
Was ist die das Chemnitzer Modell und die City-Bahn Chemnitz (CBC)?
Das Chemnitzer Modell gilt als eines der wichtigsten -Projekte in ganz Sachsen. Die City-Bahn Chemnitz sorgt für eine umsteigefreie und dicht getaktete Verknüpfung des Stadtzentrums von Chemnitz mit dem Umland. Dies geschieht aktuell über drei neu geschaffene Schnittstellen zwischen den bisher getrennt voneinander existierenden Systemen Eisenbahn und Straßenbahn und dem Einsatz von Fahrzeugen des Typs CityLink und Variobahn, die auf beiden Systemen verkehren können.
Die CBC ist ein 1997 gegründetes Eisenbahnverkehrsunternehmen, das vom Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) mit der Erbringung von Nahverkehrsleistungen im Chemnitzer Umland beauftragt wurde. Der VMS ist neben der Versorgungs- und Verkehrsholding GmbH (VVHC) auch Gesellschafter der CBC. Die Züge der CBC fuhren im Jahr 2023 über 2,5 Mio. Kilometer und beförderten mehr als 4,3 Mio. Fahrgäste.
Welche Ziele werden mit der City-Bahn Chemnitz verfolgt?
Ziele der City-Bahn sind die Realisierung und Erbringung der Verkehrsleistungen auf den Strecken des Chemnitzer Modells unter dem Namen „Chemnitz Bahn“ und teilweise auch auf den noch nicht integrierten Strecken, wie z. B. Stollberg – Glauchau mit RegioShuttle RS1 Triebwagen.
Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?
Erste Überlegungen zur Verbindung von Straßenbahn und Eisenbahn wurden bereits 1992 angestellt, inspiriert vom bestehenden Karlsruher Modell. Diese Ideen fanden 1995 in einer Machbarkeitsstudie, die vom Sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) in Auftrag gegeben wurde, positive Bestätigung. Die Verantwortlichen des Chemnitzer Modells entschieden, zunächst eine Pilotstrecke zu realisieren, um zu zeigen, welche Impulse eine direkte Verbindung zwischen der Stadt und dem Umland für die regionale Entwicklung setzen kann. Hierfür wurde die stilllegungsgefährdete Würschnitztalbahn von Stollberg nach Chemnitz Süd ausgewählt. In den folgenden Monaten wurde die Strecke elektrifiziert, die Bahnhöfe und Bahnsteige wurden erneuert bzw. neu gebaut und die feierliche Inbetriebnahme der Pilotstrecke Chemnitz – Stollberg erfolgte am 15. Dezember 2002. Seither verkehren hier rote Variobahnen.
Im Jahr 2014 erfolgte mit der Durchfahrt durch den Chemnitzer Hauptbahnhof, der dafür auf den Gleisen 1 – 4 auf das Höhenniveau der Straßenbahn angepasst wurde, die Vollendung der „Stufe 1“, nachdem die Planungen schon 2004 begannen. Die Gleise 1 – 2 dienen seither der Straßenbahn und der Linie Richtung Stollberg als Abfahrtsbahnsteig. Die Gleise 3 – 4 bilden eine Schnittstelle der Straßenbahn und Eisenbahn, die von den Linien Richtung Burgstädt, Richtung Mittweida und Richtung Hainichen aus dem Stadtzentrum kommend genutzt wird. Ab 10.10.2016 verkehrten die drei Linien durch bis zur Zentralhaltestelle mit den neu gelieferten CityLinks, die auf dem Eisenbahnnetz dieselelektrisch und im Straßenbahnnetz elektrisch fahren. Vorher verkehrten zwischen dem Hauptbahnhof Chemnitz und Hainichen/Burgstädt RegioShuttle RS1 Triebwagen. Seither fahren diese noch zwischen Stollberg und Glauchau bzw. Glauchau und Gößnitz. Die Linie nach Mittweida wurde 2015 neu eingeführt.
Währenddessen startete 2012 das Planfeststellungsverfahren für den Neubau einer Straßenbahnstrecke zum Campus der TU Chemnitz. Der Baubeginn fiel auf das Jahr 2016 und ab 02.05.2017 verkehrten die ersten CityLinks bis zum Stadlerplatz, und wenig später auch bis zum Technopark. Zur Vollendung der „Stufe 2“ wurde die Zentralhaltestelle mit neuen, barrierefreien Bahnsteigen und Gleisverbindungen ausgerüstet. Die vorher von der Erzgebirgsbahn betriebene Strecke in Richtung Aue wurde mit acht neuen Haltepunkten und Bahnhöfen ausgestattet und modernisiert. Seit dem 30.01.2022 verkehren nach fünf Jahren Planungs- und Bauzeit zwei Linien nach Thalheim bzw. Aue.
Weitere Ausbaustufen des Chemnitzer Modells sind geplant. Als „Stufe 3“ soll eine Straßenbahnstrecke bis Chemnitz-Hilbersdorf gebaut werden, von wo aus die Züge weiter über die Eisenbahn bis Annaberg-Buchholz oder Cranzahl fahren. Als „Stufe 4“ ist der Neubau einer Straßenbahnstrecke bis zum Chemnitz-Center geplant. Ab dort soll die Eisenbahnstrecke nach Limbach-Oberfrohna reaktiviert/neu gebaut werden. Weiterführend ist als „Stufe 5“ der Neubau einer Strecke durch das Gewerbegebiet Stollberg mit Anschluss an die Bestandsstrecke nach Glauchau bereits in der Planfeststellung. Daher läuft aktuell auch die Beschaffung von neuen, vollelektrischen CityLinks der zweiten Generation, die auf den neu gebauten Strecken und nach Stollberg (-Glauchau) zum Einsatz kommen werden. Einen konkreten Termin gibt es allerdings noch nicht.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Eine der Herausforderungen war die Beschaffung von geeigneten Fahrzeugen, welche sowohl die Normen an ein Eisenbahn-, aber auch ein Straßenbahnfahrzeug erfüllen können. Mit der Variobahn war 2002 eine Lösung für die Strecke nach Stollberg gefunden, jedoch können diese Fahrzeuge nur mit Sondergenehmigung im Eisenbahnnetz und nur nach Stollberg verkehren. Für die Variobahnen mussten 20 cm-Bahnsteige errichtet werden, was für eine Eisenbahnstrecke eine zulassungstechnische Hürde darstellte.
Dazu kam die technische Realisierung der Verknüpfung zweier Systeme, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben, außer dass sie auf Gleisen mit der gleichen Spurweite verkehren. So musste eine Schnittstelle zwischen Fahren auf Sicht (Straßenbahn) und auf Signal (Eisenbahn) in baulicher und betrieblicher Sicht entwickelt werden. Dieser Umstand gilt auch für die Verknüpfungsstelle Chemnitz Hauptbahnhof. Hier kam erschwerend hinzu, dass die Eisenbahnstrecken im Gegensatz zur Straßenbahn mit 15.000 Volt Wechselspannung (AC) elektrifiziert sind und zudem die Gleise der Eisenbahn 2,50 m über denen der Straßenbahn lagen. Dazu musste das 1975 errichtete Bahnhofsdach über den Gleisen 1-4 neu konstruiert und errichtet werden und es war eine Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Akteuren notwendig (CVAG, DB AG, CBC etc.).
Mit den zwölf neuen CityLinks gab es zu Beginn neben den bei einem Neufahrzeug üblichen Kinderkrankheiten auch Zulassungsprobleme, vor allem im Bereich der Straßenbahn, weshalb der Betrieb auf dem BoStrab-Netz auch erst ab Oktober 2016 starten konnte.
Weitere Beispiele aus der Praxis (1)
Stadt-Umland-Bahn: RegioTram Kassel
Weiterführende Informationen (2)
City Bahn [abgerufen am 28.11.2024].
Das Chemnitzer Modell [abgerufen am 28.11.2024].
Meilensteine (6)
Inbetriebnahme Stufe 0 Chemnitz – Stollberg
Durchfahrung Chemnitz Hauptbahnhof
Durchbindung C13, C14 und C15 bis Chemnitz Zentralhaltestelle
Eröffnung und Durchbindung bis Haltepunkt Stadlerplatz
Eröffnung Wendeschleife/Verknüpfungsstelle Chemnitz Technopark
Finalisierung Stufe 2 mit Eröffnung der Strecke nach Aue
Quellen (3)
City-Bahn Chemnitz GmbH, o. J.: Das Chemnitzer Modell. Zugriff: https://www.city-bahn.de/, Über uns, Das Chemnitzer Modell [abgerufen am 28.11.2024].
Verkehrsverbund Mittelsachsen, 06.06.2024: Neue Bahn durch Stollberg: Unterlagen liegen aus. Zugriff: https://www.vms.de/neue-bahn-durch-stollberg-unterlagen-liegen-aus/ [abgerufen am 28.11.2024].
Verkehrsverbund Mittelsachsen, o. J.: Das Chemnitzer Modell. Zugriff: https://www.vms.de, Chemnitzer Modell [abgerufen am 28.11.2024].