Dorfauto: Dorfmobil Barsikow

Seitenansicht des Dorfmobil Barsikow
Quelle: Dorfmobil Barsikow

Was ist das Dorfauto: Dorfmobil Barsikow?

Der Dorfverein Barsikow e.V. hat im März 2019 das Projekt entwickelt, ein Dorfmobil für das Dorf Barsikow zu betreiben. Das Dorfmobil-Projekt in Barsikow ist das erste in Brandenburg. Besonders ist, dass es in einer so kleinen Gemeinschaft (183 Einwohnerinnen und Einwohner) umgesetzt wurde. Seit Mitte Februar 2020 steht dem Dorfverein hierfür ein Renault ZOE zur Verfügung. Das Fahrzeug hat einen 100 kW (135 PS) elektrischen Antrieb und eine Batterie von 52 kWh. Damit kann im Sommer eine Strecke von ca. 375 Kilometer zurückgelegt werden, im Winter ca. 250 Kilometer bei einem energiesparenden Fahrstil.

Das Dorfmobil wird am „Alten Konsum“ in Barsikow geparkt, dem zentralen Treffpunkt und Veranstaltungsort im Dorf. Dort wurde auch eine Ladestation installiert. Hier kann das Auto abgeholt, zurückgebracht und geladen werden.

Das Dorfmobil Barsikow kann über eine App (MOQO) für die gewünschte Zeit reserviert werden. In der App werden die Informationen über Verfügbarkeit bereitgestellt. Über die App werden auch die von der Nutzerin bzw. vom Nutzer gefahrenen Kilometer angezeigt sowie die Kosten abgerechnet. Das Öffnen und Schließen des Fahrzeugs erfolgt über das eigene Smartphone auch mit der App. Nach Zurückbringen des Fahrzeugs ist es wieder an die Ladestation anzuschließen.

Aber auch ohne Smartphone kann der Dienst genutzt werden. Ein Mitglied der Arbeitsgruppe händigt nach vorheriger Anmeldung dafür eine Chipkarte aus, mit der das Dorfmobil geöffnet werden kann.

Der Tarif für das Dorfmobil Barsikow beträgt 2,29 Euro pro Nutzungsstunde plus 12 Cent pro gefahrenem Kilometer. Bei einer Nutzungsdauer von über zehn Stunden an einem Tag wird der Tarif für den Tag auf 22,90 Euro gedeckelt (Stand: Februar 2024).

Welche Ziele werden mit dem Dorfauto: Dorfmobil Barsikow verfolgt?

Das Ziel ist, das Dorfmobil als gemeinsames Fahrzeug nach dem Prinzip des Carsharings für die Dorfgemeinschaft Barsikow zur Verfügung zu stellen. Das Angebot leistet einen Beitrag, die Attraktivität des Landlebens zu verbessern, indem die Abhängigkeit von einem eigenen Pkw reduziert werden kann.

Die Initiative ist überzeugt, dass das Teilen eines Autos Ressourcen spart und kostengünstiger ist als der Besitz eines oder mehrerer Fahrzeuge. Weitere Ziele sind die Öffnung für neue Konzepte (Teilen statt Haben, Elektro- statt Verbrennerantrieb, weitere Nutzung der Digitalisierung) und die Verstärkung des Gemeinschaftssinns im Dorf.

Das Dorfmobil Barsikow ist auch für Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner geöffnet, die selber nicht fahren können oder nicht mehr wollen. Sie können eine Fahrerin bzw. einen Fahrer buchen, sodass auch für diese Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner neue Mobilitätsmöglichkeiten geschaffen werden.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Das Dorfmobil Barsikow strebt keinen Gewinn an und wird ehrenamtlich betrieben. Der Dorfverein hat einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb Dorfmobil Barsikow gegründet und angemeldet, der von der Arbeitsgruppe Dorfmobil Barsikow organisiert wird. Die Kosten des Betriebs werden von den Nutzerinnen und Nutzern über die Tarife pro Stunde und pro Kilometer getragen.

Durch den innovativen und experimentellen Charakter des E-Auto-Teilens in einer kleinen Gemeinschaft förderte der Landkreis Ostprignitz-Ruppin das Projekt mit 25.000 Euro im Juni 2019. Das entspricht 80 Prozent des Anschaffungspreises des Fahrzeugs. Außerdem wurden sowohl die Anschaffung des Ladesystems und der Informationstechnologie (Bordcomputer, App usw.), als auch die juristische Beratung bei der Umsetzung gefördert.

Die durchschnittliche Anzahl der Nutzungsstunden seit Betriebsanfang beträgt 100 Stunden pro Monat. Das Dorfmobil Barsikow wird im Durchschnitt 30 Mal pro Monat genutzt – also gut einmal pro Tag. Jede Nutzung dauert durchschnittlich vier Stunden. Dabei werden im Schnitt 44 Kilometer zurückgelegt. Das sind durchschnittlich 13,2 Kilometer pro Nutzungsstunde (Stand: Oktober 2024).

Es gab am Anfang erhebliche Bedenken beim Träger (Dorfverein) dem Dorfmobil-Projekt gegenüber. Dazu gehörten Zweifel an der Akzeptanz im Dorf, an der Wirtschaftlichkeit für die Nutzerinnen und Nutzer, am Nutzen für die Umwelt (E-Autos) und die Sorge über den finanziellen Umfang des Projektes und die Rückzahlung der Schulden sowie Haftungsrisiken.

Die Bedenken bei den potentiellen Nutzerinnen und Nutzern lauteten häufig: „Da muss ich dann ja erst hinlaufen“, „Wenn ich es brauche, ist es auf einmal nicht da“ oder „Es ist eben nicht mein Auto“. Hinzu kamen die Sorge um die Pkw-Reichweite, fehlende Erfahrung mit und Bedenken wegen des Automatikgetriebes oder die Komplexität der IT. Die Nutzung eines Carsharing-Systems erfordert eine Veränderung persönlicher Gewohnheiten.

Die Einführung eines solches Projektes in einer kleinen Gemeinschaft erfordert vorher die Identifikation von einem harten Kern von Nutzerinnen und Nutzern (namentlich), der das Projekt auf jeden Fall tragen könnte. In einem Dorf von 183 Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es keinen anonymen „Markt“. Wenn es diese Basis dann gibt, kann darauf eine langsame Erweiterung des Nutzungskreises aufgebaut werden.

Die Projektarbeit war recht arbeitsintensiv, auch durch die große Anzahl an verschiedenen Aktionen und den Lernprozess in vielen unterschiedlichen Bereichen. Eine grobe Schätzung des Arbeitsaufwandes für ein Jahr wäre eine Vollzeitstelle für eine Person, verteilt über fünf Personen in einer Arbeitsgruppe. Die routinemäßige Pflege des Projektes nach dem Start erfordert schätzungsweise zehn bis 20 Personentage pro Jahr. Hinzu kommen eine recht aufwendige Pressearbeit und Informationsbeschaffung (Präsentationen, Antworten auf Nachfragen). Es empfiehlt sich, solche Ressourcen vor Projektbeginn zu identifizieren.

Dorfauto
Quelle: W. Schweizer
Maßnahme

Dorfauto

Icon Maßnahme

Das Dorfauto ist ein Fahrzeug zur flexiblen, gemeinschaftlichen Nutzung innerhalb einer Gemeinde. Mit vorheriger Registrierung und Fahrtanmeldung wird eine Mobilität ohne privaten Pkw ermöglicht.

Stationsbasiertes Carsharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Stationsbasierte Carsharing-Angebote bieten eine flexible Erweiterung der Mobilitätsmöglichkeiten in ländlichen Räumen. Verschiedene Fahrzeugtypen können an festen Stationen ausgeliehen werden.

Dorfauto: Dörpsmobil Klixbüll
Quelle: Gemeinde Klixbüll
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: Dörpsmobil Klixbüll

Icon Beispiele aus der Praxis

In der Gemeinde Klixbüll ergänzt ein Elektrofahrzeug das Mobilitätsangebot und kann stunden- oder tageweise gemietet werden.

Dorfauto: WertherMobil
Quelle: www.werther-mobil.de
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: WertherMobil

Icon Beispiele aus der Praxis

Das WertherMobil war ein elektrisch betriebenes Fahrzeug, das für ehrenamtliche Fahr- und Lieferdienste sowie als Carsharing-Angebot in der Gemeinde Werther genutzt werden konnte.

mobine – ein Dorf-Auto für Jedermann
Quelle: Landkreis Cuxhaven
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Die mobine ist ein durch einen Verein gestütztes, effizientes und innovatives Carsharing-Modell mit ehrenamtlichem Fahrdienst, das als Ergänzung zum vorhandenen ÖPNV die Mobilität in Neuenwalde verbessert.

Stationsbasiertes Carsharing: Bürgerschaftlich organisiertes Carsharing-Angebot in kleineren Kommunen im Landkreis Ebersberg
Stationsbasiertes E-Carsharing: Modellregion E-WALD
Carsharing Gesetz (CsgG)
Quelle: RUNSTUDIO / Getty Images
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Das Carsharinggesetz bildet den rechtlichen Rahmen für Maßnahmen zur Bevorrechtigung des Carsharings, insbesondere durch die Ausweisung von Stellplätzen und ermäßigte Parkgebühren.

Leitfaden zur Gründung neuer Carsharing-Angebote
Vereinsrecht
Quelle: seksan Mongkhonkhamsao / Getty Images
Instrumente

Vereinsrecht

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Ein Verein bietet die Möglichkeit, zusammen mit anderen einem Zweck zum Erfolg zu verhelfen. Das Vereinsrecht bildet hierfür den Rahmen.

Carsharing
Wissenschaftliche Dokumente
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Carsharing

Icon Publikationssammlung

Die praxisnahe Hilfestellung für Kommunen in Nordrhein-Westfalen formuliert Verfahrensschritte und Strategien für die erfolgreiche Umsetzung von Carsharing-Angeboten.

Ein Leitfaden für elektromobiles Carsharing im ländlichen Raum
Januar 2019:

Entwicklung der ersten Ideen in einer Arbeitsgruppe, Umfrage im Dorf

März 2019:

Projektentwicklung durch den Dorfverein Barsikow e.V.

Juni 2019:

Förderung des Landkreises Ostprignitz-Ruppin zur Beschaffung eines E-Fahrzeugs

21. Februar 2020:

Renault ZOE steht als Dorfauto zur Verfügung

Dorfverein Barsikow e.V., o. J.: Dorfmobil Barsikow. Zugriff: http://dorfmobil.barsikow.de/, Berichterstattung [abgerufen am 22.11.2024].

Dorfverein Barsikow e.V., o. J.: Dorfmobil Barsikow. Zugriff: http://dorfmobil.barsikow.de/, Projektinfo [abgerufen am 22.11.2024].

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