Mobilitätsstation Werther (Westfalen)

Was ist die Mobilitätsstation Werther?

Werther ist eine Kleinstadt mit rund 11.000 Einwohnerinnen und Einwohnern (Bevölkerungsdichte: 314 Einwohnerinnen und Einwohner je km²) im Kreis Gütersloh, rund zehn Kilometer von Bielefeld entfernt und grenzt an Niedersachsen. Neben Werther besteht die Kleinstadt aus sechs weiteren Ortsteilen. Die Stadt umfasst eine Fläche von 35 km², von denen rund 82 Prozent aus landwirtschaftlichen Flächen und Waldflächen bestehen. Das Stadtgebiet weist zudem große Höhenunterschiede auf. Bis 2030 wird mit einem Bevölkerungsrückgang von über sechs Prozent gerechnet.

Die Mobilitätsstation Werther bietet acht Bushalteplätze, einer davon für den Bürgerbus. Zwölf Buslinien fahren die Mobilitätsstation täglich rund 170-mal an. Die Mobilitätsstation bietet zudem eine Ladestation für zwei Elektrofahrzeuge, 26 überdachte und abschließbare sowie 38 offene Fahrradstellplätze. Auf dem Parkstreifen wurden eine cambio Carsharing-Station sowie Stellplätze für Park + Ride eingerichtet. Die Mobilitätsstation ist barrierefrei erreichbar. Dazu gehören der Einbau eines taktilen Leitsystems für Sehbehinderte, das über den Tastsinn zu erspüren ist, sowie eine Erhöhung des Bordes (Bordstein), der einen Einstieg mit Rollator oder Rollstuhl nach Absenken des Busses ermöglicht. Digitale Informationssysteme informieren die Nutzerinnen und Nutzer und Besucherinnen und Besucher sowohl über Abfahrten als auch über aktuelle Veranstaltungen und Neuigkeiten in Werther. Zudem verfügt die Mobilitätsstation über begrünte Wartezonen mit Sitzbänken unter Bäumen, freies WLAN und ein barrierefreies WC. Das Dach der Fahrradgarage ist mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, die den Busbahnhof nachhaltig mit Energie versorgt. Die Einführung eines neuen, kilometerabhängigen Tarifsystems für den ÖPNV via Smartphone befindet sich aktuell noch in der Planung.

Welche Ziele wurden mit der Mobilitätsstation Werther verfolgt? 

Ziel der Kleinstadt Werther war die barrierefreie Umgestaltung des Busbahnhofs bis zum 01.01.2022 gemäß § 8 PBefG unter Nutzung entsprechender Fördermittel. Zudem sollte geklärt werden, was mit dem damals bereits nicht mehr genutzten Pavillon am Busbahnhof geschehen sollte. In diesem Zuge wurden schließlich die komplette Neugestaltung des Busbahnhofes und der Ausbau zu einer Mobilitätsstation angestrebt, die die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger an die öffentliche Mobilität erfüllt.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung? 

Zunächst fand am 03.02.2015 ein Ortstermin mit Vertreterinnen und Vertretern des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) sowie der Bezirksregierung Detmold statt, bezüglich der Förderfähigkeit sowohl einer Umgestaltung bzw. Sanierung des Pavillons als auch der Fahrradunterstände. Im Rahmen der Erörterung seitens der vorgenannten Vertreterinnen und Vertreter wurde aufgezeigt, dass ein neu zu gestaltender zentraler Omnibusbahnhof zu voraussichtlich 90 Prozent (ohne Planungskosten) gefördert werden könnte. Damit ergab sich die Möglichkeit, unter Aufbringung eines Eigenanteils von zehn Prozent der zuwendungsfähigen Baukosten zzgl. der Übernahme der Planungskosten, eine zukunftsorientierte Einrichtung einer Mobilitätsstation anstelle eines voraussichtlich in den nächsten Jahren weiter unterhaltungsanfälligen Busbahnhofes zu erreichen. Auf dieser Basis wurde zunächst ein Grundsatzbeschluss des Rates der Stadt Werther herbeigeführt, der die Stadtverwaltung damit beauftragt hat, zu prüfen, welche Maßnahmen für die barrierefreie Einrichtung einer Mobilitätsstation notwendig sind. 

Mit der Planung wurde ein Ingenieurbüro beauftragt. Parallel wurden Gespräche mit den Verkehrsträgern, Förderstellen sowie dem Bürgerbusverein geführt und die Öffentlichkeit über zwei Bürgerworkshops einbezogen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Ideen sind in die Planung eingeflossen. Begleitend zur Planung und Umsetzung fanden viele Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen statt. 

Erfolgsfaktoren des Projektes waren insbesondere, dass ein verantwortlicher Rathausmitarbeiter das Projekt von Anfang bis Ende begleitete und die Koordination übernommen hat sowie, dass alle relevanten Stakeholder (Verkehrsträger, Förderstellen, Bürgerbusverein etc.) und insbesondere die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an eng in die Planung einbezogen wurden. Besonders hervorzuheben ist auch die projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit, durch die die Bürgerinnen und Bürger informiert wurden und durch die der Projektfortschritt transparent dargestellt wurde bzw. wird. Dabei wurde die Lokalpresse einbezogen, die die Planungs- und Baufortschritte beschrieb. Zum anderen konnten sich die Bürgerinnen und Bürger jederzeit über den „ZOB-Blog“ über den Fortschritt informieren, der neben Informationen auch eine Webcam anbot, über die die Arbeiten verfolgt werden konnten. 

Zudem fand gegen Ende der Bauarbeiten eine öffentliche Baustellenbesichtigung statt, bei der die bisherigen Schritte vorgestellt wurden. Darüber hinaus fand ein Rundgang statt, bei dem ein Mitarbeiter des beauftragten Ingenieurbüros die besonderen Ausstattungsmerkmale erläuterte und die Bürgerinnen und Bürger über das Projekt informierte. 

Wie das neue Angebot angenommen wird, muss die nächste Zeit zeigen. Im weiteren Betrieb sollte beobachtet werden, welches Nutzungsverhalten sich einstellt und ob gegebenenfalls noch Optimierungsbedarf besteht. Durch den Weiterbetrieb des Blogs werden die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin bezüglich der Mobilitätsstation auf dem Laufenden gehalten.

Integration alternativer Angebote in das ÖPNV-Angebot
Mobilitätsstationen
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Mobilitätsstationen bündeln Fahrradverleih, Carsharing und ÖPNV-Haltepunkte und ggf. weitere Mobilitätsangebote an einem Standort und ermöglichen einen bequemen Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln.

Bike and Ride-Anlagen
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Bike and Ride-Anlagen bilden eine Schnittstelle zwischen Fahrradverkehr und ÖV. Sie vergrößern das Einzugsgebiet von Haltestellen und steigern die Attraktivität des Fahrrads und des ÖV.

Fahrradstation
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

In Fahrradstationen wird das Angebot von zugangsgesicherten Abstellanlagen für Fahrräder um weitere themenspezifische Dienstleistungen erweitert.

Mobilitätssäulen für Baden-Württemberg
Quelle: Verkehrsministerium BW
Icon Beispiele aus der Praxis

In Baden-Württemberg markieren einheitliche Mobilitätssäulen multimodale Knotenpunkte. Ziel ist es, öffentliche und geteilte Mobilität sichtbar zu machen und Umstiege zu erleichtern.

Mobilitätsstation: Rad+BUS mobilSTation Mettingen
Mobilitätsstationen in der KielRegion – Pilotstandort Wankendorf
Mobilstationen im Landkreis Bamberg
Quelle: Landratsamt Bamberg, Markus Hammrich
Beispiele aus der Praxis

Mobilstationen im Landkreis Bamberg

Icon Beispiele aus der Praxis

Der Landkreis Bamberg realisiert mit seinen 36 kreisangehörigen Gemeinden und Städten auf Basis einer kreisweit abgestimmten Konzeption Mobilstationen.

Radstation in der Mobilitätsstation Vechta
Quelle: Stefan Meyer
Icon Beispiele aus der Praxis

Seit Oktober 2019 bietet die Radstation am Bahnhof Vechta neben Radverleih und -reparatur auch Abstellmöglichkeiten für mehr als 600 Fahrräder an. Sie ist Teil des dort entstandenen Mobilitätszentrums.

Multimodale Mobilitätsdienstleistungen in Pfaffenhofen a. d. Ilm: Bitte Wenden!
Altersgerechte Mobilstation in Zwickau-Marienthal
Quelle: Stadt Zwickau
Icon Beispiele aus der Praxis

Bedarfsgerechte, partizipative Entwicklung und Implementierung altersgerechter Mobilstationen, die den stationsbetriebenen, aber auch dezentralen autonomen Verleih altersgerechter E-Scooter umfassen.

Bebauungsplan
Quelle: Reza Estakhrian / Getty Images
Instrumente

Bebauungsplan

Icon Instrumente

In Bebauungsplänen, die als Satzung vom Gemeinderat beschlossen werden, wird die Nutzung von Flächen festgelegt. Sie sind die baurechtliche Grundlage für die Entwicklung von Verkehrsinfrastrukturen.

Integriertes Stadtentwicklungskonzept
Icon Instrumente

Integrierte Stadtentwicklungskonzepte sind übergeordnete, informelle Steuerungsinstrumente, die Handlungsschwerpunkte und Ziele für die zukünftige Entwicklung festlegt, auch im Bereich Mobilität.

Planfeststellungsverfahren
Icon Instrumente

Im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens wird entscheiden, ob und gegebenenfalls wie ein raumbedeutendes Vorhaben, beispielsweise der Bau von Straßen oder Schienenwegen, umgesetzt werden darf.

Integriertes Klimaschutzkonzept
Quelle: soulcld / Getty Images
Icon Instrumente

Ein integrierte Klimaschutzkonzept dient als Leitfaden für die Umsetzung von Klimaschutzprojekten und führt verschiedene Fachplanungen, unter anderem die Verkehrsplanung, zusammen.

Festlegung einer Marketing- und Kommunikationsstrategie
Quelle: Fotodelux / Getty Images
Icon Hilfen zur Umsetzung

Eine Marketing- und Kommunikationsstrategie kann dazu beitragen, ein positives Umfeld für die Einführung der jeweiligen Maßnahme zu schaffen und beeinflusst langfristig die Wahrnehmung der Maßnahme.

Mobilstationen NRW 3. Auflage
Wissenschaftliche Dokumente
Publikationssammlung

Mobilstationen NRW 3. Auflage

Icon Publikationssammlung

Die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel fördert multi- und intermodale Wegeketten. Das Zukunftsnetz Mobilität NRW zeigt auf, was bei der Umsetzung von Mobilstationen zu berücksichtigen ist.

Bertelsmann Stiftung, o. J.: Demographiebericht Werther. Zugriff: www.wegweiser-kommune.de [abgerufen am 03.01.2025].

Haller Kreisblatt, 16.12.2019: Eröffnung der Mobilstation in Werther steht kurz bevor. Zugriff: https://www.haller-kreisblatt.de/lokal/werther/22641521_Eroeffnung-der-Mobilstation-in-Werther-steht-kurz-bevor.html [abgerufen am 03.01.2025].

Ratsinformationssystem Werther, 28.05.2015: Drucksache Nr. 137/2015: Neubau bzw. Sanierung des Zentralen Omnibusbahnhofes (ZOB); hier: Grundsatzbeschluss. Zugriff: https://werther.ratsinfomanagement.net [abgerufen am 19.11.2020].

Stadt Werther, Februar 2019: ZOB. Zugriff: https://www.stadt-werther.de/leben/oeffentliche-verkehrsmittel/zob [abgerufen am 03.01.2025].

Westfalen Blatt, 14.11.2018: Abfahrt an neuen Haltestellen - Umbau des Busbahnhofes Werther angelaufen. Zugriff: www.westfalen-blatt.de [abgerufen am 19.11.2020].

Wikipedia, 25.04.2023: Werther (Westf.). Zugriff: https://de.wikipedia.org/ [abgerufen am 03.01.2025].

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Quellvermerk: „Mobilikon 2020"

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