Was ist der MultiBus Heinsberg?
Die drei Gemeinden, in denen der MultiBus hauptsächlich verkehrt, sind geprägt durch disperse Flächenstrukturen mit geringem Fahrgastaufkommen, vor allem in den Randzeiten außerhalb der Schulzeiten. Daher ist das -Angebot nur mäßig erschlossen und offenbart den 31.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Region, vor allem in den Abendstunden, große Mobilitätsdefizite. Aus diesem Grund wurde als Ergänzung zum bereits bestehenden Bus- und Bahnverkehr im Kreis Heinsberg der MultiBus eingeführt, der innerhalb der Randzeiten die Mobilität sichert. In den Abendstunden wurde das Bediengebiet des MultiBus zusätzlich auf den gesamten Kreis ausgeweitet.
Im Kreis Heinsberg wohnen rund 254.000 Menschen auf einer Fläche von 628 km², daraus ergibt sich eine Dichte von 405 Menschen pro km². Siedlungsstrukturell wird der Landkreis den hochverdichteten Kreisen zugeordnet. Das Kerngebiet des Multibus besteht aus den drei Gemeinden Gangelt, Selfkant und Waldfeucht. Dort leben zusammen 31.000 Menschen auf einer Fläche von 121 km². Daraus ergibt sich eine disperse Siedlungsstruktur. Nach Definition des lassen sich Gangelt, Selfkant und Waldfeucht als mittelgroße Gemeinden einstufen. Dabei ist auffällig, dass entgegen der in ländlichen Räumen häufig erkennbaren Entwicklung in den Gemeinden eine vergleichsweise junge Altersstruktur vorherrscht. Viele junge Familien mit Kindern senken den Altersdurchschnitt.
Der MultiBus ist ein Anrufbus, der mittlerweile sowohl Haltestellen als auch andere Stellen bedient und mindestens 60 Minuten im Voraus telefonisch bei der MultiBus- bzw. Dispositionszentrale angemeldet werden muss. Dabei müssen der Name, die Adresse, der gewünschte Abfahrtsort sowie die Abfahrtszeit, das Fahrtziel und die Personenzahl genannt werden. Daraufhin wird die Fahrt bestätigt und die Einzelheiten zu Abholort sowie -zeit durchgegeben. Bei regelmäßiger Nutzung sind auch Daueraufträge für eine Woche im Voraus buchbar.
Der MultiBus verkehrt ausschließlich bedarfsorientiert und ohne festen Fahrplan. Um eine möglichst große Erschließungswirkung zu erzielen, wurde die Haltestellendichte kontinuierlich erweitert. Um jede Haltestelle wurde ein Haltestellen-Einzugsgebiet mit einem Radius von 200 Metern generiert. Innerhalb dieser Einzugsbereiche ist eine Abholung an der Haustür möglich. Das garantiert eine hohe Erreichbarkeit des MultiBus.
Für den MultiBus wird kein gesonderter Zuschlag auf den Standard-Fahrpreis erhoben. Das heißt, dass die normalen Fahrpreise des Aachener Verkehrsverbundes (AVV) gelten. Außerdem können im Bus auf Wunsch auch Tages-, Wochen- und Monatskarten erworben werden. Zusätzlich muss für jedes Fahrrad eine eigene Fahrkarte gekauft werden, Kinderwagen und Rollstühle werden kostenlos befördert. Auch eine Fahrradmitnahme ist möglich.
Der MultiBus verkehrt kreisweit werktags zwischen 20:00 Uhr und 00:30 Uhr, samstags von 06:30 Uhr bis 00:30 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen zwischen 07:30 Uhr und 00:30 Uhr. In den Gemeinden Gangelt, Selfkant und Waldfeucht werden gesonderte Betriebszeiten angeboten. Dort verkehrt der MultiBus an Werktagen von 09:00 Uhr bis 12:00 Uhr sowie von 14:00 Uhr bis 00:30 Uhr. An Samstagen erfolgt eine ganztägige Bedienung zwischen 06:30 Uhr bis 00:30 Uhr und an Sonntagen und Feiertagen zwischen 07:30 Uhr und 00:30 Uhr (Stand: 27.11.2023). Wer regelmäßig zur selben Uhrzeit fährt, kann auch eine Dauerbestellung aufgeben. Hin- und Rückfahrten können auch gleichzeitig gebucht werden.
Welche Ziele werden mit dem Multibus Heinsberg verfolgt?
Ziel des MultiBus Heinsberg ist die Erschließung der Kommunen und deren Anschluss an das regionale Liniennetz, die Reduzierung der Mobilitätsdefizite sowie die Umsetzung und Erprobung eines attraktiven und auf andere ländliche Räume übertragbaren Mobilitätskonzeptes.
Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?
-Aufgabenträger ist das kommunale Verkehrsunternehmen WestVerkehr des Kreises Heinsberg. Mithilfe der Konzession als Linienverkehr nach § 42 ist es möglich, verschiedene Fördergelder und Ausgleichsmittel in Anspruch zu nehmen. Da der MultiBus aus kapazitativen Gründen nicht ausschließlich mit eigenen Fahrzeugen betrieben werden kann, arbeitet die Verkehrsgesellschaft auch mit Taxi- und Busunternehmen zusammen, die im Auftrag der WestVerkehr in festgelegten Bedienungskorridoren MultiBus-Auftragsfahrten mit eigenen Fahrzeugen übernehmen. Auch die Dispositionszentrale wurde mittlerweile an einen externen Dienstleister ausgelagert. Um unwirtschaftlichen Parallelverkehr zu vermeiden, werden bei der Bearbeitung der Anfrage auch Bus- und Bahnlinien geprüft.
Sowohl für die Erarbeitung als auch für die Einführung des Angebotes wurde frühzeitig die Öffentlichkeit eingebunden. So wurden beispielsweise Fokusgruppen gebildet, um das Angebot zu gestalten. Die Marketing- und Kommunikationsstrategie stützt sich auf verschiedene Kanäle, online wie offline, um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.
Im Rahmen der Einführung des MultiBus im Jahr 2003 konnte der vorherige Linienverkehr um 157.000 Kilometer reduziert werden. Dadurch konnte die Wirtschaftlichkeit des aufgrund von niedriger Auslastung defizitären Systems stark verbessert werden. Um weitere Defizitreduzierungen zu erzeugen, wurden zusätzliche Anpassungen an dem MultiBus getroffen. Unter anderem wurden in 2009/2010 Fahrplanänderungen (Erweiterung des Fahrplanangebotes in den Abendstunden) beschlossen, die zu einer wesentlichen Steigerung der Nachfrage und Betriebseffizienz führten.
Um das Angebot bei potenziellen Kundinnen und Kunden bekannt zu machen, verfolgt das Verkehrsunternehmen eine klare Strategie. Mithilfe eines Kommunikationskonzeptes wird der MultiBus beworben und ein positives Image erzeugt. Dabei werden individuelle, aber konventionelle Marketingmaßnahmen eingesetzt, wie beispielsweise ein regelmäßig aktualisierter Flyer, der die Vorteile des MultiBus darstellt und der auf der Homepage des Verkehrsverbundes bereitgestellt wird.
Der MultiBus Heinsberg gilt als Erfolg. Die Nachfragesteigerung, die mit dem MultiBus einherging, hat zum Teil in der Folge sogar zur Wiedereinführung von regulärem Buslinienverkehr geführt.
Im Schnitt sitzen nur wenige Passagiere im MultiBus, sodass keine Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Daher muss versucht werden, mehr Kundinnen und Kunden gleichzeitig zu befördern. Dies ist entweder über die Gewinnung von mehr Fahrgästen oder Effizienzsteigerungen im Betriebsprozess möglich.
Anrufbus (F-Bus)
Anrufbus (R-Bus)
Anrufbus (RF-Bus)
Anrufbürgerbus
Anruflinienbus
Inklusionstaxi
Anrufbus: moobil+
dorfbus Feldatal
remo – On-Demand-Verkehr in Rendsburg und Umgebung
„Mobilität mitdenken!“ = MOSTA (Mobilität und soziale Teilhabe aufeinander abstimmen)
Der Blaue Land Bus (vormals omobi Ortsbus Murnau)
On-Demand-Shuttle in den Landkreisen Stormarn und Harburg
ILSE Bus - Der Rufbus
Bürgerrufauto MIT - Mobil im Kleinen Wiesental
ERZmobil in Zwönitz
Bürgerbusse im Landkreis Kusel
Rufbus: AktiVVo Holzwinkel/Roth- und Zusamtal
Festlegung einer Marketing- und Kommunikationsstrategie
Social-Media-Kanal
Aachener Zeitung: Der Multi-Bus wird beliebter, lohnt sich aber noch nicht [abgerufen am 27.11.2023].
Multibus - Schlussbericht [abgerufen am 27.11.2023].
Auftaktworkshop
Einführung des MultiBus zum Fahrplanwechsel 2003/2004
Modifikation am MultiBus (z. B. Haustür-zu-Haustür-Bedienung) zum Fahrplanwechsel 2009/2010
Fortlaufender Betrieb des MultiBus
Deutsche Bundesstiftung Umwelt, 2011: Umwelt- und familienfreundliche Mobilität im ländlichen Raum. Osnabrück.
WestVerkehr (Hrsg.), Dezember 2022: MultiBus Kreis Heinsberg, Informationsflyer, Geilenkirchen, Zugriff: https://www.west-verkehr.de/images/ihrbus/west_MULTIBUS_web.pdf [abgerufen am am 27.11.2023].
WestVerkehr (Hrsg.), 24.09.2021: Multibus – Bei Anruf Bus. Zugriff: https://www.west-verkehr.de, Ihr Bus, Multibus [abgerufen am 27.11.2023].