Dorfauto: WertherMobil

WertherMobil unter Parkgarage im Dorf
Quelle: www.werther-mobil.de

Was war das Dorfauto: WertherMobil?

In der Gemeinde Werther im Landkreis Nordhausen wurde ein elektrisch betriebenes Fahrzeug eingesetzt, um die Erreichbarkeits- und Versorgungssicherung in der ländlich geprägten Umgebung zu erhöhen. Das WertherMobil stand der 3.130 Bewohnerinnen und Bewohnern zählenden Gemeinde in Form von Fahrdiensten durch Ehrenamtliche, z. B. für Behördengänge und Arztbesuche, oder als Carsharing-Angebot für private Zwecke zur Verfügung.

Auf Spendenbasis konnte der Fahrdienst von Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinde Werther genutzt werden. Angefahren wurden alle acht Ortsteile der Gemeinde und das Stadtgebiet Nordhausen. Das Angebot richtete sich insbesondere an Personen, die aufgrund von fehlender oder eingeschränkter Mobilität nicht in der Lage waren, den täglichen Bedürfnissen der Daseinsvorsorge wie Einkäufen oder anderen Besorgungen nachzugehen. Auf Bestellung brachten Ehrenamtliche die Bürgerinnen und Bürger von A nach B. Eine für das WertherMobil erbaute Photovoltaikanlage vor Ort und eine öffentliche Ladestation lieferten den Strom für das Fahrzeug.

Welche Ziele wurden mit dem Dorfauto: WertherMobil verfolgt?

Durch den Einsatz eines elektrisch betriebenen „Dorfautos“ sollte die Mobilität vor Ort umweltfreundlich gestärkt und die Nahbereichsversorgung stabilisiert werden. Das WertherMobil sollte zudem als Ergänzung zu dem schwach ausgebauten Liniennetz der Ortsteile fungieren und lokale Dienstleistungsangebote beleben.

Neben den verkehrsräumlichen Funktionen sollte mit Hilfe des WertherMobils die Gemeinde Werther als Wohnstandort attraktiver werden. Dazu wurde in Verbindung mit dem Elektrofahrzeug ein Dorfladen eröffnet, von dem aus mit dem WertherMobil Produkte an die Bewohnerinnen und Bewohner ausgeliefert wurden. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels diente das Angebot insbesondere Älteren, mobilitätseingeschränkten Menschen sowie Personen ohne privaten Pkw als Versorgungshilfe und ermöglichte eine flexible Mobilität.

Darüber hinaus hatte die Maßnahme zum Ziel, für andere Gemeinden eine Vorbildfunktion einzunehmen und Impulse für die Energiewende im Verkehrssektor der ländlichen Räume zu vermitteln. Auch der soziale Zusammenhalt und die Stärkung der lokalen Identifikation stellten Ziele des WertherMobils dar.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Das WertherMobil wurde zwischen 2014 und 2017 im Rahmen zweier Modellvorhaben durch das Thüringer Verkehrsministerium aufgelegt und zu 75 Prozent der Kosten gefördert. Das Institut für Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt erhielt den Auftrag für die wissenschaftliche Begleitung, Beforschung und Auswertung des Förderprojektes. Ziel war es, umweltfreundliche Mobilitätskonzepte in ländlichen Regionen zu erproben und neue Dienstleistungs- und Versorgungsformen zu entwickeln. Mit dem Fahr- und Leihdienst sollte zudem geprüft werden, ob der Einsatz eines Dorf-Fahrzeuges einen positiven Einfluss auf die Nutzung bereits bestehender ÖPNV-Angebote hat.

Modellvorhaben:

  • 2014 bis 2015: Erstes Projekt: „Mobilität im ländlichen Raum. Integration eines erneuerbare Energien nutzenden Elektrofahrzeugs (WertherMobil) für den Nahbereich in das Konzept eines multifunktionalen Dorfladens“
  • 2016 bis 2017: Zweites Projekt: „Beitrag eines mit lokal erzeugter erneuerbarer Energie betriebenen Elektrofahrzeugs (WertherMobil) für die Stabilisierung der Nahbereichsversorgung einer ländlichen Gemeinde“

Im Anschluss an die zwei abgeschlossenen Projekte wurde ein Handlungsleitfaden für Gemeinden erstellt, der eine Checkliste sowie Empfehlungen für die Etablierung eines elektrisch betriebenes „Dorfautos“ aufführt.

Insgesamt hat das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz das Projekt mit 260.000 Euro vier Jahre gefördert. Nach Beendigung des Förderprojektes finanzierte sich das WetherMobil durch Spenden, Einnahmen aus dem Carsharing und der Bezuschussung aus dem Gemeindehaushalt bis zu seiner Einstellung 2020 aufgrund von fehlendem Personal und fehlender Nachfrage.

Zwar hatte die Gemeinde Werther die Projekte zu 75 Prozent gefördert bekommen, jedoch war die Finanzierung nach Ende der Maßnahme sehr hoch, da im Gegenzug kaum Einnahmen zu verzeichnen waren.

Schwierig war sowohl die Akquise von neuen ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern als auch die bestehenden Fahrer zu halten.

Seit März 2020 stand das Projekt aufgrund der COVID-19-Pandemie relativ still. Das war für die Gemeinde Werther und vor allem für die darauf angewiesenen Bürgerinnen und Bürger nicht einfach. Manche ehrenamtlichen Fahrer konnten in dieser Zeit nicht gehalten werden. Das Angebot musste zwischenzeitlich eingestellt werden.

Die Organisation des Fahrdienstes beinhaltete viele Telefonate und nahm somit auch viel Zeit in Anspruch. Die Bürgerinnen und Bürger riefen an, im Anschluss musste das Fahrpersonal angerufen werden. In manchen Fällen war dann ein nochmaliger Anruf bei dem Bürger oder der Bürgerin notwendig. Die Koordination der E-Mobile im Haus musste geklärt werden.

Zwischenzeitlich stand ein Online-Buchungsportal zur Verfügung. Hierfür konnte der finanzielle Aufwand jedoch nicht gedeckt werden.

Dorfauto
Quelle: W. Schweizer
Maßnahme

Dorfauto

Icon Maßnahme

Das Dorfauto ist ein Fahrzeug zur flexiblen, gemeinschaftlichen Nutzung innerhalb einer Gemeinde. Mit vorheriger Registrierung und Fahrtanmeldung wird eine Mobilität ohne privaten Pkw ermöglicht.

Ehrenamtlicher Fahrdienst
Quelle: Mobilikon 2024
Icon Maßnahme

Mit ehrenamtlichem Engagement wird das Mobilitätsangebot vor Ort durch den ehrenamtlichen Fahrdienst bedarfsgesteuert erweitert.

Dorfauto: Dorfmobil Barsikow
Quelle: Dorfmobil Barsikow
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: Dorfmobil Barsikow

Icon Beispiele aus der Praxis

Unterstützt vom Landkreis Ostprignitz-Ruppin bietet der Dorfverein in Barsikow ein elektrisch betriebenes Dorfmobil an, welches der kleinen Dorfgemeinschaft als Carsharing-Fahrzeug zur Verfügung steht.

Dorfauto: Dörpsmobil Klixbüll
Quelle: Gemeinde Klixbüll
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: Dörpsmobil Klixbüll

Icon Beispiele aus der Praxis

In der Gemeinde Klixbüll ergänzt ein Elektrofahrzeug das Mobilitätsangebot und kann stunden- oder tageweise gemietet werden.

mobine – ein Dorf-Auto für Jedermann
Quelle: Landkreis Cuxhaven
Icon Beispiele aus der Praxis

Die mobine ist ein durch einen Verein gestütztes, effizientes und innovatives Carsharing-Modell mit ehrenamtlichem Fahrdienst, das als Ergänzung zum vorhandenen ÖPNV die Mobilität in Neuenwalde verbessert.

Vereins-Shuttle Oftersheim
Quelle: PROSUMUS UG
Beispiele aus der Praxis

Vereins-Shuttle Oftersheim

Icon Beispiele aus der Praxis

Das Vereins-Shuttle Oftersheim war ein Fahrdienst in der Gemeinde Oftersheim, der Mitglieder von gemeinnützigen Organisationen in einer Art „Sammeltaxi“ zu Hause abholte, zu Angeboten brachte und sie anschließend wieder zurückfuhr.

WertherMobil [abgerufen am 27.11.2024].

28.02.2014:

1. Zuwendungsbescheid ergeht an die FH Erfurt             

01.04.2014:

Übergabe eines Elektromobils Renault Kangoo Ze im Rahmen des Projekts an Gemeinde Werther

01.04.2014:

Eröffnung des Dorfladens in Werther. Beginn des Lieferservice mit Waren des täglichen Bedarfes

27.06.2014:

1. Zwischenbericht der FH Erfurt zum Projektverlauf

04.11.2014:

Inbetriebnahme des Solarcarports und der Ladestation in Werther

12.01.2015:

Beginn des Carsharing-Leihautosystems in Werther

21.04.2015:

2. Zwischenbericht der FH Erfurt zum Projektverlauf

27.11.2015:

Abschlussveranstaltung mit Vorstellung Endbericht und Handlungsleitfaden der Projekphase 2014-2015  

11.12.2015:

Übergabe 2. Zuwendungsbescheid über die zweite Projektphase durch Staatssekretär Möller. Beginn der zweiten Projekt Phase 2015-2017

11.12.2015:

Inbetriebnahme eines Stromspeichersystems und einer zweiten öffentlichen Ladestation

27.01.2016:

Informationsveranstaltung und Gründung eines ehrenamtlichen Fahrerpools

25.02.2016:

Erstellung und Freischaltung einer eigenen Homepage für das Projekt

24.10.2016:

Offizielle Übergabe eines Renault ZOE und die Vorstellung des Zwischenberichts durch die FH Erfurt

01.11.2016:

Start des Carsharing mit dem neuen Renault ZOE

24.11.2017:

Vorstellung des Endberichts und Leitfaden Thüringen zum WertherMobil

30.11.2017:

Das Förderprojekt des TMUEN ist offiziell beendet.

Seit 2020:

Einstellung des Angebots aufgund von fehlendem Personal und fehlender Nachfrage.

Freistaat Thüringen, 2016: Nachhaltig mobil im ländlichen Raum: Das WertherMobil. Zugriff: https://www.youtube.com/watch?v=aJtuylLSt54 [abgerufen am 27.11.2024].

Gemeindeverwaltung Werther, 2016: Der Fahr- und Leihdienst. Zugriff: www.werther-mobil.de, Der Fahr- und Leihdienst [abgerufen am 27.11.2024].

Gemeindeverwaltung Werther, 2016: Das Projekt. Zugriff: www.werther-mobil.de, WERTHER mobil ..., Das Projekt [abgerufen am 27.11.2024].

Gemeindeverwaltung Werther, 2016: Werbefilm. Zugriff: www.werther-mobil.de, WERTHER mobil ..., Imagefilm/Werbefilm [abgerufen am 27.11.2024].

Gemeindeverwaltung Werther, 2023.

Gemeindeverwaltung Werther, Institut für Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt, 2017: E-Mobilität im ländlichen Raum – Gemeinde Werther II. Beitrag eines mit lokal erzeugter erneuerbarer Energie betriebenen Elektrofahrzeugs (WertherMobil) für die Stabilisierung der Nahbereichsversorgung einer ländlichen Gemeinde. Modellprojekt gefördert durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN). Handlungsleitfaden. Zugriff: www.werther-mobil.de, WERTHER mobil ..., Das Projekt, Handlungsleitfaden 2017 [abgerufen am 27.11.2024].

Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN), 2017: Möller: Mit nachhaltiger Mobilität den ländlichen Raum stärken. Elektrisch mobil in der Gemeinde Werther – Pilotvorhaben erfolgreich abgeschlossen. Erfurt. Zugriff: https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/ele… [abgerufen am 27.11.2024].

Ähnliche Praxisbeispiele

Quelle: Wartburgmobil, 2020

dorfbus Feldatal

Der dorfbus in Feldatal ersetzte mit einem Kleinbus – bis auf den Schülerverkehr – den gesamten Linienverkehr in der thüringischen Rhön.

Quelle: Gemeinde Floh-Seligenthal

Bürgerbus Floh-Seligenthal

2022 wurde in der Gemeinde Floh-Seligenthal ein Bürgerbus angeschafft, der insbesondere für Bürgerinnen und Bürger verkehrt, die keinen eigenen Pkw besitzen oder den ÖPNV nicht nutzen können.