Car and Man-Sharing-Angebot: Smarte KARRE

Parkende E-Autos der Smarten Karre
Quelle: Inge Braune

Was ist Smarte KARRE?

Die Smarte KARRE ist ein Car-Sharing- und Man-Sharing-Angebot in Schäftersheim, welches ausschließlich Elektrofahrzeuge einsetzt, die mit vor Ort produziertem Strom aus Erneuerbaren Energien getankt werden. Insgesamt stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern des Dorfes Schäftersheim drei Elektroautos zur Verfügung, die über eine eigene App oder ein Online-Buchungsportal gebucht werden können. Die digitale Lösung per eigens entwickelter App ist smart, flexibel und innovativ. Für den Buchungsprozess und die Anwendung ist kein personeller Aufwand notwendig.

Der Nachhaltigkeitsaspekt hat bei der Smarten KARRE eine besondere Bedeutung. Ein Stromspeicher ermöglicht das Zwischenspeichern von erneuerbarem Strom aus Wind- und Solarenergie und macht das Laden der Autos auch in den Abend- und Nachtstunden mit 100 Prozent Ökostrom möglich. Zusätzlich zum Auto kann eine Fahrerin bzw. ein Fahrer gebucht werden, wenn die Fahrt nicht selbstständig durchgeführt werden kann. Die Fahrt wird dann durch Ehrenamtliche aus dem Dorf übernommen.

Das Projekt wurde als Modellvorhaben im Rahmen von „Land.Digital“ als Teil des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) - seit 2023 Bundesproramm Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULE+) - durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Durch die Anschubfinanzierung konnten 96.000 Euro an Fördergeldern generiert werden (58 Prozent der Gesamtsumme).

Welche Ziele werden mit Smarte KARRE verfolgt?

Die Einführung und Umsetzung der Smarten Karre ist erfolgreich durchgeführt. Die genannten Ziele, die Schäftersheimer Bürgerinnen und Bürger auf die Elektromobilität mit Erneuerbaren Energien vorzubereiten, ein nachhaltiges, rein digitales Carsharing-Angebot zu nutzen und auf den Zweit- oder Drittwagen zu verzichten, wurden größtenteils erreicht.

1) Umgang mit Elektromobilität und Erneuerbaren Energien

Die Bürgerinnen und Bürger, die das E-Carsharing-Angebot der Smarten KARRE nutzen, bedienen größtenteils zum ersten Mal ein Elektrofahrzeug. Durch das Projekt konnte zehn Prozent der Bevölkerung Schäftersheims für das Fahren mit Elektroautos nicht nur überzeugt werden, vielmehr wurde eine Sensibilität und ein Bewusstsein für die nachhaltige Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien in Kombination mit Elektroautos geschaffen.

2) Digitalisierung

Auch der Einklang des Projektes mit der Digitalisierung ist geglückt. So benötigen die Nutzerinnen und Nutzer der Smarten KARRE bereits heute nur noch ihr Smartphone, um die Smarte KARRE zu buchen, das Auto zu öffnen und zu schließen. Insbesondere für die nicht Smartphone affine Generation wurden hier mittels Sprechstunden und gemeinsamen „Übens“ Nutzungsbarrieren überwunden.

3) Verzicht auf Zweit- und Drittwagen

Dieses Ziel wurde zum derzeitigen Zeitpunkt nur teilweise erreicht. So haben die Bürgerinnen und Bürger, die Smarte KARRE häufig nutzen, diesen Vorteil bereits erkannt und besitzen nur noch ein Auto. Für Einige war die Nutzung der Smarten KARRE, insbesondere während des Ausbruchs der Corona-Pandemie im Jahr 2020, noch zu unsicher. Hier werden die nächsten Monate zeigen, in wie weit sich dieses Ziel weiter durchsetzt. Die Projektlaufzeit ist für genauere Aussagen zu kurz angesetzt.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Im Dezember 2018 fand in Schäftersheim mit einer Informationsveranstaltung der offizielle Projektstart der Smarten KARRE statt. Der Einladung folgten rund 20 Schäftersheimer Bürgerinnen und Bürger und Interessierte aus den Nachbarorten. Es fand eine Diskussion und Fragerunde statt: Welches Elektroauto wird zum Einsatz kommen? Wie ist die Reichweite? Zu welchem Tarif wird es verliehen? Wie kann das Auto gebucht werden? All dies soll im Laufe der Projektumsetzung gemeinsam erarbeitet und entwickelt werden.

Im nächsten Schritt wurde ein geeigneter Programmierer für die geplante App gesucht. Über die App als digitale Mitfahrzentrale können die Einwohnerinnen und Einwohner ihr Dorftaxi und bei Bedarf auch die benötigte Fahrerin oder Fahrer buchen. So wird vor allem die Kommunikation untereinander, das Miteinander und Füreinander da sein gefördert. Die Smarte KARRE soll die Dorfgemeinschaft für gemeinschaftliche Elektromobilität begeistern. Die App und Buchungsplattform werden regelmäßig optimiert.

Weiter wurde ein geeigneter Stromspeicher gefunden sowie die Auswahl des passenden Elektroautos für das Carsharing Angebot mit Hilfe eines örtlichen Autohauses getroffen. Nach Auswahl und Lieferung des zusätzlichen Elektroautos begann im Sommer 2019 eine mehrmonatige kostenlose Testphase. Das Leasing des Elektroautos wurde über das Projekt mitfinanziert. Laufende Kosten entstehen zudem jährlich für Versicherung, Auto-Inspektion, App- und Buchungsportalhosting, Reinigung und im geringen Umfang Personal.

Organisatorisch musste erst umfänglich über eine Nutzungsverordnung für die E-Fahrzeuge gesprochen werden, die zahlreiche Themen wie Unfälle, Reinigung, Ladevorgänge und Sonstiges beinhaltet. Aufgrund der Versicherung der Fahrzeuge als Selbstfahrer-Vermietfahrzeug konnte kein Schutzbrief für das Elektrofahrzeug ausgestellt werden. Es oblag dem Projektteam zu überlegen, was im Falle von Liegenbleiben, Unfall etc. passiert.

Der Kick-off zum Regelbetrieb wurde am 20. September 2019 im Rahmen der Veranstaltung „Nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum“ gegeben. Parallel wurde ein E-Car-Sharing-Stammtisch eingerichtet. Medial wurde eine Social Media-Kampagne gestartet und eine Homepage errichtet.

Eine der größten Herausforderungen stellte die Suche nach einer vollumfänglichen Versicherungsleistung für die Car-Sharing-Fahrzeuge dar. Durch die Vielzahl an verschiedenen Nutzerinnen und Nutzern (Alter, Gefahrenklasse, usw.) stellte die Suche nach einem passenden Versicherungsunternehmen einige Schwierigkeiten dar. Entweder wurden Anfragen für eine Versicherung abgelehnt oder die angebotenen Konditionen waren finanziell nicht tragbar. Nach langer Suche und vielen Gesprächen mit Versicherungsmaklern konnte eine Agentur gefunden werden. Die Versicherung war allerdings um ein Vielfaches höher als ursprünglich angenommen, was den Projekterfolg schwieriger gestaltete.

Einige potenzielle Nutzerinnen und Nutzer der Smarten KARRE verfügen über kein Smartphone oder Internetanschluss. Insbesondere bei Seniorinnen und Senioren, die die Funktion der Fahrersuche nutzen möchten, fehlt es häufig an digitaler Ausstattung. Hier ist meist der Weg über Nachbarn, Bekannte, Kinder, Enkelkinder mit Smartphone erforderlich. Auch das technische Verständnis fehlt bei diesem Personenkreis. Deshalb war die Einbindung der Tools „Fahrersuche“ und „Mitfahrzentrale“ auch erfolgsentscheidend für den Projektverlauf.

Die Zulassung gestaltete sich schwierig und musste auf „Selbstfahrer-Vermietfahrzeug“ geändert werden, was rechtlich einem unendlichen Personenkreis entspricht.

Durch das rein digitale Angebot wurde ein monatliches Hosting der App und des Buchungsportales für jedes einzelne Fahrzeug notwendig, die Kosten hierfür wurden in die Kalkulation zunächst nicht einberechnet, sind aber als ein Baustein der Kostenzusammensetzung unerlässlich.

Speicherinstallation – die Suche nach einem geeigneten Speicher, der die Anforderungen an das Projekt erfüllt, gestaltete sich schwieriger als gedacht. Das Projektteam konnte auf einer Messe in München mit einigen Batterieherstellern sprechen und so einen geeigneten Speicher finden, der auch als Leasingmodell erworben werden konnte (Projektanforderung).

Smarte KARRE [abgerufen am 17.11.2022].

20.11.2018

Die Bewilligung, die Smarte KARRE als Modell- und Demonstrationsvorhaben im Rahmen von Land.Digital zu fördern, wird erteilt.

30.11.2018

Durchführung der ersten Informationsveranstaltung für die Schäftersheimer Bürgerinnen und Bürger mit rund 20 Interessierten.

10.12.2018

Übergabe des Förderbescheides durch Bundesministerin Julia Klöckner und den Bundestagsabgeordneten Alois Gerig.

01.05.2019

Start der Testphase der Smarten KARRE mit vier Testfahrern.

20.09.2019

Veranstaltung "Land.Digital – Nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum" zum Startschuss der Smarten KARRE mit der Baden-Württembergischen Staatsministerin Friedlinde Gurr-Hirsch, den Bundestagsabgeordneten Nina Warken und Harald Ebener sowie dem Landrat des Main-Tauber Kreises Herrn Reinhard Frank.

20.09.2019

Start der offiziellen Testphase mit allen Schäftersheimer Bürgerinnen und Bürgern; die Homepage der Smarten KARRE geht online.

20.12.2019

Lieferung des neuen Elektrofahrzeugs als viertes Fahrzeug im Carsharing.

15.01.2020

Update zur App: die Buchungsapp erscheint in einem neuen, verbesserten Design. Das Layout und die Nutzeroberfläche wurden überarbeitet und verbessert.

06.08.2020

Prof. Dr. Martina Klärle wird mit der Smarten KARRE beim Landeswettbewerb „Wir machen Mobilitätswende!“ nominiert.

15.10.2020

Die 1.000-er Marke wird bei den Buchungen geknackt.

12.11.2020

Die Smarte KARRE ist Teil der Online-Konferenz „DIV – Deutschland Intelligent Vernetzt 2020“ und stellt sich vor.

03.12.2020

„Wir machen Mobilitätswende!“ und gewinnen beim Landeswettbewerb. Verkehrsminister Winfried Hermann zeichnet uns als Vorreiter für Mobilität im ländlichen Raum aus.

31.12.2020

45 Nutzerinnen und Nutzer machen beim Projekt mit und haben sich registriert. Sieben davon engagieren sich ehrenamtlich als Fahrerin bzw. Fahrer.

04.01.2021

Die regionalen TV-Sender TV-Mainfranken und L-TV Heilbronn berichten über das Projekt und strahlen einen Videobeitrag aus.

25.08.2021

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann besucht die Smarte KARRE in Schäftersheim und nimmt am Brunnentalk zu „Nachhaltiger Mobilität im ländlichen Raum“ teil.

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, o.J.: Smarte Karre - Car-& Man-Sharing in Schäftersheim. Zugriff: https://www.de.digital/DIGITAL/Redaktion/DE/Smart-City-Navigator/Projekte/smarte-karre.html [abgerufen am 10.11.2022].

Klärle GmbH, 2020: Über Smarte KARRE. Zugriff: https://smartekarre.de/ueber-smarte-karre/idee/ [abgerufen am 10.11.2022].

Klärle Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt mbH, 2022.