„Mobilität mitdenken!“ = MOSTA (Mobilität und soziale Teilhabe aufeinander abstimmen)

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes Gemeinsam erfolgreich. Mobil in ländlichen Räumen“ (2021) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist MOSTA?

Das Projekt „MOSTA – Mobilität und soziale Teilhabe aufeinander abstimmen“ (2019 bis 2021) wurde aufbauend auf das Pilotprojekt „RufBus Mittleres Eiderstedt“ (2017 bis 2018) im Kooperationsraum Mittleres Eiderstedt (KRME) und auf der Halbinsel Eiderstedt im südlichen Nordfriesland durchgeführt. Durch MOSTA wurden kulturelle Angebote auf ihre Erreichbarkeit ohne Pkw überprüft und an vorhandene Mobilitätsangebote wie den Rufbus angepasst. Wo dies nicht ausreichte, wurde durch weitere Mobilitätsmöglichkeiten wie Mitfahrbänke, Shuttle-Service oder individuelle Lösungen ergänzt. „Mobilität mitdenken!“ – vor allem auf Seiten der Veranstalterinnen und Veranstalter soll so mehr Mobilität und kulturelle Teilhabe ermöglicht werden.

In ländlichen Räumen sind die Möglichkeiten der Mobilität ohne eigenes Auto stark eingeschränkt. Soziale und kulturelle Teilhabe ist daher häufig nicht möglich, wenn kein eigenes Auto zur Verfügung steht. Dies betrifft einerseits ältere Menschen, die in der Region oft noch auf dem Land leben oder in kleinen Dörfern ohne nennenswertes kulturelles Angebot. Aber auch für die junge Generation, die noch keinen Führerschein besitzt und deren Eltern, die vielfach beide berufstätig sind, fehlen Mobilitätsangebote. Es gibt immer mehr Menschen, die sich aus Klimaschutzgründen gegen ein eigenes Auto entscheiden. Gäste sowie Touristinnen und Touristen reisen immer häufiger mit der Bahn an, die Mobilitätsangebote vor Ort sind in ländlichen Räumen dann oft nicht ausreichend. 

Für all diese Menschen soll das Angebot der Mobilitätsmöglichkeiten so verbessert werden, dass eine soziale und kulturelle Teilhabe möglich ist.

Welche Ziele werden mit MOSTA verfolgt?

Soziale und kulturelle Teilhabe soll in diesem Projekt vor allem mit dem Fokus auf folgende Zielsetzungen erreicht werden:

  • Kulturveranstaltungen in Bezug auf ihre Erreichbarkeit besser zugänglich machen
  • Erfahrungen aus dem Pilotprojekt Rufbus Mittleres Eiderstedt integrieren
  • Das Mobilitätsangebot insgesamt verbessern und transparenter machen
  • Vernetzung, Transparenz und Abstimmung von Kultur und Mobilität in der Region

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Zur Durchführung des Projektes MOSTA wurde für zwei Jahre die Stelle einer „Kultur- und Mobilitäts-Kümmerin“ (19,5 Std., ca. 30.000 Euro pro Jahr) geschaffen. Diese organisierte und koordinierte sämtliche mit dem Projekt zusammenhängenden Arbeitspakete:

  • Bestandsanalyse der Kultur- und Mobilitätsangebote
  • Bürgerbefragungen und Workshops für Bürgerinnen/Bürger und Kulturveranstalterinnen/-veranstalter
  • die Zusammenarbeit mit den Kulturveranstalterinnen/-veranstaltern
  • die Schaffung von Mobilitätskonzepten rund um die Veranstaltungen und die Durchführung eigener Veranstaltungen

Wichtiger Bestandteil war außerdem die Information der Bürgerinnen und Bürger über vorhandene und neu geschaffene Möglichkeiten der Mobilität sowie die Kommunikation von Mobilitätsangeboten im Zusammenhang mit Kulturveranstaltungen. Dies geschah durch die Erstellung einer eigenen Webseite, eines Mobilitäts-Flyers, über Presseartikel und E-Plakate sowie über klassische Plakate und Flyer der Kulturveranstalterinnen und -veranstalter.

Die Vernetzung in der Region sowie darüber hinaus war gerade in Pandemiezeiten wichtig und umfasste sowohl die lokalen Akteure als auch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren kreis- und landesweit.

Verstetigung wird vor allem mit der Fortführung der beiden Arbeitsgemeinschaften im Kooperationsraum (AG Mobilität und AG Kultur) erreicht, die sich weiterhin auch um die Ziele von MOSTA kümmern werden.

Die AG Kultur wird weiterhin als Schnittstelle fungieren und mittels Vernetzungstreffen Kooperationen mit dem Kulturknotenpunkt Nordwest und weiteren überregionalen Stellen ermöglichen sowie über die Beteiligung an der AG Kulturkooperation (Zusammenschluss von wichtigen Akteuren in der Eiderstedter Kulturlandschaft) den Informationsfluss von Ehrenamt zu Verwaltung aufrechterhalten.

Die AG Mobilität befasst sich intensiv mit der weiteren Verbesserung des Rufbus-Angebotes. Dieses wurde nach der Pilotphase unter Regie des Kooperationsraumes Mittleres Eiderstedt (Amt Eiderstedt) vom Kreis Nordfriesland kreisweit eingeführt, jedoch in wichtigen Punkten verändert. Hier wird mit lokalen Akteuren und Gremien weiter an der Optimierung des Systems gearbeitet und der Kreis Nordfiresland mit Informationen aus der Praxis unterstützt.

Das Pilotprojekt „Rufbus Mittleres Eiderstedt“ lief von April 2017 bis Juli 2018. Konkrete Planungen starteten ca. acht Monate im Vorfeld. Die Vorlaufzeit inkl. Förderantrag betrug ca. 1,5 Jahre.

Das Projekt MOSTA wurde vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen des LandKULTUR-Programms gefördert. Hier war die Vorlaufzeit des mehrstufigen Verfahrens ebenfalls sehr lang. Einreichen der Vorhabenskizze erfolgte im Mai 2017 und die Bewilligung der Förderung im Oktober 2018.

In der Region Eiderstedt gibt es eine große Anzahl kultureller Angebote. Über hundert Kulturschaffende und Kulturveranstalterinnen und -veranstalter wurden identifiziert und in eine Datenbank aufgenommen. Diese Anbieter für die Ziele von MOSTA zu begeistern und sie zur Umsetzung der Idee „Mobilität mitdenken!“ zu bewegen, erfordert viel Zeit. In der Regel ist eine gezielte persönliche Ansprache notwendig, um den Veranstalterinnen und Veranstaltern die Gründe plausibel zu machen, warum sie den Mehraufwand in Kauf nehmen sollten, den Mobilitätsaspekt in ihre Veranstaltungsplanungen mit einzubeziehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass persönlicher Kontakt hier viel bewirken kann. E-Mails oder Briefe zeigten keine bis wenig Resonanz. Es ist also eine Person vonnöten, die diese Arbeit durchführt. Sie sollte idealerweise bereits bekannt und gut in der Region vernetzt sein.

Die Anpassung des Mobilitätsangebotes liegt meist nicht in den Händen der Veranstalterinnen und Veranstalter. Hier sind die Kommunen gefragt zu prüfen, inwieweit sie Einfluss auf Abfahrtszeiten oder Linienverläufe im ÖPNV haben. Die Prozesse sind hier häufig langwierig und nicht immer einfach.

Einfache zusätzliche Mobilitätsangebote wie Mitfahrbänke können schnell und kostengünstig geschaffen werden, sind aber nur eine Ergänzung und funktionieren nicht überall.

Anrufbus (F-Bus)
Icon Maßnahme

Der Anrufbus (F-Bus) verkehrt nach Anmeldung zeitlich und räumlich flexibel in einem Bediengebiet und transportiert Kundinnen und Kunden von der Haustür zum Wunschort.

Anrufbus (R-Bus)
Quelle: Mobilikon 2021
Icon Maßnahme

Der Anrufbus im Richtungsbandbetrieb (R-Bus) verkehrt fahrplangebunden von Haltestelle zu Haltestelle auf einer festen Grundroute mit zusätzlichen Bedarfshaltestellen.

Anrufbus (RF-Bus)
Icon Maßnahme

Der Anrufbus im Flächenbetrieb ohne Haustürbedienung (RF-Bus) verkehrt ohne Fahrplan. Ein- und Ausstieg erfolgen an einer Haltestelle.

Mitfahrbank
Quelle: mobi-LL
Maßnahme

Mitfahrbank

Icon Maßnahme

Eine Mitfahrbank ist eine an zentralen Orten und Verkehrsachsen platzierte Bank, auf der Personen ihr Wunschziel signalisieren und von Vorbeifahrenden mitgenommen werden können.

Regionaler Nachtverkehr
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Der regionale Nachtverkehr verbessert die nächtliche Erreichbarkeit ländlicher Regionen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere für Schichtarbeitende und nächtliche Freizeitverkehre.

Anrufbus: moobil+
Quelle: Mobilikon, 2021
Beispiele aus der Praxis

Anrufbus: moobil+

Icon Beispiele aus der Praxis

moobil+ ist ein innovatives Mobilitätssystem, das Menschen in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta mit den buchbaren moobil+Bussen ein nachhaltiges Mobilitätsangebot bietet.

Anrufbus: MultiBus Heinsberg
Quelle: Team VK - Werbeagentur GmbH & Co. KG, Otto-Hahn-Straße 9, 52525 Heinsberg
Beispiele aus der Praxis

Anrufbus: MultiBus Heinsberg

Icon Beispiele aus der Praxis

Der MultiBus Heinsberg ist ein mit Kleinbussen betriebenes, bedarfsorientiertes Angebot des lokalen ÖPNV-Betreibers, das auf Anruf ohne Fahrplan- und Linienbindung im Landkreis Heinsberg verkehrt.

Digitaler Rufbus: BerlKönig BC
Quelle: BVG, Andreas Süß
Beispiele aus der Praxis

Digitaler Rufbus: BerlKönig BC

Icon Beispiele aus der Praxis

Der BerlKönig BC war ein digitaler Rufbus, der dünn besiedelte Gebiete im Berliner Umland an das Berliner ÖPNV-Netz anschloß. Die Fahrtwünsche wurden mithilfe eines Algorithmus gebündelt.

Ehrenamtlicher Seniorenfahrdienst und Bürger- und Seniorenbus auf Basis Rufbus in Markt Altmannstein
E-Rikscha-Fahrdienst Darup
Quelle: Interkulturelle Begegnungsprojekte e.V.
Beispiele aus der Praxis

E-Rikscha-Fahrdienst Darup

Icon Beispiele aus der Praxis

Im nordrhein-westfälischen Darup wird im Rahmen eines Modellvorhabens ein E-Rikscha-Fahrdienst für mobilitätseingeschränkte Personen angeboten.

Förderprogramme in Schleswig-Holstein
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Instrumente

Im Bundesland Schleswig-Holstein stehen verschiedene Förderprogramme für die Mobilität in ländlichen Räumen zur Verfügung. Es werden zentrale Anlaufstellen dargestellt.

Bürgerbefragung
Quelle: SDI Productions / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Bürgerbefragung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mit einer Bürgerinnen- und Bürgerbefragung können Verhaltensweisen, Meinungen und Bedürfnisse der Menschen zur Mobilität erhoben und so in der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

Erreichbarkeitsanalyse
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Hilfen zur Umsetzung

Erreichbarkeitsanalyse

Icon Hilfen zur Umsetzung

Erreichbarkeitsanalysen untersuchen, wie gut bestimmte Ziele, z. B. Versorgungseinrichtungen, mit dem ÖPNV erreichbar sind. Sie bilden die Grundlage für ein bedarfsgerechtes Mobilitätsangebot.

April 2017 - Juli 2018:

Pilotprojekt Rufbus Mittleres Eiderstedt
 

Januar 2019:

Start des MOSTA-Projektes
 

März 2019:

Einstellung „Kultur- und Mobilitäts-Kümmerin“
 

Mai 2019:

Launch Homepage www.mosta-eiderstedt.de
 

Juni 2019:

Fragebogenaktion zu Kultur und Mobilität im Kooperationsraum Mittleres Eiderstedt
 

September 2019:

Erstellung einer Datenbank mit Kulturveranstaltern der Landschaft Eiderstedt

Mai - Oktober 2019:

Workshops für Multiplikatoren, Bürgerinnen und Bürger, Kulturveranstalterinnen und Kulturveranstalter
 

August 2019:

Einführung des kreisweiten Rufbus-Angebotes durch den Kreis Nordfriesland
 

Oktober 2019 - Juni 2021:

Erarbeitung und Förderung von Kulturveranstaltungen mit Mobilitätskonzept
 

Oktober 2019 - März 2020:

Optimierung des Rufbus-Angebotes: Verbesserungsvorschläge wurden mit der AG Mobilität und der Steuerungsgruppe erarbeitet und an den Kreis Nordfriesland weitergeleitet 
 

August 2020:

Neuorganisation des verbesserten Rufbus-Angebotes
 

Januar 2020 - Juni 2021:

Vernetzung und Verstetigung der MOSTA-Projektziele
 

Juni 2021:

Erstellung des Leitfadens für Kommunen und Vereine

 

Juni 2021:

Abschluss des Projektes mit Präsentation der Ergebnisse auf der Steuerungsgruppensitzung des KRME sowie eines Online-Vernetzungstreffens der Kulturveranstalterinnen und Kulturveranstalter

Oktober 2021:

Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbes Gemeinsam erfolgreich. Mobil in ländlichen Räumen“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Stadt Garding, 2021.