Sharing-Angebot: mümo – Mühldorf Mobil

Was ist mümo – Mühldorf Mobil?

hldorf Mobil (mümo) ist ein Shared Mobility Angebot an verschiedenen Mobilitätsstationen im Landkreis Mühldorf a. Inn in Bayern. Der Landkreis Mühldorf unterteilt sich in 31 Gemeinden und hat ca. 116.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Als Teil der bedarfsorientierten ÖPNV-Flächenerschließung im Landkreis wurde Shared Mobility in Form von E-Car-, E-Bike- und Lastenradsharing-Fahrzeugen in sieben Gemeinden des Landkreises getestet. Das Angebot ist integrierter Bestandteil des ÖPNV-Gesamtkonzepts, welches ein Netz aus Taktverkehren auf den Hauptachsen, Bedarfsverkehren auf den Nebenachsen und Shared Mobility als Ergänzungsangebot einer modernen Mobilität sieht.

mümo war bis Ende 2022 Teil des Förderprojektes „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“. Der Landkreis Mühldorf a. Inn und die sieben Projektkommunen Ampfing, Buchbach, Haag, Neumarkt-St. Veit, Oberbergkirchen, Schönberg und Schwindegg sind Mitglied des Vereins Landmobile e.V. geworden. Das Pilotprojekt wird von allen beteiligten Kommunen nach Ende des Förderzeitraums bis mindestens 2024 weitergeführt. Zudem bemüht sich der Landkreis um eine flächendeckende Ausweitung des Pilotprojekts.

Die Fahrzeuge stehen seit Herbst 2020 zur Verfügung und können über eine App gebucht werden. Darin ist sichtbar, ob das Fahrzeug zur gewünschten Zeit verfügbar ist. Zur Nutzung muss vorab eine Online-Registrierung erfolgen und der Führerschein validiert werden. Die Gebühren für die Nutzung sind eine Kombination aus Zeit- und Streckentarifen.

Nach dem Ende des Pilotprojekts zeigten mehrere Gemeinden Interesse an einer Ausweitung des Angebots. Das Landratsamt ist von den positiven Ergebnissen überzeugt und hat sich zum Ziel gesetzt, das Projekt gemeinsam mit den Kommunen landkreisweit zu etablieren und die Integration in den aktuell neu aufzubauenden ÖPNV voranzutreiben.

Welche Ziele werden mit dem mümo – Mühldorf Mobil verfolgt?

Erklärtes Ziel von mümo war es in einem Pilotprojekt mögliche bedarfsorientierte Angebotsformen für die dritte Stufe des Nahverkehrsplans des Landkreis Mühldorf a. Inn zu erproben. Nach einer erfolgreichen Praxiserprobung sollten diese Angebotsformen flächendeckend im Landkreis eingeführt werden und so als ein integrierter Baustein zur effizienten und bedarfsorientierten ÖPNV-Flächenerschließung des Landkreises beitragen. Unter anderem waren die Ziele:

  • Sammlung von Erfahrungswerten über den Sharing-Betrieb in ländlichen Räumen
  • Erreichung eines wirtschaftlich erfolgreichen Betriebs nach Projektende
  • Ausweitung des Projekts nach erfolgreichem Abschluss auf den gesamten Landkreis Mühlendorf a. Inn
  • Unterstützung anderer interessierter Landkreise/Gemeinden bei einer bedarfsorientierten Flächenerschließung

Für die Bevölkerung in der Region ergeben sich folgende Vorteile:

  • Steigerung der Attraktivität des ÖPNV durch Einbezug der Bedarfsmobilität
  • Reduzierung der Notwendigkeit eines Zweit- oder Drittwagens
  • Unterstützung von Personen ohne Fahrtüchtigkeit oder eigenen PKW bei ihren alltäglichen Mobilitätsbedarfen durch Kooperationen mit Einkaufshäusern, Apotheken oder Ärzten im Landkreis Mühldorf a. Inn
  • Möglichkeit zur Bildung von Fahrgemeinschaften
  • Nutzung von öffentlichen E-Bikes und E-Rollern, um neben dem ÖPNV-Angebot flexibel Kurzstrecken zu bewältigen
  • Verbesserung der Erreichbarkeit von Haltestellen/Bahnhöfen durch die Überbrückung der letzten Meile mit Hilfe von Sharing-Fahrzeugen

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Nach Erhalt des Förderzuschlags wurde im ersten Schritt ein ganzheitliches Konzept für das Angebotsspektrum der bedarfsorientierten Angebote erarbeitet. Aspekte dieses Konzepts waren:

  • Standortkonzept
  • Fahrzeug-Konzept
  • Marketing-Konzept
  • Veranstaltungsplan
  • Integrationskonzepte zur Beteiligung sozialer Dienste, Firmen und des ÖPNV

Diese Konzeptionierung wurde unter intensiver Beteiligung aller Gemeinden, des Landratsamts, beteiligter Dienstleister, sowie Firmen und Interessensgruppen vor Ort erstellt.

Im Mai 2020 wurde mit der Umsetzung der Angebote begonnen. Nach entsprechenden Markterkundungs-, Angebots- und Vergabeverfahren konnten regionale Dienstleister für die Fahrzeugbereitstellung, Informations- und Buchungsplattform, begleitende Öffentlichkeitsarbeit sowie für den Infrastrukturaufbau verpflichtet werden.

Ende Juli 2020 waren die ersten Mobilitätselemente betriebsbereit, dem folgte im August und September eine vierwöchige Testphase mit beschränktem Nutzerkreis. Im Rahmen dieses öffentlichkeitswirksamen Testzeitraums wurde das Angebot bereits sehr gut von den Nutzerinnen und Nutzern angenommen. Ab September 2020 startete dann der reguläre Betrieb der ersten Elemente. Im Verlauf des Jahres 2021 wurde das Angebot durch weitere Elemente (Lastenräder, E-Bikes, E-Roller) ergänzt. Die Angebote wurden im Sinne eines multimodalen Ansatzes zu Mobilitätsstationen zusammengefasst.

Im weiteren Verlauf des Jahres wurden verstärkt lokale Akteure in das System eingebunden; z. B. Kindergärten, Arztpraxen, Feuerwehr- und Sportvereine sowie die Flüchtlingshilfe. In der begleitenden Öffentlichkeitsarbeit wurden über die gesamte Projektzeit diverse Kanäle bespielt.

Die Kosten belaufen sich auf ca. 100.000 Euro pro Jahr. Davon werden aktuell ca. 30.000 Euro durch Einnahmen gedeckt, wodurch sich ein Defizit von ca. 70.000 Euro pro Jahr ergibt, das von den Gemeinden und dem Landkreis übernommen wird.

Während des 30-monatigen Betriebs konnten umfassende Nutzungsdaten generiert werden, um das laufende Projekt zu optimieren. Noch während der Projektlaufzeit wurden als direkte Folge des sich positiv abzeichnenden Verlaufs, Projekte in Gemeinden in den Nachbarlandkreisen initiiert.

Entgegen dem ursprünglichen Ziel wurde kein wirtschaftlicher Betrieb des Systems erreicht. Die einzelnen Pilotkommunen (und damit Standorte) sind bzgl. der Kostendeckungsquoten höchst unterschiedlich fortgeschritten. Die ersten beiden Monate nach dem Förderzeitraum zeigen eine Deckung der laufenden Betriebskosten zwischen 15 Prozent und 60 Prozent. Die einmaligen (geförderten) Investitionskosten in das Projekt wurden dabei nicht berücksichtigt.

Zudem ergaben sich während des Projektes unvorhergesehene Schwierigkeiten. So war die Nutzerakquise sowie die Nutzung des Angebots auf Grund der Covid-19-Pandemie stark eingeschränkt. Hier war besonders die geplante Einbindung von Senioren- und sozialen Diensten betroffen. Auf Grund hoher Datenschutz-Anforderungen ergaben sich auch Herausforderungen bei der Einbindung lokaler Unternehmen durch entsprechende Vorsichtigkeit und zusätzlichem Abstimmungsaufwand.

Die niederschwellige Integration einer digitalen Mitfahrmöglichkeit in die Buchungsplattform der Fahrzeuge erwies sich im technisch-wirtschaftlichen Gesamtkontext des Projekts als nicht durchführbar, da es bis dato keine bereits integrierte Lösung auf dem Markt gab und die Beauftragung einer entsprechenden Implementierung zu kostenintensiv gewesen wäre.

Die ursprünglich geplante Einführung von E-Scootern wurde nach anfänglichen Konzeptansätzen nicht weiterverfolgt. Die Idee vom E-Scooter Sharing war zum Zeitpunkt der Förderantragstellung 2019 sehr aktuell. Jedoch zeigte sich zum Zeitpunkt der Ausführungsplanung für die Mikromobilitätselemente (Herbst 2020) bereits signifikante Probleme bei der Umsetzung. Neben dem hohen Betriebsaufwand der Fahrzeuge, der kurzen Lebensdauer und der Anfälligkeit gegenüber Diebstahl und Vandalismus zeigte sich insbesondere in ländlichen Räumen nur ein sehr eingeschränkter Nutzen. Auch auf Anregungen aus der Bevölkerung und den Kommunalverwaltungen wurde der Test von E-Scootern dann zugunsten von E-Lastenfahrrädern verworfen.

2018/2019:

Konzeption

2020:

Umsetzung

2020-2022:

Pilotbetrieb

2023:

Seit 2023 dauerhafter Betrieb

Landmobile e.V. 2023