Linien-E-Carsharing in Borgholzhausen

Was ist Linien-E-Carsharing?

Das Linien-E-Carsharing (LEC) ist ein Mobilitätsangebot in Borgholzhausen und in den angrenzenden Kommunen Dissen und Versmold, das Elektrofahrzeuge für Inhaberinnen und Inhaber eines gültigen ÖPNV-Tickets kostenlos zur Verfügung stellt. Dafür wurden Linien mit festen LEC-Haltestellen definiert, bei denen die Mobilitätsstation am Bahnhof Borgholzhausen als Start- oder Endpunkt festgelegt ist. Diese Linien verbinden den Bahnhof mit 12 Standorten in peripheren Gebieten, in denen eine unzureichende ÖPNV-Abdeckung vorhanden ist. Darunter z. B. die Rathäuser in Borgholzhausen und Dissen oder das DRK Haus Ravensberg, eine stationäre Pflege- und Betreuungseinrichtung. Auch Fahrten zwischen jeder beliebigen LEC-Haltestellen sind möglich.

Von den derzeit 9.300 Einwohnerinnen und Einwohnern Borgholzhausens wohnt ca. die Hälfte außerhalb der Kernstadt (Stand: 2020). Der dadurch entstehende Pendelverkehr sowie die weitere Zunahme der Bevölkerung und der Arbeitsplätze erzeugen unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse. Das erhöhte Aufkommen soll durch die Ergänzung des ÖPNV abgedeckt werden. Das Linien-E-Carsharing setzt an dieser Stelle an und soll die Erschließung von Siedlungen und Gewerbegebieten in ländlichen Räumen ermöglichen.

Das System fungiert somit als Zu- und Abbringer des Bus- und Bahnangebots und bietet für bestehende ÖPNV-Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, auf den definierten Verbindungen das E-Carsharing ohne Aufpreis zu dem jeweiligen ÖPNV-Tarif zu nutzen. Darüber hinaus bietet die Fahrt auf einer Linie auch anderen Personen die Option des Mitfahrens, was insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen oder Bürgerinnen und Bürger ohne Fahrerlaubnis von hoher Bedeutung ist.

Fahrzeuge, die auf der Linie nicht benötigt werden, können alternativ auch im dann kostenpflichtigen E-Carsharing mit einer Kilometer-Pauschale gebucht und damit genutzt werden.

Welche Ziele werden mit dem Linien-E-Carsharing verfolgt?

Das Linien-E-Carsharing soll den vorhandenen ÖPNV ergänzen und so dessen Erschließungsgebiet auf peripher gelegene Siedlungen erweitern. Darüber hinaus wird durch die Zuführung weiterer Fahrgäste auch die Nutzung des bereits bestehenden ÖPNV-Angebots gestärkt.

Durch die Integration in das Liniensystem des ÖPNV wird die Nutzung attraktiver gestaltet und die Abhängigkeit von einem privaten Pkw reduziert.

Auch die Einrichtungen, die sich am Start- bzw. Zielstandort der jeweiligen Linien befinden, profitieren von dem Angebot. Beispielsweise spart sich das DRK Haus Ravensberg die Anschaffung eines eigenen Transporters, z. B. für Essensauslieferungen. Durch die festen Standorte wird sichergestellt, dass immer ein Fahrzeug zur Verfügung steht. Darüber hinaus zeigt das Projekt neue Transformationswege für den ÖPNV auf und ist auf andere Regionen übertragbar.

Durch die überschaubare Streckenführung soll der Einstieg in eine Rückführung mit Hilfe von autonom gelenkten Fahrzeugen ermöglicht werden. Aufgrund einer durch den neuen E-Carsharing Anbieter ermöglichten Systemwechsels können alle Fahrzeuge des Projektes sowohl beim Linien-E-Carsharing als auch im klassischen E-Carsharing gebucht und genutzt werden. Dadurch wird ein umfangreiches Fahrzeugangebot auch für das klassische E-Carsharing angeboten.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Da in der Stadt Borgholzhausen kein Taxiunternehmen tätig ist, konnten Lösungsansätze wie ein Anruf-Sammel-Taxi oder ein Taxi-Bus nicht umgesetzt werden. Auch für Carharing-Anbieter stellt die geringe Siedlungsdichte oftmals eine Herausforderung dar. So wurde der Ansatz verfolgt, die Vorteile des ÖPNV und des Carsharings zu kombinieren. Die Stadt Borgholzhausen hat das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL), der Westenergie AG und unter Einbeziehung weiterer Akteure, wie z. B. dem Kreis Gütersloh, der TWV (Teutoburger Wald Verkehr) Transdev und der REGIONALE 2022 entwickelt und umgesetzt.

Durch die direkte Ansprache und Informationsveranstaltungen in den Siedlungen sowie durch Medienauftritte wird das Projekt öffentlichkeitswirksam vermarktet, um Akzeptanz in ländlichen Räumen zu erreichen.

Während der Projektvorbereitung musste diskutiert werden, ob das Linien-E-Carsharing eine Genehmigung nach dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG) erhalten kann und inwiefern ein Personenbeförderungsschein benötigt wird, sobald Nutzerinnen und Nutzer andere Fahrgäste mitnehmen. Als Fahrerlaubnisbehörde hat der Kreis Gütersloh und die Bezirksregierung Detmold als Genehmigungsbehörde eine grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit nach dem PbefG erkannt und die Notwendigkeit eines Personenbeförderungsscheines nicht gesehen, da es sich hierbei nicht um klassische Tariflinien handelt und zudem die Beförderung in den Fahrzeugen des Linien-E-Carsharings kostenlos erfolgt.

November 2021

Projektteam-Kick-off

02.04.2022

Start Erprobungsphase

01.07.2022

Finaler Projektstart

Stadt Borgholzhausen, 2023.