Ausbau der Fußverkehrsinfrastruktur im Modellquartier „Marktplatz und Mühlendamm“

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes Gemeinsam aktiv. Mobil in ländlichen Räumen“ (2023) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist das Modellquartier „Marktplatz und Mühlendamm“?

In der Gemeinde Kalletal wurde ein Modellquartier entwickelt, das insbesondere die Bedingungen für den Fußverkehr verbessert. Der zentrale Ortsmittelpunkt von Hohenhausen ist der Marktplatz. Der Platz wurde umgestaltet und bietet nun attraktive Verweilmöglichkeiten. Entlang des Mühlendamms wurde zudem die Wegequalität optimiert und die Beleuchtung ausgebaut. Für eine bessere Orientierung und öffentliche Wahrnehmung wurden Beschilderungen angebracht.

Für das Modellquartier bedurfte es ergänzende Einrichtungen und Aktivitäten für alle Generationen. Hierzu haben sich Aktivitätsmöglichkeiten unter freiem Himmel und Sitzbänke im Platzbereich angeboten. Beides, wie auch die Barrierefreiheit, fehlte zum Zeitpunkt der Planung.

Welche Ziele werden mit dem Modellquartier „Marktplatz und Mühlendamm“ verfolgt?

Als vom Straßenverkehr abseits gelegener Standort bot der Marktplatz die Chance, für die älteren und die jüngeren Bewohnerinnen und Bewohner zu einem zentralen Treffpunkt und Verbindungsnetz der Einrichtungen des täglichen Bedarfes zu werden. Auch eine Ergänzung bzw. Umrüstung mit energieeffizienter Platzbeleuchtung sollte diesem Bereich Sicherheit und die Verbesserung der Anschlüsse an das innerörtliche Wegenetz (z. B. den Mühlendamm) im Besonderen eine barrierefreie Ausgestaltung geben.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

In einem Workshop mit allen Alters- und Nutzungsgruppen wurde das Konzept für das Modellquartier erarbeitet, als Modell aus Holz, Ton und weiteren Materialien angefertigt und im weiteren Verlauf in der Praxis umgesetzt. Es schloss sich das Projekt „Global Nachhaltige Kommune NRW" an. Die darin erstellte Nachhaltigkeitsstrategie wurde einstimmig vom Rat der Gemeinde beschlossen und widmet sich intensiv dem Thema Mobilität und Fußverkehr. Darauf aufbauend wurde ein vom Land NRW geförderter Fußverkehrs-Check durchgeführt, der ergänzendes Potenzial aufzeigte und die Gesamtmaßnahme abschließend umsetzte und evaluierte.

Um eine hohe Akzeptanz bei den Kalletaler zu erzielen, sollten Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine an der Ideenfindung und dem Planungsprozess intensiv beteiligt werden. Auf einer ersten Informationsveranstaltung wurde das Projekt vorgestellt. Als zweiter Termin fand ein ganztägiger Workshop statt, in dessen Rahmen die Wünsche und Vorstellungen, die verschiedenen Meinungen und Ansprüche der unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzer zusammengetragen wurden. Die Barrierefreiheit und die Verbesserung der Beleuchtung war ein wesentlicher Bestandteil der Gestaltungsempfehlungen. Die Ideen wurden als Modell angefertigt und in einen Planentwurf übertragen, so dass die Maßnahmenpakete umgesetzt und die Einweihung unter großer Beteiligung erfolgten.

Die größte Herausforderung im Rahmen der Umsetzung des Projektes lag in der Bewusstseinsbildung für die Notwendigkeit der zu diesem Zeitpunkt durchaus noch neuen Form der Bürgerbeteiligung. Bürgerinnen und Bürger in einen Gestaltungs- und Planungsprozess aktiv einzubinden hatte es bis dato in Kalletal so noch nicht gegeben. Verwaltungsseitig bedurfte es einer erheblichen Überzeugungsarbeit und eines intensiven Werbens bei den politisch Verantwortlichen für eine derartige Form der Projektrealisierung. Eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen den verschiedenen Akteuren, sodass die neuen Strategien im Kern multiperspektivisch sind und dadurch eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, tatsächlich akzeptiert und umgesetzt zu werden, erforderte aus Sicht der Verwaltung aber eben diese, um Raum für konstruktive Diskussionen zu schaffen. Das bedarf von allen Beteiligten eine Bereitschaft zum Dialog und zu Kompromissen.

Ausbau der Fußverkehrsinfrastruktur
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Eine hochwertige Fußverkehrsinfrastruktur steigert den Komfort und die Sicherheit des Zufußgehens. So wird die Nahmobilität verbessert und die Erschließung des ÖPNV erleichtert.

Modale Filter zur Verkehrsberuhigung
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Modale Filter sind oftmals bauliche Sperren, wie z. B. Pfosten, welche die Durchfahrt von Kraftfahrzeugen in bestimmten Straßenabschnitten einschränken. Dies kann zur Verkehrsberuhigung beitragen und die Aufenthaltsqualität erhöhen.

Wegweisung für Radfahrende und Zufußgehende
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Eine klare und konsistente Wegweisung für den Fuß- und Radverkehr verbessert die Sicherheit, die Orientierung und den Komfort für Zufußgehende und Radfahrende.

Klimaneutrale Nahmobilitätsbrücke über die Eder in Frankenberg
Quelle: Peter Beckmann für die Stadt Frankenberg (Eder)
Icon Beispiele aus der Praxis

Seit April 2022 verbindet eine 60 Meter lange barrierefreie Nahmobilitätsbrücke die beiden Ederufer in Frankenberg. Kern der Brücke ist ein geschütztes Holztragwerk, wodurch das Brückenbauwerk als klimaneutral gilt.

Umgestaltung Altstadt West Freising
Quelle: Felix Matthey
Beispiele aus der Praxis

Umgestaltung Altstadt West Freising

Icon Beispiele aus der Praxis

Die Stadt Freising hat im Rahmen des Projekts „Umgestaltung Altstadt West“ die Karlwirtkreuzung sowie den anliegenden Platz für den Fuß- und Radverkehr attraktiver gestaltet.

Kommunales Fußverkehrskonzept
Quelle: Allie Brock / EyeEm / Getty Images
Icon Instrumente

Das kommunale Fußverkehrskonzept dient der Förderung des Fußverkehrs, indem die Rahmenbedingungen für das zu Fuß gehen verbessert werden.

Bestandsanalyse zur Barrierefreiheit
Quelle: Motortion / Getty Images
Icon Hilfen zur Umsetzung

Eine Bestandsanalyse der Barrierefreiheit ist Grundlage für die Identifikation des Handlungsbedarfs zur Erreichung eines vollständig barrierefreien ÖV, damit möglichst alle Menschen den ÖV nutzen können.

Bürgerbeteiligung
Quelle: Mobilikon 2021
Hilfen zur Umsetzung

Bürgerbeteiligung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung ist fester Bestandteil einer lebenswerten Gesellschaft. Sie ist wichtig bei der Erstellung neuer Konzepte und bei der Umsetzung von konkreten Projekten vor Ort.

Fußverkehrscheck
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Hilfen zur Umsetzung

Fußverkehrscheck

Icon Hilfen zur Umsetzung

Beim Fußverkehrscheck laufen Bürgerinnen und Bürger eine Route ab und bewerten deren Nutzungsfreundlichkeit. Ziel ist es, Wege für den Fußverkehr sicherer und attraktiver zu gestalten.

Information von Personen mit politischer Entscheidungsbefugnis
Planspiel Mobilität
Hilfen zur Umsetzung

Planspiel Mobilität

Icon Hilfen zur Umsetzung

Ein Planspiel stellt spielerisch einen Entscheidungsprozess nach, wodurch das Interesse für das jeweilige Thema gestärkt, der Entscheidungsprozess erlebbar und damit transparenter gemacht wird.

Fußverkehrs-Checks. Leitfaden zur Durchführung
Geh-rechtes Planen und Gestalten. Rechtliche Planungsgrundlagen für den Fußverkehr
28.10.2016:

Informationsveranstaltung

19.11.2016:

Planungs-Workshop

15.02.2017:

Vorstellung im Fachausschuss

07.04.2018:

Einweihungsfeier

Gemeinde Kalletal, 2023.

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