Bürger*innen-Carsharing in den Marburger Außenstadtteilen

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes „Zu Hause unterwegs. Mobil in ländlichen Räumen" (2024) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist Bürger*innen-Carsharing in den Marburger Außenstadtteilen?

Die Stadt Marburg finanziert und unterstützt während einer dreijährigen Pilotphase in drei Außenstadtteilen den Aufbau jeweils eines eigenständigen ehrenamtlich getragenen Carsharing-Angebots mit jeweils zwei (E-)Pkw. Diese bieten öffentlich für alle Bürgerinnen und Bürger, und insbesondere für die Bewohnerinnen und Bewohnern der jeweiligen Wohnquartiere, zugängliches Carsharing an. Zusätzlich werden in den Stadtteilen Lastenräder zur Verfügung gestellt, die von den Carsharing-Vereinen betreut werden und ebenfalls zu einem autoreduzierten Wohnumfeld beitragen. Bestandteil des Projekts ist ebenfalls die Beratung und die Vernetzung der drei Pilotstandorte. 

Welche Ziele werden mit dem Bürger*innen-Carsharing in den Marburger Außenstadtteilen verfolgt?

Das Projekt hat das Ziel die Mobilitätswende in den eher ländlich geprägten Marburger Außenstadtteilen zu fördern und trägt zu einer Verbesserung der Wohnortmobilität bei. Es trägt einerseits zur Reduzierung von Emissionen, zu weniger Kfz-Besitz und einer Aufwertung der Mobilitätsangebote bei. Andererseits wird das ehrenamtliche Engagement der Menschen vor Ort gestärkt und aktiv unterstützt. 

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Das Konzept des Marburger Bürger*innen Carsharing-Projekts wurde in zwei Workshops mit Hilfe eines externen Beratungsunternehmens gemeinsam mit Ehrenamtlichen erarbeitet. Flankierend dazu fanden Informationsveranstaltungen mit Berichten aus anderen kommunalen Carsharing-Projekten statt.

Die konkrete Umsetzung startete mit einer Bewerbungsphase. Es wurden drei Modellstandorte ausgewählt, die die Umsetzung vor Ort jeweils sehr unterschiedlich gestaltet haben. Insbesondere die Anbindung an bestehende dörfliche Vereinsstrukturen unterscheidet sich in den Pilotstandorten. Auch die Tarifmodelle und das Nutzungsverhalten variiert. Parallel zur Einführung des Carsharings hat die Stadt Beratungen zu spezifischen Fragestellungen finanziert und organisiert. 

Ebenfalls wurde eine gemeinsame Buchungsplattform angeschafft, die die Stadt finanziert. 

Die Finanzierung und Anschaffung der Fahrzeuge haben sich als sehr schwierig herausgestellt, sodass die Stadt jeden Pilotstandort bei der Beschaffung mit Mitteln in Höhe von bis zu 12.000 Euro unterstützt hat.

Ein wesentlicher Erfolg für die Umsetzung des Projekts sind die regelmäßigen Austauschtreffen der drei Pilotstandorte, die dem Erfahrungsaustausch und dem Voneinander-Lernen dienen. 

  • Eine Herausforderung ist, dass das Angebot in den Stadtteilen unterschiedlich genutzt wird. Auch eine Vergleichbarkeit und der Transfer sind schwierig, weil die Umsetzung sehr unterschiedlich ist: 
    • Kauf, Leasing oder zur Verfügung gestellte Privatautos
    • Standorte mit hoher Nachfrage, die bereits ein drittes Auto anschaffen oder Standorte mit geringer Nachfrage
  • Andere Stadtteile sind interessiert, es gibt jedoch noch keine Umsetzung. Die Projekte tragen sich wirtschaftlich noch nicht selbst, sodass die finanzielle Unterstützung der Stadt erforderlich ist.
Free-Floating-Carsharing
Quelle: d3sign / Getty Images
Icon Maßnahme

Free-Floating-Carsharing bezeichnet die organisierte gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen mit freier Stellplatzwahl innerhalb eines fest definierten Nutzungsgebiets.

Stationsbasiertes Carsharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Stationsbasierte Carsharing-Angebote bieten eine flexible Erweiterung der Mobilitätsmöglichkeiten in ländlichen Räumen. Verschiedene Fahrzeugtypen können an festen Stationen ausgeliehen werden.

Verleih von Lastenrädern
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Ein Lastenrad ist mit einer Transportfläche und häufig mit einem unterstützenden Elektromotor ausgestattet. Mit dem Lastenrad können sperrige und schwere Güter transportiert werden.

E-Carsharing-Angebot "Küstenstromer"
Quelle: Nordseebad Spiekeroog GmbH
Icon Beispiele aus der Praxis

„Küstenstromer“ ist ein auf Elektrofahrzeuge basierendes Carsharing-Angebot, vorwiegend für Einheimische und Gäste der autofreien Insel Spiekeroog. Das Angebot verbessert für diese die Mobilität auf dem Festland.

BARshare – kommunales E-Carsharing-Angebot im Landkreis Barnim
Stationsbasiertes E-Carsharing: Modellregion E-WALD
Kommunales Elektromobilitätskonzept
Quelle: Stadtratte / Getty Images
Icon Instrumente

Das kommunale Elektromobilitätskonzept stellt einen Handlungs- und Aktionsplan dar, um die Elektromobilität in den Gemeinden voranzubringen und die Mobilität insgesamt nachhaltiger zu gestalten.

Pilotmaßnahmen
Instrumente

Pilotmaßnahmen

Icon Instrumente

Pilotmaßnahmen sind ein wichtiges Instrument, um innovative Mobilitätslösungen exemplarisch auszuprobieren.

Informationsveranstaltung
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Hilfen zur Umsetzung

Informationsveranstaltung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Eine Informationsveranstaltung informiert die Öffentlichkeit über neue Mobilitätsangebote und bietet eine Plattform zum Austausch, um die Bekanntheit und das Verständnis der Angebote zu steigern.

Mobilitätsberatung
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Hilfen zur Umsetzung

Mobilitätsberatung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Die Mobilitätsberatung ist eine umfassende Kundenberatung zu Mobilitäts- und Ticketoptionen, unter Berücksichtigung der individuellen Kundenwünsche und -bedürfnisse und multimodaler Angebote.

Ein Leitfaden für elektromobiles Carsharing im ländlichen Raum
Oktober 2020:

Entwicklung der Projektidee aus der AG Mobilität und Versorgung

Mai 2021:

Beginn Öffentlichkeitsarbeit und inhaltliche Arbeit mit Workshops

17.05.2021:

Workshop

31.05.2021:

Workshop

08.07.2021:

Informationsveranstaltung zum Auftakt der Konzeptionsphase

Dezember 2021:

Start der Konzeptionsphase

29.04.2022:

Offizielle Eröffnung Standort Ginseldorf

01.08.2023:

Offizieller Start der Pilotphase

23.09.2023:

Offizielle Eröffnung Standort Moischt

10.10.2023:

Offizielle Eröffnung Standort Dagobertshausen

Mai 2024:

Inbetriebnahme 3. Auto in Ginseldorf

Juli 2024:

Beginn Evaluation

31.07.2026:

Ende der Pilotphase

Stadt Marburg, 2024.

Stadt Marburg, o. J.: Carsharing erweitert Mobilität im ländlichen Raum. Zugriff:  https://www.marburg.de/portal/seiten/carsharing-erweitert-mobilitaet-im… [abgerufen am 17.10.2024].

Ähnliche Praxisbeispiele

Quelle: KOM3

Radschnellweg Frankfurt-Darmstadt

Der Radschnellweg Frankfurt-Darmstadt ist Hessens erster Radschnellweg und wird bis 2028 auf über 30 km Länge zwischen Frankfurt und Darmstadt verlaufen. Einige Teilstücke wurden bereits eröffnet.