Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr: Fahrrad2Go

Was ist Fahrrad2Go?

Fahrrad2Go ist ein Projekt zur Fahrradmitnahme in Linienbussen im Rems-Murr-Kreis (Baden-Württemberg). Auf vier Linien (Stand: Dezember 2023) können im Bus zehn Fahrräder befördert werden. Die Mitnahme des Fahrrades ist dabei kostenlos.

Bislang gestaltete sich die Mitnahme von Fahrrädern in Bussen in dieser Region schwierig. Es konnten maximal zwei Fahrräder im Stehplatzbereich des Busses kostenpflichtig mitgenommen werden, sofern dort Platz vorhanden war. Im Zuge des Fahrrad2Go-Projektes wurde ein innovatives Fahrradhalterungssystem entwickelt. Fünf Fahrräder können mit Hilfe der Haltevorrichtung im Bus transportiert werden. Ein eigens für das Projekt entwickelter und konstruierter Heckträger mit Halterungssystem ermöglicht zudem die Mitnahme von fünf weiteren Fahrrädern am Heck des Busses. Der Heckträger lässt sich absenken, sodass die Fahrräder bequem vom Fahrgast selbst auf- und abgeladen werden können. Die Fahrkraft muss lediglich die Bedienung des Heckträgers freischalten. Eine am Heck angebrachte Kamera mit Sprechanlage ermöglicht die Kommunikation mit der Fahrkraft. 

Welches Ziel wird mit Fahrrad2Go verfolgt?

Fahrrad2Go wurde als schnell umsetzbare Maßnahme initiiert, mit der eine einfache und verlässliche Verknüpfung von Linienbus und Fahrrad im Alltag geschaffen und somit die Intermodalität in der Region gefördert werden kann. Der ÖPNV sollte als Alternative zum Autoverkehr gestärkt und attraktiver gestaltet werden. Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, wie ÖPNV und Fahrrad, sollte durch das Projekt im Landkreis erhöht werden. Der Anlass für das Projekt war die hohe Umweltbelastung im Rems-Murr-Kreis durch den Verkehr. Eine Studie für das vom Kreistag des Rems-Murr-Kreises im November 2012 verabschiedete Klimaschutzkonzept hatte aufgezeigt, dass der Verkehrssektor mit 37 Prozent der größte CO2-Emittent war und davon 70 Prozent durch den PKW -Verkehr verursacht wurden (Stand: 2008). Die Hälfte aller Pkw-Fahrten im Landkreis war kürzer als fünf Kilometer. Diese kurze Distanz könnte häufig auch mit einem Fahrrad zurücklegt werden. Durch die Radverkehrsförderung sollen die CO2-Emission in der Region reduziert werden.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Der Rems-Murr-Kreis startete das Projekt im Rahmen seines Klimaschutzkonzepts. In Zusammenarbeit mit dem lokalen Busunternehmen Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR) aus Waiblingen und Studentinnen und Studenten der Fachhochschule Esslingen wurde das innovative Fahrradhalterungssystem entwickelt. Finanziert wurde das Projekt durch den Rems-Murr-Kreis gemeinsam mit der Firma OVR. Zusätzlich beteiligen sich die Stadt Winnenden und die Gemeinden Korb und Schwaikheim an den Kosten für den Umbau der Fahrzeuge. Ein Großteil des Projekts konnte durch das Förderprogramm „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ der Region Stuttgart finanziert werden, durch das Fahrrad2Go mit 240.000 Euro gefördert wurde.

Bei der Auswahl der Buslinien, auf denen Fahrrad2Go angeboten wird, wurde auf folgende Kriterien geachtet: 

  • Bedienung von ÖPNV-Knotenpunkten: Alle Buslinien bedienen S-Bahnstationen, sodass Nutzerinnen und Nutzer mit dem Fahrrad in die S-Bahn umsteigen können.
  • Anspruchsvolles Höhenprofil: Mit Fahrrad2Go haben Fahrgäste die Möglichkeit, auf dem Weg mit Gefälle Fahrrad zu fahren und auf dem Weg mit Steigung den Bus zu nutzen.
  • Zeitpuffer: Es wurden Linien ausgewählt, die bereits im Fahrplan über zehn Prozent Zeitpuffer verfügen oder bei denen sich dieser einrichten lässt.
  • Auslastung: Es wurden Linien ausgewählt, deren Auslastung genügend Platz für die Fahrradmitnahme innerhalb des Busses lässt.

Die Umsetzung von Fahrrad2Go startete am 31. Juli 2014 mit der Aufrüstung erster Buslinien mit dem neuen Fahrradmitnahmesystem. Mittlerweile sind alle ausgewählten Buslinien mit dem Mitnahmesystem ausgestattet.

Auf die Fahrkraft kommt mit Fahrrad2Go die zusätzliche Aufgabe zu, die Bedienung des Heckträgers freizuschalten. Dies erfolgt vom Fahrerarbeitsplatz im Bus aus. Es kommt selten vor, dass die Fahrkraft darüber hinaus bei der Bedienung des Heckträgers außerhalb des Fahrzeugs unterstützen muss. Zu beachten ist, dass die Kosten der Aufrüstung auch vom jeweiligen Fahrzeug abhängen. Wenn es sich beispielsweise um Gebrauchtfahrzeuge handelt, die nicht über einen Stromanschluss am Heck verfügen, muss dieser entsprechend nachgerüstet werden. Für die Kontaktaufnahme mit der Fahrkraft ist zudem eine Kamera und eine Sprechanlage am Fahrzeugheck notwendig. Bei Neufahrzeugen kann eine entsprechende Ausrüstung direkt mitbestellt werden. Der auf Fahrrad2Go-Linien eingerichtete Zeitpuffer von zehn Prozent hat sich als ausreichend erwiesen. Fahrrad2Go gilt als Erfolgsprojekt. Auch bei Fahrgästen, die kein Fahrrad mitnehmen, stößt das System auf Akzeptanz. Weder konkurrieren verschiedene Fahrgastgruppen (Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer, Personen im Rollstuhl, Personen mit Kinderwagen etc.) um Platz innerhalb des Busses, noch kommt es durch die Bedienung des Heckträgers zu nennenswerten Verzögerungen im Betriebsablauf.

Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, o. J.: Fahrrad2Go im Rems-Murr-Kreis. Zugriff: https://www.fahrradland-bw.de/, Gute Beispiele, Intermodalität, Rems-Murr-Kreis: Fahrrad2go [abgerufen am 13.12.2023].

Omnibus-Verkehr Ruoff, o. J.: Fahrrad2Go. Zugriff: https://www.ovr-bus.de/, Über uns, Fahrzeuge, Fahrrad2go [abgerufen am 13.12.2023].

Rems-Murr-Kreis, 2020: Fahrrad2Go - Einfache, schnelle und sichere Fahrradmitnahme im Linienbus. Zugriff: https://www.rems-murr-kreis.de/, Bauen, Umwelt, Verkehr, ÖPNV, ÖPNV im Rems-Murr-Kreis, Fahrrad2Go [abgerufen am 13.12.2023].