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Einführung virtueller Haltestellen zur Optimierung eines bestehenden On-Demand-Systems (MiKE) im Kreis Euskirchen

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes „Zu Hause unterwegs. Mobil in ländlichen Räumen" (2024) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was sind virtuelle Haltestellen in Euskirchen?

Virtuelle Haltestellen in Euskirchen sind fest definierte Standorte, die durch eine Banderole an einem vorhandenen Mast (z. B. Laternenpfahl) als virtuelle Haltestelle für die Fahrgäste und Unternehmer erkennbar sind. Die virtuellen Haltestellen können wie „normale“ Haltestellen von den Fahrgästen telefonisch oder online für die jeweilige MiKE-Fahrt (MiKE = Mobil im Kreis Euskirchen; fahrplanbasiertes Anrufangebot) gebucht werden, verfügen aber nicht über die klassischen Haltestellenmerkmale (z. B. Stele und Fahrplanaushang) einer ÖPNV-Haltestelle.

Welche Ziele werden mit den virtuellen Haltestellen verfolgt?

Durch die virtuellen Haltestellen wird der Einstieg in den Bedarfsverkehr MiKE erleichtert. Lange Fußwege zur nächsten Haltestelle werden durch die virtuellen Haltestellen verkürzt, so dass der Zustieg insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen ermöglicht wird. Hierdurch soll eine wesentliche Hemmschwelle zur Nutzung des ÖPNV verringert, der ÖPNV attraktiver und der Anteil des Umweltverbundes am Modalsplit gestärkt werden.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Zusammen mit den Kommunen und den durchführenden Taxiunternehmen wurden zunächst Bereiche für virtuelle Haltestellen eruiert. Weiterhin wurden die bisherigen Einzugsbereiche und die Erschließungsqualität der bestehenden Haltestellen geprüft. Anhand einer Befahrung der einzelnen Ortsteile und Hauptorte wurden anschließend Standorte für die virtuellen Haltestellen festgelegt. Für den Standort wurden folgende Parameter berücksichtigt: 

  • Entfernung der virtuellen Haltestelle zur bestehenden Haltestelle
  • Befahrbarkeit der Straße und Wendemöglichkeit
  • Erschließung zusätzlicher Wohnbereiche
  • genügend Aufstellfläche
  • ggf. Sitzmöglichkeit
  • Beleuchtung für die subjektive Sicherheit/soziale Kontrolle
  • Mast zum Anbringen der Banderole

Die Standorte der virtuellen Haltestellen werden durch Koordinaten konkret bestimmt sowie fotographisch festgehalten. Der Name der virtuellen Haltestelle enthält in der Regel bereits Straßennamen oder Adressdaten, um ein Auffinden für die Fahrgäste zu erleichtern (z. B. Auf der Schanz/Kuhlheck). Die virtuellen Haltestellen werden bereits bestehenden Haltestellen und Linien im Buchungssystem zugeordnet. Sobald die Haltestellen im System hinterlegt sind, werden die Banderolen vor Ort angebracht. 

Die Fahrgäste werden über eine Presseinformation sowie einen Flyer zu den virtuellen Haltestellen informiert. Darin sind einerseits die Merkmale sowie das Prozedere zur Buchung der virtuellen Haltestellen enthalten, andererseits finden die Bürgerinnen und Bürger pro Ortsteil eine Haltestellenliste mit allen virtuellen und klassischen ÖPNV-Haltestellen. 

Die Fahrgäste können sowohl telefonisch als auch online die MiKE-Fahrten mit Start an den virtuellen Haltestellen buchen. Da am Zielort bereits eine Haustürbedienung stattfindet, dienen die virtuellen Haltestellen vor allem als Einstiegshaltestelle.

Damit die Fahrplanmedien nicht zu unübersichtlich werden, sind die virtuellen Haltestellen nicht in den klassischen gedruckten Fahrplänen aufgeführt, sondern diese sind nur online abrufbar oder über den Flyer ersichtlich. Die Fahrzeit pro Fahrt verlängert sich aufgrund der virtuellen Haltestellen nicht, da in der Regel anstelle der bisherigen klassischen Haltestelle nun die virtuelle Haltestelle in einem Ort nachgefragt wird. 

Bisher wurden in den Kommunen Bad Münstereifel, Dahlem und Schleiden virtuelle Haltestellen umgesetzt. Derzeit erfolgt die Aufnahme in den Kommunen Hellenthal, Blankenheim, Weilerswist und Zülpich (Stand: Juli 2024). Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 strebt der Kreis Euskirchen die flächendeckende Umsetzung der virtuellen Haltestellen in allen kreisangehörigen Kommunen (außer Stadt Euskirchen) an.

Als Herausforderung kann die Aufnahme der Standorte für die virtuellen Haltestellen vor Ort genannt werden. Der Aufwand ist zeitintensiv. Diese Aufnahme ist aber nur einmalig erforderlich.

Weiterhin stellen sich die örtlichen Gegebenheiten oftmals als Herausforderung dar. Aufgrund der Topographie und der Straßenbeschaffenheit konnten nicht alle zunächst angedachten Bereiche für virtuelle Haltestellen vor Ort auch festgelegt werden. Hier galt es, Kompromisse in der Erschließungsqualität zu finden.

Anrufbus (F-Bus)
Icon Maßnahme

Der Anrufbus (F-Bus) verkehrt nach Anmeldung zeitlich und räumlich flexibel in einem Bediengebiet und transportiert Kundinnen und Kunden von der Haustür zum Wunschort.

Anrufbürgerbus
Icon Maßnahme

Ein Anrufbürgerbus wird ehrenamtlich mit dem Ziel betrieben, das ÖPNV-Angebot zu ergänzen. Als bedarfsgesteuerte Angebotsform verkehrt der Anrufbürgerbus nach vorheriger Anmeldung.

Anruflinienbus
Icon Maßnahme

Bedarfsorientierte Anruflinienbusse verkehren nach Fahrplan auf Linienwegen nach Anmeldung eines Fahrtwunsches. Möglichst viele Fahrgäste sollen gemeinsam befördert und Leerfahrten vermieden werden.

On-Demand-Verkehr MiKE im Kreis Euskirchen
Quelle: Regionalverkehr Köln GmbH (RVK)
Icon Beispiele aus der Praxis

MIKE steht für „Mobil im Kreis Euskirchen“ und ergänzt komfortabel die Mobilität innerhalb des Kreises. Das Mobilitätsangebot verkehrt auf Bestellung auf 36 festen Linien im Kreis Euskirchen. 

On-Demand-Verkehr: callheinz im östlichen Grabfeld

Handbuch zur Planung flexibler Bedienungsformen im ÖPNV
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Instrumente

Das Handbuch des BMVBS gibt eine Einführung in flexible Bedienformen im ÖPNV und bietet Hilfestellungen und Hintergrundinformationen zu den zentralen Aspekten der Einführung in ländlichen Räumen.

Mit On-Demand-Angeboten ÖPNV-Bedarfsverkehre modernisieren

01.05.2022:

Start Pilotprojekt virtuelle Haltestellen Dahlem und Bad Münstereifel

10.12.2023:

Start der virtuellen Haltestellen Schleiden

08.12.2024:

Voraussichtlicher Start der virtuellen Haltestellen kreisweit

Kreis Euskirchen, 2024.

Ähnliche Beispiele aus der Praxis

Quelle: Björn Hake

AZWEIO – eine interkommunale Gesellschaft

Die Stadt Achim, Flecken Ottersberg und die Gemeinde Oyten haben sich zu der Gesellschaft AZWEIO zusammengeschlossen, die ein regionales Verkehrskonzept und die Umsetzung innovativer Verkehrslösungen verfolgt.

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Anrufsammeltaxi Waldeck-Frankenberg

Das Anrufsammeltaxi im hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg ist ein bedarfsorientiertes Mobilitätsangebot, das den öffentlichen Nahverkehr mit Bus und Bahn in der ländlichen Region ergänzt.

Quelle: Entwicklungsforum Holzwinkel Altenmünster e.V.

Rufbus: AktiVVo Holzwinkel/Roth- und Zusamtal

Der AktiVVo ist ein On-Demand-Angebot im ÖPNV. Mithilfe von zwei Kleinbussen werden flexible Nahverkehrsverbindungen zwischen Gemeinden ermöglicht, die durch den ÖPNV bisher nicht angeboten werden.