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Betriebliches Mobilitätsmanagement für das Landratsamt Aichach-Friedberg

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes „Arbeitswege gestalten. Mobil in ländlichen Räumen“ (2025) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist das betriebliche Mobilitätsmanagement für das Landratsamt Aichach-Friedberg?

Das betriebliche Mobilitätsmanagement für das Landratsamt Aichach-Friedberg möchte durch kleinere und größere Maßnahmen für alle Beschäftigtenn, Kundinnen und Kunden die Möglichkeit schaffen, ihrem Mobilitätsbedürfnis nachzukommen. Der Klimaschutz (v. a. die Reduktion von CO₂-Emissionen) und der Mobilitätswandel (hin zum Umweltverbund und zur E-Mobilität) sollen aktiv unterstützt werden. 

Mit Pull-Faktoren durch Angebote wie Jobticket, JobRad, EcoPoints, Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge und Ausbau der Radinfrastruktur werden Anreize gesetzt und die Akzeptanz in der Verwaltung erhöht. Im Gegenzug wurde ein Teil der Parkplätze direkt am Eingang des Landratsamtes in Behinderten- und Kundenparkplätze umgewandelt, für die Beschäftigten wurde ein Ausweichparkplatz rund 500 m entfernt geschaffen (Push-Faktor). 

Die Optimierung des Fuhrparks in Verbindung mit der überarbeiteten Dienstanweisung führte zur besseren Auslastung der Dienstfahrzeuge. Die Dienst-E-Fahrräder werden regelmäßig genutzt, da sie einfach über das Reservierungssystem des Fuhrparks zu buchen sind. Der Standort am Hintereingang (Personaleingang) hat die Sichtbarkeit des „LandRADsamt“ deutlich erhöht.

Welche Ziele werden mit dem betrieblichen Mobilitätsmanagement für das Landratsamt Aichach-Friedberg verfolgt?

Der Landkreis Aichach-Friedberg hat das Ziel, den Klimaschutz und den Mobilitätswandel aktiv mitzugestalten. Unternehmen aus der Region sollen beim Umstieg auf eine CO₂-neutrale Mobilität unterstützt werden. Die Fachstelle für Klimaschutz startete Ende 2021 das Pilotprojekt „Betriebliches Mobilitätsmanagement Landkreis Aichach-Friedberg“. Das Landratsamt als einer der größten regionalen Arbeitgeber, sowie sechs weitere Unternehmen aus dem Landkreis nutzten das Angebot einer Mobilitätsanalyse und Vor-Ort-Beratung durch die B.A.U.M. Consult GmbH. 

Die im Landratsamt aus der Analyse abgeleiteten individuellen Umsetzungsmaßnahmen sollen nicht zwingend notwendige Verkehrswege reduzieren sowie Radverkehr, öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Mitfahrgelegenheiten und Elektromobilität fördern.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Zu Beginn wurden Bedarfe der Beschäftigten sowie der Kundinnen und Kunden u. a. durch anonymisierte Auswertung der Wohnadressen, eine umfangreiche Online-Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einer Auswertung des Fuhrparks eruiert. Die größten Einsparpotenziale wurden bei den Arbeitswegen der Beschäftigten identifiziert. Eine Arbeitsgruppe hat insgesamt 18 Maßnahmen erarbeitet, die u. a. mit Zuständigkeiten, Prioritäten und Wirkungen hinterlegt wurden.

Umgesetzt wurden bisher u. a.: 

  • Ausbau der Ladeinfrastruktur: Auf einem der Parkplätze am Hauptstandort (Mitarbeiterparkplatz) wurden insgesamt sechs Ladepunkte errichtet (für Fuhrpark und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter). Parkbeschränkungen (bis 13.00 Uhr/ab 13.00 Uhr) sorgen dafür, dass die Ladesäulen nicht ganztätig durch dieselben Fahrzeuge belegt sind.
  • Einführung eines Mobilitätsbepunktungssystems für alle Beschäftigten („EcoPoints“):
  • Registrierung auf einer Online-Plattform mit der Dienst-E-Mail. Verkehrsträger können täglich individuell gebucht werden. Dabei werden Arbeitswege (Hin- und Rückweg) je nach Verkehrsart unterschiedlich gewichtet:
    • Fahrgemeinschaft: 1 Punkt pro Kilometer, keine Fix-Punkte für Tagesnutzung
    • ÖPNV: 1 Punkt je Kilometer, 5 Fix-Punkte für Tagesnutzung
    • Fahrrad und zu Fuß: 2 Punkte pro Kilometer, 10 Fix-Punkte für Tagesnutzung
    • Die Einlösung der Punkte (1 Punkt = 0,025 Euro) in Gutscheine für den regionalen Einzelhandel und die Gastronomie erfolgt über die Mobilitätsbeauftragten. Damit soll gleichzeitig die regionale Wirtschaft unterstützt werden.
    • Pro Monat können pro Teilnehmer max. 50 Euro an Gutscheinen ausgegeben werden.
  • Das Deutschland-Jobticket das mit 25 Prozent vom Arbeitgeber und 5 Prozent vom Land bezuschusst wird, nutzen 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand Juli 2025).
  • Unterstützung bei der Bildung von Fahrgemeinschaften durch (Online-)Treffen.
  • Einführung eines Fahrradleasings (JobRad).
  • Eine neue Radabstellanlage für Kundinnen und Kunden wurde beim Neubau neben dem Haupteingang geschaffen.
  • Die Rad-Service-Station wurde für alle Beschäftigte zugänglich in der Nähe des Hintereingangs (Personaleingang) aufgestellt. Die Radabstellplätze sollen im Zuge der Altbausanierung erneuert werden.
  • Die Möglichkeiten von digitalen Formaten bzw. Hybridveranstaltungen (z. B. Personalversammlung) wurde geschaffen und wird nach Möglichkeit genutzt; MS Teams für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Nutzung, Schulungen auf Nachfrage/bei Bedarf. Daran wird kontinuierlich weitergearbeitet.
  • Beim Firmenleasing werden für Beschäftigte auch E-Autos angeboten.
  • Der Fuhrpark wurde nicht verkleinert, allerdings die Auslastung durch die Einbindung von Sachgebietsfahrzeugen und das überarbeitete Reservierungssystem erhöht. Lediglich für das Jugendamt und das kommunale Bauwesen werden Fahrzeuge vorgehalten.
  • Mit dem „LandRADsamt“ wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per E-Mails, mit Aushängen und der Positionierung direkt am Hintereingang (Personaleingang) auf die Nutzung des E-Bikes für Dienstfahrten aufmerksam gemacht. Zudem kann es über das Reservierungssystem für Dienstfahrten gebucht werden (wie Dienstfahrzeug). 

Anfänglich gab es Vorbehalte sowohl intern als auch aus der Politik, ob mit diesem Thema wirklich Erfolge erzielt werden können. Letztlich konnten die Ergebnisse aus der Mobilitätsanalyse und die angedachten Maßnahmen, die neben der Reduzierung von CO₂-Emissionen auch die Mitarbeiterzufriedenheit und die Verkehrsvermeidung zum Ziel haben, die Beschäftigten und die politischen Gremien überzeugen. 

Die intensive Information und die Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Mobilitätsanalyse hat wesentlich zur Akzeptanzsteigerung beigetragen. Die Unterstützung durch die Amtsleitung war für das Projekt wichtig, um es sowohl gegenüber den Beschäftigten als auch den politischen Gremien zu vertreten. 

Betriebliches Mobilitätsmanagement
Quelle: Mobilikon 2024
Icon Maßnahme

Betriebliches Mobilitätsmanagement umfasst alle Maßnahmen, die Unternehmen oder Behörden ergreifen, um den von ihnen verursachten Verkehr zu steuern.

Fahrradstation
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

In Fahrradstationen wird das Angebot von zugangsgesicherten Abstellanlagen für Fahrräder um weitere themenspezifische Dienstleistungen erweitert.

Fahrradverleih
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Ein Fahrradverleih ist ein Geschäft, das gegen Entgelt Fahrräder verleiht. Das traditionelle Fahrradverleihsystem ermöglicht insbesondere für Touristen eine flexible und kostengünstige Fortbewegung.

Förderung von Fahrgemeinschaften
Quelle: miodrag ignjatovic / Getty Images
Icon Maßnahme

Mit der Bildung von Fahrgemeinschaften werde private Fahrten öffentlich zugänglich gemacht. Das ist ressourcenschonenend und verbessert das Mobilitätsangebot.

Integrierte Mobilitätsplattformen
Quelle: Patcharanan Worrapatchareeroj / Getty Images
Icon Maßnahme

Integrierte Mobilitätsplattformen verbinden Informationen zur Reise mit dem Ticketkauf. Dies ermöglicht Kundinnen und Kunden einen leichten Zugang zum ÖV und steigert die Attraktivität und Nutzung.

Jobticket
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Maßnahme

Jobticket

Icon Maßnahme

Jobtickets bieten Beschäftigten einen vergünstigten Zugang zum ÖV über den Arbeitgeber. Das Jobticket kann für alle Wege genutzt werden und trägt zur Nutzung und Finanzierung des ÖV bei.

Radabstellanlagen
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Hochwertige Radabstellanlagen ermöglichen das sichere Abstellen von Fahrrädern und Pedelecs an zentralen Orten. Die Attraktivität des Radverkehrs wird gesteigert und Intermodalität gefördert.

Stationsbasiertes Carsharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Stationsbasierte Carsharing-Angebote bieten eine flexible Erweiterung der Mobilitätsmöglichkeiten in ländlichen Räumen. Verschiedene Fahrzeugtypen können an festen Stationen ausgeliehen werden.

Betriebliches Mobilitätsmanagement: Das Lokay KlimaRad
Quelle: Fotostudio Hirch
Icon Praxisbeispiele

Die Druckerei Lokay stellt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mindestens 50 Mal im Jahr mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, ein kostenloses Tourenrad zur Verfügung, das auch für private Fahrten genutzt werden kann.

Betriebliches Mobilitätsmanagement der Stadtverwaltung Ravensburg
Ganzheitliche Mobilitätsangebote für Beschäftigte der Kreisverwaltung des Lahn-Dill-Kreises
Mitfahr-App goFLUX: Fahrgemeinschaften im Chemiepark GENDORF
Quelle: InfraServ Gendorf
Icon Praxisbeispiele

Aufgrund des reduzierten ÖPNV-Angebots zum Chemiepark GENDORF wurde eine Mitfahr-App eingeführt, um die Erreichbarkeit sicherzustellen und Fachkräfte zu gewinnen und Ausbildungsplätze besetzen zu können. 

Emissionen der Mitarbeitenden-Mobilität reduzieren bei VAUDE in Tettnang

Kundenbefragung
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Umsetzungshilfen

Kundenbefragung

Icon Umsetzungshilfen

Im Rahmen einer Kundinnen- und Kundenbefragung können Informationen über Zufriedenheit, Erwartungen und Nutzungsgewohnheiten von aktuellen und potenziellen Kundinnen und Kunden erhoben werden.

Spielerische Ansätze zur Änderung des Mobilitätsverhaltens (Gamification)

Vergabe von Fahrradleasing-Leistungen
Wissenschaftliche Dokumente
Icon Publikationssammlung

Der Leitfaden der Arbeitsgemeinschaft für fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e. V. soll Kommunen als Arbeitshilfe bei der Beschaffung von Fahrradleasing-Leistungen dienen.

Juni 2023:

Einführung Deutschlandticket Job, JobRad und EcoPoints 

Landratsamt Aichach-Friedberg, 2025

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