben. Hier müssen die landwirtschaftliche Betroffenheit ermittelt und einvernehmliche Lösungsansätze erarbeitet werden.

Je nach Bedeutung der Wege und ggf. prognostizierter Nutzerfrequenz beider Nutzergruppen müssen ausreichend breite Verkehrswege und entsprechende Unterbauten geschaffen werden, um die Anforderungen sowohl des landwirtschaftlichen Verkehrs als auch der Radfahrerinnen und Radfahrer zu erfüllen. Insbesondere während der Bearbeitungszeiten in der Landwirtschaft besteht eine erhöhte Unfallgefahr, da die Wege intensiv durch landwirtschaftliche Verkehre genutzt werden und die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Nutzergruppen dann zu erhöhten Sicherheitsrisiken führen können. Diese Konflikte können durch Verschmutzung der Wege, Begegnungsverkehr, Überholvorgänge und andere Faktoren verstärkt werden. Auch daher erfordern Radwege auf Wirtschaftswegen einen erhöhten Unterhaltungsaufwand und eine erhöhte Verkehrssicherheit, was finanziell berücksichtigt werden muss. Klare rechtliche Regelungen zur Verkehrssicherheit und Haftung sind notwendig, um Konflikte zu minimieren.

Die Umsetzung der Nutzung landwirtschaftlichen Wirtschaftswege für den Radverkehr kann verschiedene Herausforderungen mit sich bringen. Dazu gehören Konflikte zwischen den Nutzergruppen, da Radfahrerinnen und Radfahrer und landwirtschaftliche Verkehre unterschiedliche Anforderungen und Interessen haben. Die Landwirtschaft hat oft berechtigte Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, insbesondere wenn es um die Nutzung von schmalen Wegen geht, die von schweren landwirtschaftlichen Maschinen befahren werden. Wichtig ist es daher, die Landwirtschaft frühzeitig in die Planung von Radwegen auf landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen einzubinden, um damit zur Konfliktvermeidung bzw. –lösung beizutragen.

Der finanzielle Aufwand kann ebenfalls eine Hürde darstellen, da die Erhöhung des Unterhaltungsaufwands und die Verbesserung der Verkehrssicherheit kostenintensiv sein können

Beleuchtung außerörtlicher Radwege
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Um Fahrradwege außerorts ganzjährig und ganztägig nutzen zu können, müssen diese mitunter beleuchtet werden. Das erhöht Sicherheit und Attraktivität der Strecke und steigert somit die Nutzung.

Fahrradstreifen
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
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Der durch eine Markierung am rechten Fahrbahnrand gekennzeichnete Fahrradstreifen ist eine kostengünstige Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenraum.

Radwegeausbau
Quelle: ewg3D / Getty Images
Maßnahme

Radwegeausbau

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Der Ausbau von Radwegen trägt zu einem attraktiven und sicheren Radverkehr im ländlichen Raum bei. Viele Wege können so mit dem Rad oder in Kombination mit dem ÖV zurückgelegt werden.

Wegweisung für Radfahrende und Zufußgehende
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Eine klare und konsistente Wegweisung für den Fuß- und Radverkehr verbessert die Sicherheit, die Orientierung und den Komfort für Zufußgehende und Radfahrende.

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Das Projekt „Klimafreundliches Drehkreuz Jörl“ fördert den alltäglichen sowie den touristischen Radverkehr und unterstützt damit den Umstieg vom MIV hin zu klimafreundlichen Alternativen.

Förderung für die Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen
Gemeindeübergreifendes Mobilitätskonzept
Kommunales Radverkehrskonzept
Quelle: Ingo Jezierski / EyeEm / Getty Images
Icon Instrumente

Das kommunale Radverkehrskonzept dient der Förderung des Radverkehrs in der Gemeinde, indem die Nutzung attraktiver und sicherer gestaltet wird.

Regionales Radverkehrskonzept
Quelle: Johner Images / Getty Images
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Ein regionales Radverkehrskonzept bildet den Handlungsrahmen zur Förderung des Radverkehrs in einer Region. Es werden verschiedene Entwicklungsziele zur Verbesserung der Radinfrastruktur.

Erreichbarkeitsanalyse
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Hilfen zur Umsetzung

Erreichbarkeitsanalyse

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Erreichbarkeitsanalysen untersuchen, wie gut bestimmte Ziele, z. B. Versorgungseinrichtungen, mit dem ÖPNV erreichbar sind. Sie bilden die Grundlage für ein bedarfsgerechtes Mobilitätsangebot.

Interkommunale Zusammenarbeit
Quelle: Filadendron / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Interkommunale Zusammenarbeit

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mobilität und viele weitere kommunale Themenfelder erfordern eine Abstimmung bzw. Kooperation mit umliegenden Kommunen in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit.

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Förderung des Radverkehrs in Städten und Gemeinden
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In der gemeinsamen Publikation des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) und des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) werden Gestaltungsmöglichkeiten der Radverkehrsförderung gebündelt.

Kommunale Mobilitätskonzepte
Wissenschaftliche Dokumente
Publikationssammlung

Kommunale Mobilitätskonzepte

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Eine Hilfestellungen für Kommunen zur Erstellung eines Mobilitätskonzeptes, gesammelt von Expertinnen und Experten aus Kreisen, Städten und Gemeinden in NRW.

Schutzstreifen außerorts. Modellversuch zur Abmarkierung von Schutzstreifen außerorts und zur Untersuchung der Auswirkungen auf die Sicherheit und Attraktivität im Radverkehrsnetz
Touristische Mobilität im ländlichen Raum
Touristischer Radverkehr auf Wirtschaftswegen. FAQs und Handlungsempfehlungen

AgrarHeute (Hrsg.), 29.05.2023: Ratgeber zum Verhalten: Fahrradfahrer auf Feldwegen. Zugriff: https://www.agrarheute.com/land-leben/ratgeber-verhalten-fahrradfahrer-feldwegen-607122 [abgerufen am 30.12.2024].

Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, 06.07.2023: Leitfaden: Radwege auf landwirtschaftlichen Wegen. Zugriff: https://www.lwk-rlp.de/service/presse/detail/radwege-auf-wirtschaftswegen-leitfaden-fuer-ein-gutes-miteinander [abgerufen am 30.12.2024].

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