Netzwerk Anschlussmobilität/Wunderline inkl. WunderlineGO-App

Teilnehmende eines Workshops stehen neben ihren Fahrrädern
Quelle: Wunderline

Ausgezeichnet im Rahmen des Wettbewerbes Gemeinsam erfolgreich. Mobil in ländlichen Räumen“ (2021) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Was sind das Netzwerk Anschlussmobilität/Wunderline und die WunderlineGO-App?

Das Netzwerk Anschlussmobilität/Wunderline besteht aus 16 deutschen und niederländischen Kommunen, der Provincie Groningen, dem Land Niedersachsen, dem Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN), dem Verkehrsverbund Ems-Jade (VEJ) und dem OV-Bureau Groningen-Assen. Es ist das Fundament, auf dem konkrete Produkte zur Verbesserung der Mobilität – insbesondere in ländlich geprägten Räumen – realisiert werden sollen. Das Durchführungsprogramm Anschlussmobilität bildet den übergeordneten Rahmen für Maßnahmen und Produkte. Mit dem Netzwerk Anschlussmobilität sollen modalitäten- und gebietsübergreifende Angebote geschaffen werden. Der Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer vor Ort besteht (langfristig) darin, dass ein zusammenhängendes Paket von aufeinander abgestimmten Mobilitätsangeboten entsteht, die eine komfortable und effiziente Alternative zum privaten Pkw bieten. Die Aufbauphase des Netzwerkes wurde im Rahmen des Interregprojektes V A Deutschland-Niederlande gefördert und umfasste den Zeitraum von Juni 2019 bis 2021. Das Netzwerk war Bestandteil des Projektes Wunderline, mit dem im Jahr 2024 ein qualitativ deutlich aufgewertetes Bahnangebot zwischen Groningen und Bremen (Wunderline-Strecke) realisiert werden soll. Eine hochwertige Anschlussmobilität, insbesondere in ländlichen Räumen, gilt als essentielle Ausgangsvoraussetzung für eine gute Auslastung dieser grenzüberschreitenden Schienenverbindung.

Die WunderlineGO-App ist ein konkretes Produkt, das im Rahmen dieser Kooperation entstanden ist. Diese App ist ein wichtiges Instrument, mit dem man für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werben kann. Die App wurde im Juni 2021 freigeschaltet und kann kostenlos aus den App-Stores heruntergeladen werden. 15 Orte haben dafür spezifische Touren entwickelt, die jeweils am Bahnhof starten. Das Smartphone leitet die Nutzerinnen und Nutzer, unterwegs tauchen mittels Augmented Reality und 3D-Animation Informationen als Bilder, Filme, Audio oder Texte auf. Die gefundenen Wunder lassen sich (digital) einsammeln und mit nach Hause nehmen.

Welche Ziele werden mit dem Netzwerk Anschlussmobilität/Wunderline und der App verfolgt?

Mit dem Netzwerk sowie mit der daraus entstandenen App werden folgende Ziele angestrebt:

  • kurz- bzw. mittelfristig Generierung eines Mehrwertes für Nutzerinnen und Nutzer von Verkehrsmitteln, z. B. durch
    • Schaffung von verbesserten Angeboten in Bahnhofsumgebung (Fahrradabstellanlage, WCs)
    • bessere Taktung der Busverkehre
  • die Entwicklung kreativer und innovativer Produkte, wie die WunderlineGO-App, die den ÖPNV interessant und attraktiv machen
  • Erhöhung der Fahrgastzahlen der Schienenverbindung Wunderline durch bessere Anschlussmobilität
  • mehr Wertschöpfung für die Region durch gemeinsame Lobbyarbeit
  • Inspirieren, Stimulieren und Unterstützen der Gemeinden, Landkreise und Verkehrsverbände
  • Unterstützung bei der Akquise verfügbarer Fördermittel
  • Förderung von Synergieeffekten zwischen den niederländischen und deutschen Partnerinnen und Partnern

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Über eine intensive Lobbyarbeit wurden die an der Wunderline-Strecke gelegenen Kommunen und die betreffenden Verkehrsverbände für die Zusammenarbeit des grenzübergreifenden Netzwerks begeistert. Während der zweijährigen Aufbauphase wurden in Workshops mit den Fachbereichsleiterinnen und -leitern unterschiedliche Schwerpunktthemen u. a. mit Hilfe von externen Expertinnen und Experten bearbeitet, die in konkrete Produktideen gemündet sind. Um eine breit getragene politische Akzeptanz zu sichern, wurden die Verwaltungsspitzen und dies betreffende Ausschüsse/Räte über Präsentationen und individuelle Gespräche in die Netzwerkarbeit eingebunden. Zur Vertiefung wurden Arbeitsgruppen zu den Themen Bus/HUBs und Marketing gebildet. Darüber hinaus wurden die Workshops dazu genutzt, bereits bestehende und noch geplante Maßnahmen an den Bahnhöfen bzw. in der Bahnhofsumgebung zu inventarisieren und in einem gemeinsamen Durchführungsprogramm festzulegen. Die Aufbauphase des Netzwerks Anschlussmobilität wurde im August 2021 beendet. Alle Netzwerkpartnerinnen und -partner arbeiten als Mitglieder des Netzwerks Anschlussmobilität II (Konsolidierungsphase) an der Umsetzung der im Durchführungsprogramm genannten Maßnahmen weiter und entwickeln gemeinsam neue Produkte.

Die Arbeitsgruppe Marketing hat ein eigenes Interreg V A-Netzwerkprojekt durchgeführt, aus dem die WunderlineGO-App entstanden ist. Eine Steuerungsgruppe aus drei Partnerinnen und Partnern hat das Projekt geleitet. 14 weitere Kommunen haben zugearbeitet. Ein Gaming-Unternehmen wurde mit der Entwicklung und Umsetzung der regionalen App beauftragt. Daraufhin werden die Voraussetzungen für eine langfristige Weiterführung des Projekts geschaffen.

Aufgrund der hohen Anzahl der Partnerinnen und Partner (16 Kommunen, drei Verkehrsverbände, Land Niedersachsen, Provincie Groningen) ist es wichtig, die Interessenlagen der einzelnen Partnerinnen und Partner gleich zu Anfang gut herauszuarbeiten und zu einem Arbeitsprogramm (Festlegung Schwerpunkte, Arbeitsweise etc.) zu kommen, das von allen gemeinsam getragen wird. Die Netzwerkkoordination sollte auf Ausgewogenheit achten in Bezug auf die Interessen von kleinen Beteiligten (Gemeinden) und großen Beteiligten (kreisfreie Städte) und deren unterschiedlichen Kapazitäten berücksichtigen.

Da das Netzwerk grenzübergreifend ist, gilt es auch, ein besonderes Gespür für den Umgang mit den unterschiedlichen Arbeitsweisen, Organisationsformen, Entwicklungsphasen in den beiden Ländern zu entwickeln. Der Umgang mit zwei Landessprachen ist ebenfalls eine besondere Herausforderung. Die meisten der niederländischen Netzwerkpartnerinnen und -partner beherrschen die deutsche Sprache zumindest passiv sehr gut, was die Kommunikation erleichtert. Trotzdem muss das Netzwerkmanagement unterstützend zur Seite stehen, um zu übersetzen, wenn der Bedarf nach Übersetzung erkennbar ist. Schriftliche Unterlagen/Präsentationsvorlagen sollten zweisprachig zur Verfügung gestellt werden. Die entsprechenden Kosten, die das zusätzlich verursacht, gilt es zu berücksichtigen. Eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit im Rahmen eines bi-nationalen Netzwerkes ist es, dass das Netzwerkmanagement zweisprachig und mit beiden Arbeits- und Organisationskulturen gut vertraut ist. Da aufgrund der COVID-19-Pandemie Präsenzveranstaltungen weitestgehend nicht möglich waren, wurden Abstimmungen über Videokonferenzen vorgenommen. In Nachbetrachtung hat sich dies als positive Lösung gezeigt. Über Videokonferenzen war ein schneller und effektiver Austausch realisierbar. Ein Vorteil war auch, dass die langen Anreisezeiten, aufgrund der räumlichen Ausdehnung des Projektgebiets, vermieden werden konnten. Ein Netzwerk lebt allerdings auch vom Austausch zwischen den Beteiligten vor und nach dem offiziellen Programmteil und während der Pausen; dieser Austausch lässt sich auf Videokonferenzen nicht ersetzen. Präsenzveranstaltungen bleiben auch in Zukunft wichtig. Wichtig ist hier, zu einer ausgewogenen Formel zu kommen. Eine große Herausforderung bei der Erstellung der WunderlineGO App war die Koordination von 15 Partnerinnen und Partnern bei der Zulieferung der erforderlichen Routeninformationen.

Integrierte Mobilitätsplattformen
Quelle: Patcharanan Worrapatchareeroj / Getty Images
Icon Maßnahme

Integrierte Mobilitätsplattformen verbinden Informationen zur Reise mit dem Ticketkauf. Dies ermöglicht Kundinnen und Kunden einen leichten Zugang zum ÖV und steigert die Attraktivität und Nutzung.

Mobilitätsnetzwerk Ortenau
Quelle: Mobilitätsnetzwerk Ortenau GbR
Beispiele aus der Praxis

Mobilitätsnetzwerk Ortenau

Icon Beispiele aus der Praxis

Das Mobilitätsnetzwerk ist ein kommunaler Zusammenschluss von 14 Städten und Gemeinden aus der Ortenau. Es dient als zentraler Ansprechpartner für nachhaltige Mobilitätsangebote in der Region.

Mobilitätsapp: Fahrkreis
Quelle: Universität Oldenburg / Abteilung für Wirtschaftsinformatik VLBA
Beispiele aus der Praxis

Mobilitätsapp: Fahrkreis

Icon Beispiele aus der Praxis

Die App „Fahrkreis“ ist eine digitale, multi- und intermodale Reiseauskunft für ländliche Räume. Dabei werden Fortbewegungsmittel wie Bahn, Bus, Fahrrad und Mitfahrgelegenheiten miteinander verknüpft.

AZWEIO – eine interkommunale Gesellschaft
Quelle: Björn Hake
Icon Beispiele aus der Praxis

Die Stadt Achim, Flecken Ottersberg und die Gemeinde Oyten haben sich zu der Gesellschaft AZWEIO zusammengeschlossen, die ein regionales Verkehrskonzept und die Umsetzung innovativer Verkehrslösungen verfolgt.

Mobilitätsstationen in der KielRegion – Pilotstandort Wankendorf
Kooperationsraumkonzept
Quelle: alphaspirit / Getty Images
Icon Instrumente

Im Fokus des Kooperationsraumkonzepts steht die Bündelung von Standorten der Daseinsvorsorge in „Kooperationsräumen“, die über Gemeindegrenzen hinaus gehen.

Gemeindeübergreifendes Mobilitätskonzept
Einbindung in Netzwerke
Quelle: Orbon Alija / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Einbindung in Netzwerke

Icon Hilfen zur Umsetzung

Die Einbindung in Netzwerke unterstützt den Austausch und den Transfer von praktischem Wissen zur Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen.

Interkommunale Zusammenarbeit
Quelle: Filadendron / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Interkommunale Zusammenarbeit

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mobilität und viele weitere kommunale Themenfelder erfordern eine Abstimmung bzw. Kooperation mit umliegenden Kommunen in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit.

Kooperative Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum
19.02.2019:

Die Hauptverwaltungsbeamtinnen und -beamten der 16 an der Wunderline gelegenen Kommunen unterzeichnen gemeinsam mit dem zuständigen Staatssekretär des Landes Niedersachsen und der Regionalministerin der Provincie Groningen die Absichtserklärung für den Aufbau des Netzwerks Anschlussmobilität.

Mai 2019:

Bewilligung des Förderantrags im Rahmen des Interregprogramms V A Deutschland – Niederlande durch die EDR (Projektleader: Landkreis Leer)

Juni 2019:

Start Netzwerk auf der Ebene der Fachbereichsleiter (Abstecken Meilensteine, Schwerpunkte, Arbeitsweise u. ä.)

September 2019:

Offizielle Auftaktveranstaltung des Netzwerkes in Oldenburg in Anwesenheit aller Hauptverwaltungsbeamtinnen und -beamten, des Staatssekretärs Lindner, des Landes Niedersachsen sowie des Regionalministers Staghouwer als Vertreter der Provincie Groningen.

Juli 2020:

Bewilligung des Förderantrags im Rahmen des Interreg V A-Netzwerkprojektes „Digitale Entdeckungen an der Wunderline“ durch die EDR. Entwicklung der WunderlineGO-App, Leadpartner: Wirtschaftsförderung Stadt Oldenburg, operative Umsetzung: Ostfriesland Tourismus GmbH, Projektbegleitung Netzwerk Anschlussmobilität der Wunderline.

September 2020:

Auftaktveranstaltung Projekt WunderlineGO-App mit Marketingmitarbeiterinnen und -mitarbeitern der Kommunen; Auftragsvergabe an Dienstleister für Entwicklung der App. Anschließend Ausgestaltung des Prototypens der App, Entwicklung des Storytellings (WunderlineGO-App Geschichte) im Dialog mit den beteiligten Orten und Städten.

24.06.2021:

Offizielle Abschluss- und Auftaktveranstaltung für Netzwerk I bzw. II als digitale Live-Veranstaltung (aufgenommen in einem Studio) unter großer Beteiligung der (politischen) Verwaltungsspitzen und der aktiven Fachbereichsleiter bzw. Geschäftsführer. Release der WunderlineGO-App, die seit diesem Tag gratis zum Download bereitsteht.

05.07.2021:

WOW-Wochen = WunderlineOrtsWochen – kooperative und koordinierte Vermarktungsoffensive der beteiligten Orte und Städte, um auf das WunderlineGo-App-Angebot und damit auf die Wunderline hinzuweisen.

Gamesmarkt, 07.07.2021: "WunderlineGo": Quantumfrog bringt Schnitzeljagd-AR-App. Zugriff: https://www.gamesmarkt.de/development/wunderlinego-quantumfrog-bringt-s… [abgerufen am 28.11.2023].

Landkreis Leer, 24.06.2021: Netzwerk Anschlussmobilität Wunderline präsentiert Durchführungsprogramm. Zugriff: http://presse-service.de/data.aspx/static/1074727.html [abgerufen am 28.11.2023].

mediamixx GmbH, 08.02.2019: Wunderline sorgt für grenzenlose Verbindung. Zugriff: https://aha24x7.com/wunderline-sorgt-fuer-grenzenlose-verbindung/ [abgerufen am 28.11.2023].

Wunderline, 20.09.2019: Kommunen entlang der Wunderline wollen die Anschlussmobilität verbessern. Zugriff: https://wunderline.nl/de/ [abgerufen am 27.10.2021].

Wunderline, 13.07.2021: Entdecken Sie die Wunder an der Wunderline mit Wunderline GO. Zugriff: https://wunderline.nl/de/wunderline-go-app/ [abgerufen am 01.06.2023].

Ähnliche Beispiele aus der Praxis

Quelle: Mobilikon, 2021

Anrufbus: moobil+

moobil+ ist ein innovatives Mobilitätssystem, das Menschen in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta mit den buchbaren moobil+Bussen ein nachhaltiges Mobilitätsangebot bietet.

Quelle: Björn Hake

AZWEIO – eine interkommunale Gesellschaft

Die Stadt Achim, Flecken Ottersberg und die Gemeinde Oyten haben sich zu der Gesellschaft AZWEIO zusammengeschlossen, die ein regionales Verkehrskonzept und die Umsetzung innovativer Verkehrslösungen verfolgt.