Ehrenamtlicher Seniorenfahrdienst und Bürger- und Seniorenbus auf Basis Rufbus in Markt Altmannstein

Personen vor einem Kleinbus
Quelle: Würde im Alter e.V.

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes Gemeinsam erfolgreich. Mobil in ländlichen Räumen“ (2021) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist der Ehrenamtliche Seniorenfahrdienst in Markt Altmannstein?

Das Grundkonzept heißt: Bürgerinnen und Bürger fahren Bürgerinnen und Bürger. Bürgerinnen und Bürger fahren mit ihrem eigenen Pkw mobilitätseingeschränkte Personen vor Ort zu ihrem Ziel. Die Koordination erfolgt zentral über einen vom Markt Altmannstein auf Basis Minijob angestellten Koordinator. Die Fahrten müssen beim Koordinator angemeldet werden. Dieser vermittelt einen Fahrer oder eine Fahrerin und nimmt im Anschluss die gefahrenen Kilometer und die Fahrdauer in seine Dokumentation auf. Mit ca. 80 Prozent bilden die Fahrten zum Haus- und Facharzt den Schwerpunkt.

Folgende Leistungen werden angeboten:

  • Einkaufsservice (z. B. Apotheke)
  • Bring- und Abholdienste (Arztbesuch, Einkauf, Dienstleistungen etc.)
  • Fahr- und Begleitdienste

Was ist der Bürger- und Seniorenbus auf Basis Rufbus in Markt Altmannstein?

Rentnerinnen und Rentner mit Personenbeförderungsschein fahren den 9-sitzigen Bus an zwei Tagen in der Woche fünf Mal pro Tag nach dem mit dem ÖPNV und der Regierung von Oberbayern (Sachgebiet 23.2 Personenbeförderung, Schienenverkehr) abgestimmten Fahrplan. Die Fahrten müssen beim Koordinator angemeldet werden. Der Bus fährt nach Fahrplan, aber nur die Haltestellen an, für die Fahrgäste angemeldet sind. Die Anbindung der Ortsteile an den Kernort (Hausarzt, Einkaufen etc.), aber auch an weiterführende Buslinien wird durch den Bürger- und Seniorenbus realisiert.

Welche Ziele werden mit dem Ehrenamtlichen Seniorenfahrdienst und dem Bürger- und Seniorenbus auf Basis Rufbus verfolgt?

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger vor Ort (z. B. Personen ohne eigenes Fahrzeug) sind aufgrund fehlender ÖPNV-Anbindung der Ortsteile an den Hauptort gezwungen, diese Strecken bei jedem Wetter zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück zu legen, oder sind darauf angewiesen, dass sie von Verwandten, Bekannten oder Nachbarinnen bzw. Nachbarn gefahren werden. Überregionale Fahrten z. B. zum Arzt oder zur Ärztin, ins Krankenhaus, zu Therapeutinnen oder Therapeuten etc. sind mit dem ÖPNV nicht möglich oder zumutbar. Mit dem ehrenamtlichen Seniorenfahrdienst bzw. dem Bürger- und Seniorenbus können die Betroffenen ihre Mobilität selbstbestimmt gestalten.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Die Treiberfunktion wurde von dem Verein Würde im Alter e.V. übernommen. Als Kooperationspartner konnte die Marktgemeinde Altmannstein gefunden werden. Wichtig war die Abstimmung mit allen tangierenden Bereichen (Regionalmanagement Altmühl Jura, Landratsamt Eichstätt ÖPNV, Busunternehmen und der Regierung von Oberbayern). Dadurch, dass von Seiten der Gemeinde die Finanzierung abgesichert wurde, von dem Marktrat das Konzept mitgetragen wird und Zuschüsse von der Regierung von Oberbayern für die Anschaffung des Busses erfolgt sind, war die Umsetzung relativ zügig möglich.

Den Schlüssel für den Erfolg bilden die ehrenamtlich Tätigen (Fahrerinnen und Fahrer mit privatem Pkw, Busfahrerinnen und Busfahrer sowie Koordinatoren). Über die Haushaltbefragung 2017 konnten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen bewegt werden. Über regelmäßige Fahrertreffen erfolgt Austausch und Wertschätzung.

Der Schwerpunkt liegt darauf, genügend Bürgerinnen und Bürger zu finden, die bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Die finanzielle Absicherung, z. B. durch die Gemeinde, bildet ebenfalls eine Hürde, da der Betrieb insbesondere bei einer ländlich geprägten Flächengemeinde wie Altmannstein, nicht kostendeckend sein kann.

Die Abstimmung mit den tangierenden Bereichen und der damit verbundenen Bürokratie bildet ebenfalls eine Herausforderung.

Anrufbürgerbus
Icon Maßnahme

Ein Anrufbürgerbus wird ehrenamtlich mit dem Ziel betrieben, das ÖPNV-Angebot zu ergänzen. Als bedarfsgesteuerte Angebotsform verkehrt der Anrufbürgerbus nach vorheriger Anmeldung.

Anrufbus (F-Bus)
Icon Maßnahme

Der Anrufbus (F-Bus) verkehrt nach Anmeldung zeitlich und räumlich flexibel in einem Bediengebiet und transportiert Kundinnen und Kunden von der Haustür zum Wunschort.

Anrufbus (R-Bus)
Quelle: Mobilikon 2021
Icon Maßnahme

Der Anrufbus im Richtungsbandbetrieb (R-Bus) verkehrt fahrplangebunden von Haltestelle zu Haltestelle auf einer festen Grundroute mit zusätzlichen Bedarfshaltestellen.

Anrufbus (RF-Bus)
Icon Maßnahme

Der Anrufbus im Flächenbetrieb ohne Haustürbedienung (RF-Bus) verkehrt ohne Fahrplan. Ein- und Ausstieg erfolgen an einer Haltestelle.

Ehrenamtlicher Fahrdienst
Quelle: Mobilikon 2024
Icon Maßnahme

Mit ehrenamtlichem Engagement wird das Mobilitätsangebot vor Ort durch den ehrenamtlichen Fahrdienst bedarfsgesteuert erweitert.

Liniengebundener Bürgerbus
Quelle: Mobilikon 2021
Icon Maßnahme

Ein liniengebundener Bürgerbus wird von ehrenamtlich engagierten Personen betrieben mit dem Ziel, das bestehende ÖPNV-Angebot zu ergänzen. Der Bürgerbus verkehrt nach Fahrplan auf einer festen Route.

Seniorentaxi
Quelle: Mobilikon 2021
Maßnahme

Seniorentaxi

Icon Maßnahme

Mit dem Seniorentaxi kann ein Mobilitätsangebot speziell für ältere Menschen in ländlichen Räumen geschaffen und so die Mobilität im Alter gesichert werden.

Anruflinienbus
Icon Maßnahme

Bedarfsorientierte Anruflinienbusse verkehren nach Fahrplan auf Linienwegen nach Anmeldung eines Fahrtwunsches. Möglichst viele Fahrgäste sollen gemeinsam befördert und Leerfahrten vermieden werden.

Ehrenamtlicher Fahrdienst: e-Fahrdienst Boxberg
Icon Beispiele aus der Praxis

Der ehrenamtliche Fahrdienst der Gemeinde Boxberg dient der Verbesserung der Mobilität in der Gemeinde. Das preisgünstige Angebot wird durch ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer betrieben.

Fahrdienst Königsbrunn
Quelle: MGH Königsbrunn
Beispiele aus der Praxis

Fahrdienst Königsbrunn

Icon Beispiele aus der Praxis

Im Rahmen des Fahrdienst Königsbrunn werden ältere sowie mobilitätseingeschränkte Personen ehrenamtlich befördert.

Seniorentaxi Hachenburg
Quelle: Mobilikon 2021
Beispiele aus der Praxis

Seniorentaxi Hachenburg

Icon Beispiele aus der Praxis

Das Seniorentaxi in der Verbandsgemeinde Hachenburg ermöglicht den kostengünstigen Transport für Einwohnerinnen und Einwohner der Verbandsgemeinde ab 67 Jahren oder mit schwerer Behinderung durch die örtlichen Taxiunternehmen.

„Mobilität mitdenken!“ = MOSTA (Mobilität und soziale Teilhabe aufeinander abstimmen)
Vereins-Shuttle Oftersheim
Quelle: PROSUMUS UG
Beispiele aus der Praxis

Vereins-Shuttle Oftersheim

Icon Beispiele aus der Praxis

Das Vereins-Shuttle Oftersheim war ein Fahrdienst in der Gemeinde Oftersheim, der Mitglieder von gemeinnützigen Organisationen in einer Art „Sammeltaxi“ zu Hause abholte, zu Angeboten brachte und sie anschließend wieder zurückfuhr.

Bürgerrufauto MIT - Mobil im Kleinen Wiesental
Quelle: Gemeinde Kleines Wiesental
Icon Beispiele aus der Praxis

Das Bürgerrufauto in Kleines Wiesental ist ein Mobilitätsangebot, mit dem entlegene Ortsteile an den Buslinienverkehr angeschlossen werden und Seniorinnen und Senioren einen Fahrdienst von Tür zu Tür angeboten wird.

Mobilitätsberatung und Bürgerbus in Rhede: Mobil bis zur Haustür
Handbuch zur Planung flexibler Bedienungsformen im ÖPNV
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Instrumente

Das Handbuch des BMVBS gibt eine Einführung in flexible Bedienformen im ÖPNV und bietet Hilfestellungen und Hintergrundinformationen zu den zentralen Aspekten der Einführung in ländlichen Räumen.

Bürgerbusverein
Instrumente

Bürgerbusverein

Icon Instrumente

Ein Bürgerbus muss in eine juristisch eigenständige Institution eingebettet werden. In Deutschland ist der häufigste Weg die Gründung eines Bürgerbusvereins.

Seniorenbeteiligung
Hilfen zur Umsetzung

Seniorenbeteiligung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mit der Beteiligung von Seniorinnen und Senioren sollen spezifische Mobilitätsbedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe angemessen berücksichtigt und ein attraktives Mobilitätsangebot geschaffen werden.

Bürgerbus in Thüringen
Wissenschaftliche Dokumente
Publikationssammlung

Bürgerbus in Thüringen

Icon Publikationssammlung

Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft stellt in der Broschüre die Grundlagen für die Umsetzung eines Bürgerbusses dar.

BürgerBusse in Fahrt bringen. Stationen auf dem Weg zum BürgerBus
Handbuch für partizipative Mobilitätsplanung „Was Bürgerinnen und Bürger bewegt"
September 2017:

Konzeptidee Vorstand Verein Würde im Alter

Februar 2018:

Erstes Abstimmgespräch mit den Keyplayern zum Thema Bürger- und Seniorenbus

Juni 2018:

Haushaltsbefragung zur Bedarfsermittlung

August 2018:

Ergebnispräsentation Altmühl Jura Mobilitätskonzept

Oktober 2018:

Treffen mit den potentiellen Fahrern

Dezember 2018:

Bestätigung des ehrenamtlichen Seniorenfahrdienstes durch den Marktrat

Januar 2019:

Der ehrenamtliche Seniorenfahrdienst geht an den Start

Juli 2019:

Freigabe zur weiteren Ausplanung des Bürger- und Seniorenbusses inkl. Beschaffung

Oktober 2019:

Freigabe zur Beschaffung des Busses

Februar 2020:

Aufnahme des regelmäßigen Fahrbetriebes Bürger- und Seniorenbus

November 2021:

Der Bürger und Seniorenbus wird Rufbus

Altmühl Jura, o. J.: Altmühl Jura Mobilitätskonzept. ÖPNV Angebot in der Ferienzeit. Zugriff: https://www.altmuehl-jura.de [abgerufen am 01.06.2022].

Bayerische Landesamt für Statistik, o. J.: Demographische Entwicklung Markt Altmannstein. Zugriff: https://www.statistik.bayern.de [abgerufen am 23.05.2022].

Würde im Alter e.V., 2025.

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Quellvermerk: „Mobilikon 2024"

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