Mobilitätsnetzwerk Ortenau

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes Gemeinsam erfolgreich. Mobil in ländlichen Räumen“ (2021) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was ist das Mobilitätsnetzwerk Ortenau?

Das Mobilitätsnetzwerk Ortenau ist ein Zusammenschluss von 14 Kommunen in der Ortenau, der gemeinsam gemeindeübergreifende Lösungen für nachhaltige Mobilität findet.

Die Städte Kehl, Offenburg, Lahr, Gengenbach und Rheinau sowie die Gemeinden Willstätt, Neuried, Appenweier, Schutterwald und Friesenheim gründeten 2019 das erste interkommunale Mobilitätsnetzwerk Deutschlands. Im Jahr 2022 sind die beiden Städte Achern und Oberkirch und die beiden Gemeinden Seelbach und Schwanau dem Netzwerk beigetreten.

Die drei Schwerpunktthemen des Netzwerks sind Radwege, Mobilitätsstationen und eine regionale Mobilitäts-App. Ganz nach dem Motto „Teilen statt Besitzen“ werden bis 2030 150 Mobilitätsstationen eingerichtet, die den Nutzerinnen und Nutzern den Umstieg vom privaten Pkw auf klimafreundliche Mobilität erleichtern sollen. Zudem möchte das Mobilitätsnetzwerk Ortenau damit u.a. einen wesentlichen Beitrag zum erklärten Ziel des Landes Baden-Württembergs von 1.000 Mobilitätsstationen und 50.000 Carsharing-Fahrzeugen bis 2030 leisten. Die Mobilitätsstationen werden in allen Netzwerkkommunen verfügbar sein. Besonders ist hierbei, dass z. B. Fahrräder in einer Kommune ausgeliehen und in einer anderen Kommune wieder abgegeben werden können.

Welche Ziele werden mit dem Mobilitätsnetzwerk Ortenau verfolgt?

Weil die Menschen auch zwischen Kommunen unterwegs sind, haben sich die Mitglieder des Mobilitätsnetzwerks Ortenau zusammengeschlossen, um durch ihre Zusammenarbeit die Mobilität gemeindeübergreifend zu verbessern. Das Projekt verfolgt das Ziel, Nahmobilitätsangebote zu schaffen, die eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr (MIV) bieten. Alles vor dem Hintergrund, CO2-Emmissionen einzusparen und somit dem Klimawandel entschieden entgegenzutreten und gleichzeitig die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu bewahren und zu verbessern.

Damit die Sharing-Angebote und insbesondere der Radverkehr gefördert werden, hat sich das Mobilitätsnetzwerk zum Ziel gesetzt, das Radwegenetz zwischen den Kommunen zu analysieren und an entsprechenden Stellen zu sanieren und auszubauen. Es sollen sichere und komfortable Radwege für den interkommunalen Pendel- und Freizeitverkehr geschaffen werden.

Das Mobilitätsnetzwerk hat die Konzeption und Einführung einer Mobilitäts-App namens „OrtenauMobil“ angestoßen. Die Entwicklung wurde inzwischen vom Landkreis finanziert und umgesetzt. Über die Mobilitäts-App „OrtenauMobil“ sollen alle Mobilitätsangebote einfach und gebündelt – digital – genutzt werden können. Die Bürgerinnen und Bürger aus den Netzwerkkommunen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik sowie wirtschaftliche Akteure waren durch einen Partizipationsprozess direkt an der Erstellung des Anforderungskatalogs der Mobilitäts-App beteiligt.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

In einer ersten konzeptionellen Phase wurden gemeinsam die Themenschwerpunkte der Netzwerkarbeit identifiziert. In der anschließenden Arbeitsphase wurden die Grundlagen für die Umsetzung mit Hilfe von Planungsbüros erarbeitet. Nach den positiven Gemeinderatsbeschlüssen erfolgt die Umsetzungsphase der Mobilitätsangebote seit 2022. Eine Bundesförderung deckt rund 260.000 Euro der Umsetzungskosten. Für den Aufbau der Mobilitätsstationen wurden beim Land Baden-Württemberg in den Jahren 2023 und 2024 Fördermittel beantragt. Seit 2023 bis Frühjahr 2025 werden 83 Mobilitätsstationen in 12 Netzwerkkommunen in Betrieb sein. Der Ausbau des Stationsnetzes geht danach weiter: Bis Ende des Jahres 2025 werden weitere 29 Mobilitätsstationen in den Städten und Gemeinden des Netzwerks errichtet, sodass es dann bereits 112 Mobilitätsstationen geben wird. Die Mobilitätsstationen sind einheitlich gestaltet und die Mobilitätsangebote (Carsharing und Mietfahrräder sowie Mietpedelecs) haben in allen Kommunen die gleichen Tarife. Das erleichtert die Nutzung über die Gemarkungsgrenzen hinweg. Eine interaktive Übersicht aller bis jetzt errichteten Mobilitätsstationen findet sich auf www.einfach-mobil-ortenau.de

Um die Mobilitätsdienstleister (Carsharing und Bikesharing) auszuwählen, haben die Netzwerkkommunen eine gemeinsame Ausschreibung durchgeführt mit dem Ziel, zukünftig ein einheitliches Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer in der Ortenau bereitzustellen. Die Wahl der Anbieter erfolgte 2023 parallel zum Baustart der Mobilitätsstationen. 

 

In der Umsetzungsphase sah sich das Mobilitätsnetzwerk der Herausforderung gegenübergestellt, dass eine gemeinsame Fördermittelbeschaffung und die Ausschreibung für bauliche Maßnahmen als loser kommunaler Zusammenschluss nicht möglich war. Als Konsequenz gründeten die Mitgliedskommunen 2022 die Gemeinsame selbstständige Kommunalanstalt Mobilitätsnetzwerk Ortenau AöR.

Durch das Auslaufen der Bundesfördermittel im Juni 2022 war die weitere Grundfinanzierung des Netzwerks zwischenzeitlich ungeklärt. Aktuell erfolgt die Grundfinanzierung des Mobilitätsnetzwerks aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sowie kommunalen Eigenanteilen (Sicherung bis Herbst 2025).  

Bikesharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Maßnahme

Bikesharing

Icon Maßnahme

Bikesharing ist ein öffentliches Fahrradverleihsystem. Die Fahrräder sind im öffentlichen Raum bzw. an Bikesharing-Stationen frei zugänglich und können jederzeit gebührenpflichtig gemietet werden.

Mobilitätsstationen
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Mobilitätsstationen bündeln Fahrradverleih, Carsharing und ÖPNV-Haltepunkte und ggf. weitere Mobilitätsangebote an einem Standort und ermöglichen einen bequemen Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln.

Radwegeausbau
Quelle: ewg3D / Getty Images
Maßnahme

Radwegeausbau

Icon Maßnahme

Der Ausbau von Radwegen trägt zu einem attraktiven und sicheren Radverkehr im ländlichen Raum bei. Viele Wege können so mit dem Rad oder in Kombination mit dem ÖV zurückgelegt werden.

Stationsbasiertes Carsharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Stationsbasierte Carsharing-Angebote bieten eine flexible Erweiterung der Mobilitätsmöglichkeiten in ländlichen Räumen. Verschiedene Fahrzeugtypen können an festen Stationen ausgeliehen werden.

Netzwerk Anschlussmobilität/Wunderline inkl. WunderlineGO-App
Transdanube.Pearls: Netzwerk für nachhaltige Mobilität entlang der Donau
AZWEIO – eine interkommunale Gesellschaft
Quelle: Björn Hake
Icon Beispiele aus der Praxis

Die Stadt Achim, Flecken Ottersberg und die Gemeinde Oyten haben sich zu der Gesellschaft AZWEIO zusammengeschlossen, die ein regionales Verkehrskonzept und die Umsetzung innovativer Verkehrslösungen verfolgt.

Förderprogramme in Baden-Württemberg
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Instrumente

Im Bundesland Baden-Württemberg stehen verschiedene Förderprogramme für die Mobilität in ländlichen Räumen zur Verfügung. Es werden zentrale Anlaufstellen dargestellt.

Einbindung in Netzwerke
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Hilfen zur Umsetzung

Einbindung in Netzwerke

Icon Hilfen zur Umsetzung

Die Einbindung in Netzwerke unterstützt den Austausch und den Transfer von praktischem Wissen zur Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen.

Identifikation einer geeigneten Projektstruktur
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Icon Hilfen zur Umsetzung

Die Planung und Umsetzung eines Mobilitätsvorhabens erfordern eine effiziente Projektstruktur. Bei der Wahl einer Projektstruktur sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.

Interkommunale Zusammenarbeit
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Hilfen zur Umsetzung

Interkommunale Zusammenarbeit

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mobilität und viele weitere kommunale Themenfelder erfordern eine Abstimmung bzw. Kooperation mit umliegenden Kommunen in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit.

Einfach-mobil-Ortenau [abgerufen am 13.12.2024].

Netzwerkseite [abgerufen am 13.12.2024].

Projektdarstellung der FONA  [abgerufen am 13.12.2024].

ab Februar 2018:

Gespräche mit Kommunen im Rahmen der Gewinnungsphase für ein kommunales Netzwerk

Dezember 2018:

Fördermittelzusage

Februar 2019:

Erstes Netzwerktreffen mit Definition der inhaltlichen Themenschwerpunkte

April 2019:

Unterzeichnung GbR Vertrag

April 2019:

Webseite geht online

Juni 2019:

Auswahl der Fachbüros zur Erarbeitung der Themenschwerpunkte

Januar 2020:

Landkreis Ortenaukreis nimmt regelmäßig an 2-wöchigen Abstimmungstreffen des Mobilitätsnetzwerks teil

Februar-Oktober 2020:

Potenzialanalysen, Akteursbeteiligung und Workshops zu den Themenschwerpunkten

Oktober 2020:

Anforderungskatalog für Themenschwerpunkt 3 „Mobilitäts-App“ wird an den Ortenaukreis übergeben

seit Oktober 2020:

Sammlung von Kooperationsmöglichkeiten mit Unternehmen im betrieblichen Mobilitätsmanagement und Ideen zur Verbesserung der Radwegeinfrastruktur

November 2020:

Ortenaukreis stellt Mittel für Mobiliäts-App in Haushalt ein (ca. 950.000 Euro)

November 2020-April 2021:

Zusammenarbeit mit Deutschem Institut für Urbanistik zur Findung neuer Gesellschaftsform

Dezember 2020:

Standortkonzept für Umsetzung der Mobilitätsstationen

Oktober 2021:

Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbes "Gemeinsam erfolgreich. Mobil in ländlichen Räumen“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Oktober 2022:

Antragstellung von Fördermitteln zur Umsetzung der ersten Mobilitätsstationen

Oktober 2022:

Gründung der Mobilitätsnetzwerk Ortenau Kommunalanstalt (neue Gesellschaftsform) und Beitritt von vier weiteren Kommunen

Dezember 2022:

Ausschreibung von Carsharing, Fahrradverleihsystem und Wandelementen für die Mobilitätsstationen

August 2023:

Auswahl des Dienstleisters für Bike- und Carsharing-Angebote

August 2023:

Auszeichnung als Best Practice im Projektpool stadtimpulse

Endura kommunal GmbH, 2022: Mobilitätsnetzwerk Ortenau. Zugriff: www.mobilitätsnetzwerk-ortenau.de [abgerufen am 13.12.2024].

Endura kommunal GmbH, 2024.

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Quelle: UsedomRad GmbH

Bikesharing: UsedomRad

UsedomRad ist ein Bikesharing-Projekt auf der Insel Usedom und dem angrenzenden Festlandsockel. Über 150 Bikesharing-Stationen bieten ein nachhaltiges und flexibles Mobilitätsangebot für Einwohner, Touristen und Pendler.