Was sind die Mitfahrbänke in Oberfranken und in Zapfendorf?
Der oberfränkische Markt Zapfendorf mit rund 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im Landkreis Bamberg. In Zapfendorf, in dessen Gemeindeteil Oberleiterbach sowie im angrenzenden Markt Ebensfeld (Landkreis Lichtenfels) wurden 2018 mitten im Ort eine Mitfahrbank aufgestellt, die von den Menschen vor Ort sehr gut angenommen und rege genutzt wird. Mittlerweile wurde durch die lokale Initiative in Oberleiterbach eine WhatsApp-Gruppe für das „Mitfahrbänkla" gegründet, in der die Bewohnerinnen und Bewohner sich für Fahrten absprechen können. Somit können sich die Mitfahrerinnen und Mitfahrer bereits vor Fahrtantritt mit den Fahrerrinnen und Fahrern über die Fahrtrouten und -zeiten abstimmen. Vor der COVID-19-Pandemie wurde diese Gruppe sehr gut angenommen und viel genutzt.
Die Idee der Mitfahrbänke in Oberfranken (Bayern) ist zwar nicht neu, aber die Herangehensweise ist innovativ. In Oberfranken sollte ein einzigartiges Netzwerk entstehen. Das Prinzip: Die Gemeinde installiert eine Sitzbank sowie ein Hinweisschild mit verschiedenen Zielorten – beispielsweise zum Arzt, zum Supermarkt oder zur nächsten Gemeinde. Wer eine Fahrgelegenheit benötigt, klappt das jeweilige Schild auf, nimmt auf der Bank Platz und wartet auf eine Mitfahrgelegenheit. Am Zielort gibt es wieder eine Mitfahrbank, um an den Ausgangspunkt zurück zu gelangen. Die Mitfahrbänke sind alle im gleichen, farbenfrohen Design gestaltet, kostengünstig, robust und unverwechselbar.
Insgesamt wurden 40 Bänke durch das Demographie-Kompetenzzentrum Oberfranken finanziert. Ca. 160 weitere Bänke sind in Eigenregie der Kommunen, Initiativen, Privatpersonen und Sponsoren hinzugekommen, sodass mittlerweile insgesamt 200 Bänke aufgestellt wurden (Stand: April 2021).
Welche Ziele werden mit den Mitfahrbänken verfolgt?
In Oberfranken wird die Etablierung von Mitfahrbänken als ergänzendes Mobilitätsangebot zum öffentlichen Nahverkehr verfolgt, um ein oberfränkisches Mitfahrbank-Netzwerk aufzubauen und zu fördern. Die Handlungsbereitschaft der Kommunen soll durch die kostenlose Vergabe von 40 Bänken an insgesamt 20 Kommunen angeregt werden.
Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?
Für die Entwicklung und Förderung dieses Netzwerks aus Mitfahrbänken waren und sind weiterhin verschiedene Maßnahmen notwendig: von Veranstaltungen, einem Vergabewettbewerb unter allen oberfränkischen Kommunen, Öffentlichkeitsarbeit wie oberfrankenweite Radioaktionen, Flyer, Pressearbeit, der Aufbereitung von Informationen auf der Projektwebsite bis hin zu Umfragen über die Nutzung.
Die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit, die auf ausdrücklichen Wunsch der Kommunen durchgeführt wird, spielt für die erfolgreiche Nutzung der Mitfahrbänke eine wesentliche Rolle. Die Ansprache der Bevölkerung erfolgt insbesondere über Radiosender, um über das Angebot zu informieren. Insgesamt wurden rund 1,1 Millionen Personen über Radio und 285.000 Personen über Facebook-Seiten der Radio-Sender erreicht (Stand: 2020). Darüber hinaus gab es bislang diverse erfolgreiche Testversuche durch verschiedene Sender (u. a. Bayerischer Rundfunk).
Im Juni 2019 erfolgte eine Evaluation zur Nutzung der Mitfahrbänke. Im Ergebnis werden die Mitfahrbänke von allen Altersgruppen überwiegend „hin und wieder“ genutzt. Auch im Oktober 2020 zeigte eine Evaluation, dass die Bänke trotz der COVID-19-Pandemie überwiegend „hin und wieder“ genutzt werden.
Zunächst musste die Frage der Versicherung im Falle eines Unfalls geklärt werden. Es bestanden von Seiten der Kommunalvertreterinnen und -vertretern Bedenken, dass die Kommunen haftbar gemacht werden können. Dies ist nicht der Fall. Jede Fahrt ist durch die normale Haftpflichtversicherung der fahrenden Person abgedeckt. Es unterscheidet sich nichts von einer privaten Fahrt.
Demographie-Kompetenzzentrum Oberbayern [abgerufen am 11.12.2023].
Erster Erfahrungsaustausch im Rahmen eines Fachforums
Vergabewettbewerb des Demographie-Kompetenzzentrums Oberfranken: 40 Bänke wurden an 20 oberfränkische Kommunen vergeben, so dass Gemeinden in allen oberfränkischen Landkreisen zum Zug kamen.
Übergabe der Bänke an die Gewinner-Kommunen. Informationen an die Bürgerinnen und Bürger per Social Media, Zeitung und Mitteilungsblatt. Installation je einer Bank in Zapfendorf (Kirche) und Unterleiterbach.
Förderung von Mitfahrbank-Sets durch den Landkreis Bamberg für seine kreisangehörigen Kommunen. Installation je einer Bank in Zapfendorf (Schwimmbad) und Lauf.
Erfahrungsaustausch im Rahmen eines Fachforums
Ausbau des Online-Angebots, Entwicklung eines Flyers, Handreichungen, interaktive Karte mit adressenscharfer Standortangabe auf www.mitfahrbank-oberfranken.de
Zweiwöchige Radio-Kampagne mit Live-Sendung von den Bänken im Raum Kulmbach
Auszeichnung im Wettbewerb „Helden der Heimat“ der Raps-Stiftung (2. Platz)
Durchführung einer fünfwöchigen oberfrankenweiten Radio-Aktion plus einer Woche Vorlaufwerbung, um den Bekanntheitsgrad zu steigern.
Bund-Länder Demographie-Portal, 2021: Mitfahrbänke – Oberfranken zum Mitnehmen. Zugriff: https://www.demografie-portal.de/, Gute Praxis, Infrastruktur, Versorgung, Mobilität, Mitfahrbänke – Oberfranken zum Mitnehmen [abgerufen am 11.12.2023].
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Quellvermerk: „Mobilikon 2021"