Reaktivierung der Strecke Sebnitz – Dolni Poustevna (Nationalparkbahn)

Was ist die Reaktivierung der Strecke Sebnitz–Dolni Poustevna (Nationalparkbahn)?

Von der Bahnstrecke zwischen Bad Schandau und Bautzen in Sachsen zweigte bis zum Ende des zweiten Weltkrieges eine Bahnstrecke nach Böhmen, ins heutige Tschechien, ab. Diese Verbindung wurde 1948 gekappt. In Folge der friedlichen Revolution 1989/1990 wurde eine Reaktivierung der Strecke diskutiert. Diese wurde für den in Deutschland befindlichen Streckenteil auch immer wichtiger, da die Fahrgastzahlen sanken und man durch den Wiederaufbau der Gleisverbindung auch das Potenzial von Fahrgästen aus Tschechien mit nutzen konnte.

Am 5. Juli 2014 nahm die Nationalparkbahn U 28 auf der reaktivierten Strecke Sebnitz – Dolni Poustevna ihren Betrieb auf. Durch die neue Verbindung zwischen tschechischen Gebieten über den deutschen Streckenabschnitt Sebnitz – Bad Schandau sollte die Fahrgastzahl so deutlich gesteigert werden, dass die auf deutschem Gebiet befindliche Strecke nicht eingestellt werden musste.

Die Nationalparkbahn U 28 verbindet die beiden Nationalparkregionen Sächsische und Böhmische Schweiz. Die Bezeichnung U steht für die Integration der Strecke in das Angebot der tschechischen Region Ústecký kraj in Böhmen, die den Verkehr federführend ausschreibt. Derzeit wird die Linie von der Tschechischen Bahn České dráhy in Kooperation mit DB Regio betrieben.

Die Nationalparkbahn U 28 fährt im 2-Stunden-Takt von Děčín, über Bad Schandau, Sebnitz, Dolní Poustevna und Mikulášovice dolní nádr. nach Rumburk. Die grenzüberschreitende Linie erschließt damit Ziele im Elbtal, im Sebnitztal und im sogenannten Schluckenauer Zipfel. Auf der Strecke werden 28 Bahnhöfe und Haltepunkte bedient. Täglich fahren acht Zugpaare. Auf der gesamten Strecke gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO). Grenzüberschreitende Fahrten sind über den extra für die Nationalparkbahn geschaffenen „Regiotarif Schluckenau-Elbe“ (U 28-Tarif) möglich. An Bord der Züge kann sowohl in Euro als auch in Tschechischen Kronen bezahlt werden.

Durch die Bahnverbindung sind die beiden Nationalparkregionen nun eng miteinander verbunden. So setzt die Bahn Impulse für den Tourismus in den ländlichen Räumen beiderseits der Grenze. Durch die mit dieser Linie mögliche schnellere Anbindung der Region „Schluckenauer Zipfel“ an die Kreisstadt Děčín verbesserte sich die infrastrukturelle Lage der vorher nur sehr zeitaufwändig erreichbaren Region deutlich.

In Bad Schandau bestehen Anschlüsse von und zur S-Bahn S 1 Richtung Dresden und Meißen.

Welche Ziele werden mit der Reaktivierung der Strecke Sebnitz–Dolni Poustevna (Nationalparkbahn) verfolgt?

Ziel war es, durch die neue Verbindung tschechische Bürgerinnen und Bürger über deutsches Gebiet schneller mit ihrer nächsten größeren Stadt Děčín zu verbinden.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Im Juni 1905 wurde der Zugbetrieb zwischen Sebnitz und dem damaligen Nieder-Einsiedel in Österreich-Ungarn aufgenommen. Die bedeutende regionale Verbindung bestand bis 1945. In den Nachkriegsjahren wurde der Zugverkehr eingestellt und die Gleise demontiert. Seit 1990 haben sich Bürgerinnen und Bürger auf beiden Seiten der Grenze für die Schließung der Lücke im Gleisnetz und die Wiederaufnahme des Zugverkehrs eingesetzt. Der verantwortliche VVO begann 2005 mit ersten Planungen für den Lückenschluss. Baumaßnahmen erfolgten auf tschechischer Seite im Jahr 2009, die die Erneuerung der Gleise und den Bau bis zur Staatsgrenze beinhalteten. In Deutschland begann der Bau 2013, nachdem der VVO eine mehrjährige Bestellgarantie für Zugbetrieb auf der Strecke abgegeben hatte. Damit erhielt der deutsche Infrastrukturbetreiber DB Netz die Garantie, dass die Investition refinanziert wird. Die Lücke wurde am 4. Juli 2014 offiziell geschlossen. Am 5. Juli 2014 hat die Nationalparkbahn U 28 ihren Betrieb aufgenommen. 

Besondere Herausforderung war die Abgabe der Bestellgarantie durch den Verkehrsverbund. Nur aufgrund der Zusage des Verbundes für die mehrjährige Bestellung der Bahnleistungen auf deutschem Gebiet, investierte die DB Netz AG (heute DB InfraGO AG) in die neue Infrastruktur. Dies war dem Verbund wiederrum nur aufgrund erhöhter Zuschüsse seitens des Freistaates Sachsen möglich.

1990:

Auf einer Demonstration in Sebnitz fordern die Bürgerinnen und Bürger die Wiedererrichtung der Gleisverbindung. 

2005:

Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) beschließt erste Mittel für Planungen bereit zu stellen und nimmt Gespräche mit den tschechischen Partnern auf. 

2009:

Mit finanzieller Unterstützung der EU saniert die Tschechische Verwaltung der Bahnverkehrswege (SŽDC) die Gleise zwischen Rumburk und Dolní Poustevna und verlängert die Strecke bis an die Grenze. 

2012:

Der Verwaltungsrat des VVO stimmt dem Bau des Lückenschlusses zu. Baubeginn für den „Lückenschluss“ in Sebnitz. 

2014:

Am 5. Juli wird der Zugverkehr zwischen Rumburk, Dolní Poustevna, Sebnitz, Bad Schandau und Děčín aufgenommen.

BLOG des Verkehrsverbundes Oberelbe, 21.04.2021: Eisenbahnstrecken im Porträt: Die Nationalparkbahn U 28. Zugriff: https://blog.vvo-online.de/eisenbahnstrecken-im-portraet-die-nationalparkbahn-u-28/ [abgerufen am 21.06.2024]. 

Verkehrsverbundes Oberelbe, o. J.: Nationalparkbahn (U 28). Zugriff: https://www.vvo-online.de/de, Startseite, Tarif & Tickets, Tarif, Fahrten aus dem VVO, Fahrten in den Bezirk Ústí (DÚK), Nationalparkbahn (U 28) [abgerufen am 21.06.2024].