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Betriebliches Mobilitätsmanagement: Liebherr Mobility+

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes „Arbeitswege gestalten. Mobil in ländlichen Räumen“ (2025) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist Liebherr Mobility+?

Mobility+ ist die Antwort auf ein Parkplatzproblem für die 5.000 Beschäftigten der Liebherr-Werk Ehingen GmbH. Das ganzheitliche betriebliche Mobilitätsmanagement möchte mithilfe der unterschiedlichsten Maßnahmen das Mobilitätsverhalten innerhalb des Unternehmens und für den Einzelnen verändern.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens sollen Stress, Kosten, Zeit und CO₂ einsparen. So können sie dank eines kostenlosen Mitarbeiter-Shuttles das Auto zuhause stehen lassen und von einer Haltestelle in der Nähe bzw. am Bahnhof in Ehingen direkt auf das Werksgelände fahren. Dies spart wertvolle Zeit, da man keinen Parkplatz suchen muss und ein ca. 1.000 Meter langer Fußweg vom Parkplatz zur Stempeluhr wegfällt. Außerdem können sich die Beschäftigten die Spritkosten teilen und CO₂ einsparen, indem sie mit Hilfe der Pendel-App Fahrgemeinschaften bilden und für jede nachhaltige Fahrt zur Arbeit (egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, im ÖPNV oder der Fahrgemeinschaft) „Coins“ sammeln und diese gegen Gewinnspiellose, Sachpreise, Gutscheine, o. Ä. eintauschen können. Zudem motivieren ein Bike-Leasing, Fahrradwettbewerbe und eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur die Beschäftigten mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.

Das Unternehmen spart die Kosten einiger Hoffahrzeuge durch den Einsatz eines internen Rufbus-Shuttles, während durch die digitale und smarte Organisation von Sammelfahrten zwischen Hotels und Flughafen für internationale Kundinnen und Kunden sowie Schulungsgäste die Effizienz gesteigert und die Kosten gesenkt werden können. Durch die sukzessive Elektrifizierung und den Einsatz von HVO bei der internen Fahrzeugflotte können über 90 Prozent der CO₂-Emissionen gespart werden.

Welche Ziele werden mit Liebherr Mobility+ verfolgt?

Mobility+ soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tatsächliche Alternativen schaffen, um auf das alleinige Pendeln im Auto zu verzichten und gleichzeitig innerhalb des Unternehmens die Effizienz steigern und die CO₂-Emissionen reduzieren.

Das Ziel ist daher nicht nur, dass nachhaltige Angebote und Maßnahmen geschaffen werden, sondern dass Menschen tatsächlich überzeugt werden und eine Verhaltensänderung bewirkt wird. Daher versteht sich die Kommunikation und das Marketing als das zweite Standbein von Mobility+. 

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Da der Handlungsdruck so hoch war, musste ziemlich schnell in eine konkrete Umsetzung übergangen werden. Täglich beschwerten sich Beschäftigte bei der Personalabteilung und/oder dem Betriebsrat über die Parkplatzsituation.

Die erste Annäherung erfolgte durch einen Austausch mit anderen Unternehmen, die bereits Maßnahmen zur Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsangebotes vorgenommen hatten. Die dort gemachten Erfahrungen führten zur Gründung eines abteilungsübergreifenden Arbeitskreises, bestehend aus den Bereichen Fuhrpark, Human Resources, Betriebsrat, Marketing, IT und Werksplanung. Ziel des Arbeitskreises war es, weitere Informationen und kreative Ideen von außen einzuholen. Dieser organisierte die Kooperation mit einer Hochschule. Dort sollte ein Pool an Ideen und Lösungsvorschlägen entstehen. Dafür kamen 20 motivierte Studentinnen und Studenten zu einem Design-Thinking-Workshop zusammen, um sich eine Woche intensiv mit der Problematik zu beschäftigen. 

Im Rahmen dieses Workshops wurden drei konkrete Ideen (Mitarbeiter-Shuttle, eine App und ein smartes Parkraummanagement) entwickelt und erste Konzepte erstellt. Die umsetzbarste Lösung – in diesem Fall der Einsatz eines Shuttles für die ca. 1.000 Beschäftigten, die im Stadtgebiet Ehingen wohnen – mit dem größten Kosten-Nutzen-Verhältnis wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit final konzipiert und in einem Pilotprojekt (für 320 potentielle Nutzerinnen und Nutzer) zwei Wochen getestet. 

Sämtliche Maßnahmen, Lösungen und Veränderungen wurden stets kommuniziert und aktiv vermarktet. Kommuniziert wurde in der Mitarbeiter-App, am Schwarzen Brett, in 1:1 Gesprächen, im Intranet, bei und durch Events, wie die Betrieblichen Gesundheitstage oder die Betriebsversammlung etc.

Das regelmäßige Feedback der Nutzerinnen und Nutzer und die aktive Begleitung und Beobachtung des Erfolgs der Maßnahmen half, die Maßnahmen zu verbessern. Dabei stehen die Bedürfnisse der Zielgruppe im Mittelpunkt. 

Ein konkreter „Kümmerer“ innerhalb des Unternehmens half dabei, die Maßnahmen zu konzipieren, zu implementieren, zu vermarkten und zu etablieren.

Es hat sich als fördernd herausgestellt, Maßnahmen „einfach mal auszuprobieren“. 

Die allergrößte Herausforderung ist die Frage, wie man das Verhalten der Menschen ändern kann. Ein Bus ist schnell gebucht, eine App ist schnell heruntergeladen, doch das schwierige – aber auch das entscheidende – ist, dass sich tatsächlich jemand in den Bus setzt und nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit fährt.

Es ist daher von großer Bedeutung die Zielgruppe zu kennen und mit ihr zu kommunizieren. Die Lösungen/Maßnahmen dürfen nicht nur konzipiert und entwickelt werden, sondern müssen dem Einzelnen schmackhaft gemacht und aktiv beworben werden.

Betriebliches Mobilitätsmanagement
Quelle: Mobilikon 2024
Icon Maßnahme

Betriebliches Mobilitätsmanagement umfasst alle Maßnahmen, die Unternehmen oder Behörden ergreifen, um den von ihnen verursachten Verkehr zu steuern.

Fahrradverleih
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Ein Fahrradverleih ist ein Geschäft, das gegen Entgelt Fahrräder verleiht. Das traditionelle Fahrradverleihsystem ermöglicht insbesondere für Touristen eine flexible und kostengünstige Fortbewegung.

Förderung von Fahrgemeinschaften
Quelle: miodrag ignjatovic / Getty Images
Icon Maßnahme

Mit der Bildung von Fahrgemeinschaften werde private Fahrten öffentlich zugänglich gemacht. Das ist ressourcenschonenend und verbessert das Mobilitätsangebot.

Pendlerportal
Maßnahme

Pendlerportal

Icon Maßnahme

Ein Pendlerportal bietet die Möglichkeit, Fahrten zum Arbeitsplatz durch private Fahrgemeinschaften zu bündeln. Das ist ressourcenschonend und verbessert das Mobilitätsangebot.

Mobilitätskonzept der Vetter Pharma-Fertigung
Quelle: Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG
Icon Praxisbeispiele

Das Mobilitätskonzept der Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG schafft für die Beschäftigten Alternativen zum Pendeln mit dem Pkw, u. a. durch die Aufwertung der Fahrradinfrastruktur.

Design Thinking
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Umsetzungshilfen

Design Thinking

Icon Umsetzungshilfen

Design Thinking ist ein Brainstorming-Prozess, bei dem verschiedene Lösungen für ein Problem gesucht und mithilfe von Prototypen getestet werden.

Kosten-Nutzen-Analyse
Quelle: Photography Taken By Mario Gutiérrez / Getty Images
Umsetzungshilfen

Kosten-Nutzen-Analyse

Icon Umsetzungshilfen

Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse wird die Wirtschaftlichkeit einer Mobilitätsmaßnahme anhand der monetären und nicht-monetären Wirkungen bewertet.

Mobilitätsgutscheine
Quelle: Luis Alvarez / Getty Images
Umsetzungshilfen

Mobilitätsgutscheine

Icon Umsetzungshilfen

Mobilitätsgutscheine ermöglichen die kostenlose bzw. rabattierte Nutzung eines Mobilitätsangebots. Hierdurch können Berührungsängste abgebaut und neue Nutzerinnen und Nutzer gewonnen werden.

Spielerische Ansätze zur Änderung des Mobilitätsverhaltens (Gamification)

November 2022:

Werksbesuch bei Bosch in Reutlingen | Gründung Arbeitskreis

März 2023:

Design Thinking mit Hochschule Neu-Ulm 

April – August 2023:

Pilotprojekt Mobility+ Shuttle & IHK-Weiterbildung

Oktober 2023:

Gründung Abteilung Fuhrpark & Mobilitätsmanagement

Dezember 2023:

Verbesserte Shuttle Route & Implementierung der Pendel-App

Juni – August 2024:

Verbesserung Zweiradstellplätze

September 2024:

Start des Projekts Parkraummanagement

Mai – August 2025:

Erweiterungsbau Fahrradstellplätze

Liebherr-Werk Ehingen GmbH, 2025.

Videos

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Quellvermerk: „Mobilikon 2025"

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