Ein Leihradsystem für die Prignitz

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes „Zu Hause unterwegs. Mobil in ländlichen Räumen" (2024) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist das Leihradsystem für die Prignitz?

Um die Wohnortmobilität und die nachhaltige Fortbewegung auf der letzten Meile zu fördern, wurde in Perleberg und Wittenberge ein Bikesharing-System etabliert, das sonst eher in Metropolen und Großstädten zu finden ist. Virtuelle Leih- und Abgabestationen sind an wichtigen Punkten der Städte zu finden und ermöglichen rund um die Uhr ein einfaches Ausleihen. Durch die GPS-Technologie sind die „Hubs“ im Stadtraum flexibel und ohne Installationen von Abstellanlagen möglich. Zusätzlich stehen in Wittenberge zwei Lastenräder für besondere Nutzungen und Transporte bei lokalen Partnern, z. B. einer Apotheke, kostenfrei online via „Flotte Brandenburg" zur Verfügung. 

Welche Ziele werden mit dem Leihradsystem für die Prignitz verfolgt?

Mit dem Projekte wird ein flächendeckendes Leihradsystem für die Prignitz etabliert, das unterschiedliche Nutzungen ermöglicht und Menschen dazu bewegt, ihr Auto stehen zu lassen oder ganz ohne eigenen Pkw mobil zu sein. 
Das TGZ Prignitz (Technologie- und Gewerbezentrum Prignitz GmbH) bringt mit dem Bikesharing System urbane Mobilitätsstrukturen in die ländliche Region, um das Leben für Einwohnerinnen und Einwohner, Touristinnen und Touristen sowie Zuziehende attraktiver zu machen.

Ein weiteres Ziel ist, neben den aktuell teilnehmenden Städten Wittenberge, Perleberg und Bad Wilsnack weitere Prignitzer Kommunen für das übergreifende Mobilitätsangebot zu gewinnen. Mittelfristig soll sich die Unterhaltung des Leihradsystems finanziell durch die Einnahmen aus Mietgebühren und Werbung an den Rädern selbst tragen. 

Übergeordnete Ziele des Projektes sind:

  1. Bikesharing im ländlichen Raum etablieren
  2. Verstetigung eines modernen Mobilitätskonzepts in der gesamten Region
  3. Ausbau und Absicherung vorhandener Verkehrsstrukturen ÖPNV
  4. Sensibilisierung für Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Gäste und Pendlerinnen und Pendler, die mit der Bahn in die Region kommen, finden an den Prignitzer Bahnhöfen Wittenberge, Perleberg und Bad Wilsnack bereits die via App einfach buchbaren Leihräder. Weitere virtuelle Leih- und Abgabestationen sind an wichtigen Punkten der Städte, v. a. in Wohngebieten installiert und können durch den Betreiber mit wenigen Klicks im System angepasst werden. Durch die GPS-Technologie sind die „Stationen“ im Stadtraum flexibel und ohne Installationen von Abstellanlagen möglich. Mittelfristig sollen die bestehenden und weiteren Lastenräder in ein gesamtes einfaches Leihsystem via App integriert werden. 

Für die Wartung und Reparatur der Radflotte arbeitet das TGZ Prignitz als Betreiber mit lokalen Partnern zusammen. U. a. übernimmt die Lebenshilfe Prignitz den Standort Wittenberge und gibt damit Menschen mit Behinderung Arbeit. Die Betreuung der Lastenräder wird durch ehrenamtliche Radpaten übernommen.

Herausforderung Finanzierung:
Ein Leihradsystem in einer so dünnbesiedelten Region wie der Prignitz kann, zumindest in der Anfangsphase, nicht kostendeckend betrieben werden. Die Auslastung und damit die Mieteinnahmen entsprechen nicht denen, von privatwirtschaftlichen Angeboten in Großstädten. Das heißt, ohne Förderungen konnte und kann vorerst das Leihradsystem in der Prignitz nicht existieren. 

Herausforderung Bekanntmachung und Akzeptanzschaffung:
Der wichtigste Faktor für den Erfolg des Bikesharing-Projektes ist die ausreichende Nutzung der Räder, wofür die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer in den beteiligten Städten notwendig ist. Vorher musste das Angebot aufwendig bekannt gemacht und anschließend immer wieder neu im Bewusstsein verankert werden. Es ist kein Selbstläufer, die Kommunikation für Bekanntheit und Akzeptanz muss fortlaufend gewährleistet werden, was einen zusätzlichen Aufwand neben dem eigentlichen Betrieb der Flotte darstellt. 

Herausforderung Service und Kosten:
Das Projektmanagement arbeitet in der Prignitz mit drei lokalen Servicepartnern in Wittenberge, Perleberg und Bad Wilsnack zusammen. Um die Kosten im Rahmen zu halten, sind die Serviceintervalle auf alle zwei Wochen festgelegt. Dies kann dazu führen, dass kaputte Räder bis zur Abholung zwei Wochen an der Leihstation stehen und dann zwei Wochen beim Servicepartner sind. Vier Wochen lang stehen diese Räder dann den Nutzerinnen und Nutzer nicht zur Verfügung.

Herausforderung Vandalismus:
Ein großer und eigentlich unnötiger Kostentreiber ist Vandalismus an den Rädern. Mutwillig beschädigte Leihräder müssen aufwendig repariert werden und stehen in der Zeit nicht zur Vermietung zur Verfügung.

Fahrradverleih
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Ein Fahrradverleih ist ein Geschäft, das gegen Entgelt Fahrräder verleiht. Das traditionelle Fahrradverleihsystem ermöglicht insbesondere für Touristen eine flexible und kostengünstige Fortbewegung.

Verleih von Lastenrädern
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Ein Lastenrad ist mit einer Transportfläche und häufig mit einem unterstützenden Elektromotor ausgestattet. Mit dem Lastenrad können sperrige und schwere Güter transportiert werden.

E-Lastenradverleih in Rinteln
Beispiele aus der Praxis

E-Lastenradverleih in Rinteln

Icon Beispiele aus der Praxis

Die Stadt Rinteln stellt Bürgerinnen und Bürgern, sozialen Einrichtungen und Unternehmen zwei E-Lastenräder über eine Online-Buchungsplattform kostenfrei zur Verfügung.

Lastenradverleih: E-Bürgerlastenräder für Roßtal
Quelle: Markt Roßtal
Icon Beispiele aus der Praxis

Der Markt Roßtal schaffte drei E-Lastenräder an, die den Bürgerinnen und Bürgern kostenfrei zum Ausleihen zur Verfügung stehen und eine umweltbewusste Mobilität ermöglichen.

Lastenradverleih: Heidschnucke – Lastenrad für Buchholz
Quelle: Peter Eckhoff, Buchholz fährt Rad e.V.
Icon Beispiele aus der Praxis

Heidschnucke – Lastenrad für Buchholz ist ein Projekt des Buchholz fährt Rad e.V. und ermöglicht ein kostenfreies Ausleihen und Nutzen von Lastenrädern in und um die Stadt Buchholz in der Nordheide herum.

Kooperationsraumkonzept
Quelle: alphaspirit / Getty Images
Icon Instrumente

Im Fokus des Kooperationsraumkonzepts steht die Bündelung von Standorten der Daseinsvorsorge in „Kooperationsräumen“, die über Gemeindegrenzen hinaus gehen.

Kooperation mit Bürgervereinen
Icon Hilfen zur Umsetzung

Bei der Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in Planung und Entscheidungsfindung von Mobilitätsmaßnahmen kann eine Kooperation mit Bürgervereinen nützlich sein.

TGZ Prignitz GmbH, 2024.

Ähnliche Beispiele aus der Praxis

Quelle: Björn Hake

AZWEIO – eine interkommunale Gesellschaft

Die Stadt Achim, Flecken Ottersberg und die Gemeinde Oyten haben sich zu der Gesellschaft AZWEIO zusammengeschlossen, die ein regionales Verkehrskonzept und die Umsetzung innovativer Verkehrslösungen verfolgt.