BARshare – kommunales E-Carsharing-Angebot im Landkreis Barnim

Die Fahrzeug-Flotte der Kreiswerke Barnim auf dem Marktplatz
Quelle: Kreiswerke Barnim

Als Teil von BARshare wurde die Mobilitätsstation Werneuchen ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes Gemeinsam aktiv. Mobil in ländlichen Räumen“ (2023) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist BARshare?

BARshare ist ein kommunales, gemeinwohlorientiertes, stationsbasiertes E-Mobilitätsangebot der Kreiswerke Barnim mit E-Car-, Lastenrad- und E-Bikesharing für private und geschäftliche Zwecke.

Welche Ziele werden mit BARshare verfolgt?

Die elektrische Sharing-Flotte von BARshare steht Barnimer Institutionen und Bürgerinnen und Bürgern seit 2019 als klimafreundliches Mobilitätsangebot im Landkreis Barnim zur Verfügung und soll helfen, die mobilitätsbedingten CO₂-Emissionen mittels einer geteilten Fahrzeugnutzung zu reduzieren. Mit der Entscheidung für 100 Prozent Elektromobilität sowie eine zugehörige Ladeinfrastruktur, die mit 100 Prozent Ökostrom von einem regionalen Energieversorger beliefert wird, sollen die Fuhrparke von Barnimer Verwaltungen und Unternehmen mit Blick auf den Organisationsaufwand und Ressourcenverbrauch verschlankt werden. In Orientierung an die 2008 vom Landkreis Barnim beschlossene Null-Emissions-Strategie wird zudem konsequent auf eine Antriebstechnologie auf Basis erneuerbarer Energien gesetzt. Neben Barnimer Verwaltungen, Unternehmen und Institutionen sollen auch Bürgerinnen und Bürger niedrigschwellig Zugang zu E-Mobilität als einer zukunftsrelevanten Alternative im Bereich Individualverkehr erhalten und praktisch im Alltag für Lösungsansätze zur Verkehrs- und Energiewende sensibilisiert bzw. an diesen beteiligt werden. 40 E-Autos sowie zehn Pedelecs und Lastenräder mit und ohne E-Antrieb in insgesamt elf Barnimer Orten bzw. an 23 Standorten (Stand: März 2022) sollen dazu beitragen, den Straßenverkehr im ländlich geprägten Raum des Barnims klimafreundlicher zu gestalten, indem Straßen- und Parkraum entlastet sowie CO₂-Emissionen und Luftschadstoffe reduziert werden können. Auch die Botschaft, dass dank eines solchen E-Sharing-Angebots auch in einer ländlich geprägten Region nicht jede bzw. jeder ein eigenes (Zweit-)Auto besitzen muss, soll mit BARshare transportiert werden: Ein BARshare-Fahrzeug ersetzt ca. vier bis acht Privatwagen.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

2017 wurde im Auftrag des Landkreises ein Mobilitätskonzept zum Einsatz von E-Carsharing erstellt. Barnimer Institutionen sollten auf eine gemeinsame elektrische Dienstflotte mit angebundenem Fuhrparkmanagement zurückzugreifen können. Außerhalb der Dienstzeiten sollten die Fahrzeuge für Barnimer Bürgerinnen und Bürger nutzbar sein, um sie an E-Mobilität als Beitrag zur Mobilitätswende zu beteiligen und die Flotte effizient auszulasten. Die Handhabung via App sollte zudem einen Beitrag zur Digitalisierung leisten. 2019 konnte BARshare mit 22 Fahrzeugen in fünf Barnimer Orten starten und ist mittlerweile mit 40 E-Autos und zehn Bikes in elf Barnimer Orten vertreten. Alle BARshare-Autos sind zu 100 Prozent elektrisch betrieben und fahren mit Ökostrom des regionalen Partners Stadtwerke Bernau. Die gemeinschaftliche Nutzung der Flotte bedeutet eine Reduktion der Nutzungskosten, da diese pro Kopf bei wachsendem Nutzerkreis sinken. Seit 2019 hat BARshare bereits über 20 Hauptnutzerinnen und -nutzer mit über 700 registrierten Fahrerinnen und Fahrern sowie über 1.500 registrierte Mitnutzerinnen und -nutzer gewinnen können (Stand: März 2022).

Pioniererfahrungen: Es gab kein vergleichbares Beispiel für E-Carsharing in ländlichen Räumen in der Region sowie darüber hinaus in den neuen Bundesländern, weshalb ein Großteil der Erfahrungen und des notwendigen Wissens von den Kreiswerken Barnim bzw. dem BARshare-Team eigenständig eingeholt werden musste.

Vorurteile der regionalen Akteure sowie der Bürgerinnen und Bürger: „E-Mobilität wird sich nicht durchsetzen“, mangelnde Erfahrungen mit E-Mobilität, keine Einsicht zum Verzicht auf den eigenen (Zweit-)Pkw aufgrund von Gewohnheit, mangelnde Kenntnis/Erfahrung mit Sharing-Konzepten.

Personeller und finanzieller Aufwand für den Alltagsbetrieb der Flotte: Auch wenn die Anschaffung der Fahrzeuge und der zugehörigen Infrastruktur durch die verschiedenen Fördermittel zu einem Großteil finanziert werden konnten, müssen viele Ressourcen für den laufenden Betrieb zur Verfügung gestellt werden (Kundenservice, Reinigung/Wartung/Reparatur der Fahrzeuge, kostenpflichtige Betreuung der Buchungssoftware und der Service-Hotline durch Partnerunternehmen, regelmäßige Marketingaktionen, technische Betreuung der Ladeinfrastruktur etc.).

Öffentlichkeitsarbeit und Marketing: Aufgrund des neuen Angebotes waren sehr langfristige und ausdauernde Maßnahmen notwendig, um die Menschen nachhaltig zu erreichen, z. B. mit regelmäßigen Veranstaltungen, welche aufgrund der seit Frühjahr 2020 durchgehenden COVID-19-Pandemie-Situation kaum bis gar nicht möglich waren.

Bikesharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Maßnahme

Bikesharing

Icon Maßnahme

Bikesharing ist ein öffentliches Fahrradverleihsystem. Die Fahrräder sind im öffentlichen Raum bzw. an Bikesharing-Stationen frei zugänglich und können jederzeit gebührenpflichtig gemietet werden.

Corporate Carsharing
Quelle: Mobilikon 2021
Icon Maßnahme

Das Corporate Carsharing ist eine Kombination aus betrieblichem Flottenmanagement und stationsbasiertem Carsharing. Die Fahrzeuge werden tagsüber als Dienstwagen und danach zum Carsharing genutzt.

Stationsbasiertes Carsharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Stationsbasierte Carsharing-Angebote bieten eine flexible Erweiterung der Mobilitätsmöglichkeiten in ländlichen Räumen. Verschiedene Fahrzeugtypen können an festen Stationen ausgeliehen werden.

Verleih von Lastenrädern
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Ein Lastenrad ist mit einer Transportfläche und häufig mit einem unterstützenden Elektromotor ausgestattet. Mit dem Lastenrad können sperrige und schwere Güter transportiert werden.

Pulsierendes Carsharing in und um Homberg (Efze)
Quelle: Von Lengerken, Heimatnachrichten
Icon Beispiele aus der Praxis

Tägliches Pendeln der CarSharing-Pkw aus dem Umland morgens in die Kreisstadt und abends zurück gibt dem Konzept seinen Namen: Pulsierendes CarSharing. Schaffung einer Synergie dienstlicher und privater Mobilität.

Stationsbasiertes Carsharing: Bürgerschaftlich organisiertes Carsharing-Angebot in kleineren Kommunen im Landkreis Ebersberg
Unser Dorf fährt elektrisch
Quelle: Ralf König
Beispiele aus der Praxis

Unser Dorf fährt elektrisch

Icon Beispiele aus der Praxis

Südniedersächsische Dörfer haben in einem Wettbewerb Geschäftsmodelle für ein dörfliches E-Carsharing erarbeitet. Die besten Konzepte erhielten eine Ladeinfrastruktur und einen Zuschuss zum E-Auto.

Stationsbasiertes E-Carsharing: Modellregion E-WALD
Main-Tauber-Mobil Car- & Bike-Sharing
Quelle: VGMT
Icon Beispiele aus der Praxis

Ergänzend zum Carsharing-Angebot des Vereins und zum ÖPNV am Bahnhof in Bad Mergentheim stehen Reisenden, Einwohnerinnen und Einwohnern dort zwei E-Autos, zwei E-Bikes und ein erweitertes Serviceangebot zur Verfügung.

NeueMobilitätPAF – Pulsierendes Carsharing in und um Pfaffenhofen a. d. Ilm
Linien-E-Carsharing in Borgholzhausen
Quelle: Karin Warias
Icon Beispiele aus der Praxis

Mit dem Linien-E-Carsharing in Borgholzhausen wird der öffentliche Personennahverkehr durch ein Angebot von Elektrofahrzeugen zum Zurücklegen der letzten Meile ergänzt.

E-Carsharing-Angebot "Küstenstromer"
Quelle: Nordseebad Spiekeroog GmbH
Icon Beispiele aus der Praxis

„Küstenstromer“ ist ein auf Elektrofahrzeuge basierendes Carsharing-Angebot, vorwiegend für Einheimische und Gäste der autofreien Insel Spiekeroog. Das Angebot verbessert für diese die Mobilität auf dem Festland.

Carsharing im Quartierskontext – Alpenmobil Sonthofen
Quelle: Stadt Sonthofen
Icon Beispiele aus der Praxis

Das Alpenmobil Sonthofen ist ein in Kooperation entstandenes Carsharing-Angebot in Sonthofen. Es verbindet die bisherigen Mobilitätsprojekte und ist ein weiterer Baustein für eine attraktive Mobilität in Sonthofen.

Bürger*innen-Carsharing in den Marburger Außenstadtteilen
Quelle: Patricia Grähling, Stadt Marburg
Icon Beispiele aus der Praxis

Beim Bürger*innen-Carsharing der Stadt Marburg unterstützt die Stadt Marburg das ehrenamtliche Engagement in drei Marburger Außenstadtteilen monetär und administrativ dabei, Carsharing anzubieten.

Carsharing Gesetz (CsgG)
Quelle: RUNSTUDIO / Getty Images
Icon Instrumente

Das Carsharinggesetz bildet den rechtlichen Rahmen für Maßnahmen zur Bevorrechtigung des Carsharings, insbesondere durch die Ausweisung von Stellplätzen und ermäßigte Parkgebühren.

Elektromobilitätsgesetz (EmoG)
Quelle: Westend61 / Getty Images
Icon Instrumente

Das Elektromobilitätsgesetz bildet den rechtlichen Rahmen für Maßnahmen zur Bevorrechtigung von elektrischen Fahrzeugen im Straßenverkehr. Es soll zur Förderung der Elektromobilität im MIV beitragen.

Leitfaden zur Gründung neuer Carsharing-Angebote
Carsharing
Wissenschaftliche Dokumente
Publikationssammlung

Carsharing

Icon Publikationssammlung

Die praxisnahe Hilfestellung für Kommunen in Nordrhein-Westfalen formuliert Verfahrensschritte und Strategien für die erfolgreiche Umsetzung von Carsharing-Angeboten.

Ein Leitfaden für elektromobiles Carsharing im ländlichen Raum

eHappy Usedom [abgerufen am 30.10.2024].

Erlebniskarte Barnimer Land [abgerufen am 30.10.2024].

Juni 2016:

Kreistagsbeschluss zur Umstellung der Landkreisverwaltung auf einen E-Fuhrpark als Grundlage für die Etablierung eines landkreisweiten E-Carsharings

2017/18:

Bewilligung von Fördermitteln für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Einführung eines E-Carsharings im Landkreis Barnim (ILB/EFRE) sowie für die 1. Ausbaustufe von BARshare mit der Anschaffung von 22 Fahrzeugen und der zugehörigen Ladeinfrastruktur (BMVI)

April 2019:

Beginn der Testphase durch die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter des Landkreises Barnim, Beginn der BARshare-Registrierungen (60 Anmeldungen bereits vor dem Start des Angebots)

Juni 2019:

Start von BARshare mit 22 Fahrzeugen in fünf Barnimer Orten

Juni 2020:

1-jähriges Jubiläum mit vielen Teilerfolgen: u.a. 500. Anmeldung durch Barnimer Mitnutzerinnen und -nutzer, acht Hauptnutzerschaften mit ca. 350 registrierten Fahrerinnen und Fahrern, Bewilligung von Fördermitteln für eine 2. Ausbaustufe mit weiteren BARshare-Standorten durch das BMVI

April 2021:

Einrichtung der Möglichkeit zur flexiblen BARshare-Nutzung durch Hauptnutzerinnen und -nutzer

April 2021:

Eröffnung einer Mobilitätsstation in Werneuchen – BARshare, BARshare BIKE und emobility Ladenetz Barnim als Modellprojekt für die Verkehrswende in ländlich geprägten Räumen

Juni 2021:

2-jähriges Jubiläum mit vielen kleinen Erfolgen: 1000 registrierte Mitnutzerinnen und -nutzer, Einführung des BARshare Vielfahrervorteils und eHappy Usedom (überregionale Ladekooperation zwischen BARshare und der Bürgerenergiegenossenschaft Inselwerke eG), Einbindung aller BARshare-Standorte in die Erlebniskarte Barnimer Land als Beitrag zu nachhaltigerem Regionaltourismus

Juli 2021:

BARshare wird mit dem Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte 2021 von ntv, dem Deutschen Institut für Servicequalität und dem DUP Unternehmer-Magazin ausgezeichnet

November 2021:

Pilotdurchlauf des Workshop-Angebots BARshare erfahr:BAR für Kommunen, Verwaltungen, Unternehmen und sonstige Institutionen, die sich am Beispiel BARshare über die Entwicklung und Realisierung eines klimafreundlichen E-Sharingkonzepts für die Verkehrswende in ländlich geprägten Räumen informieren können – die offizielle Einführung von BARshare erfahr:BAR erfolgte im Februar 2022

Kreiswerke Barnim, o. J.: Pressemitteilungen der Kreiswerke Barnim zu BARshare. Zugriff: www.barshare.de/archiv [abgerufen am 30.10.2024].

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