Bürgerbeteiligung

Comiczeichnung von mehreren Personen bei der Beteiligung
Quelle: Mobilikon 2021

Was ist Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung?

Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung ist fester Bestandteil einer lebenswerten Gesellschaft. Sie wird einerseits von Bürgerinnen und Bürgern eingefordert und andererseits von Verwaltung und Politik angeboten bzw. bereits verpflichtend durchgeführt.

Transparenz ist eine wichtige Vorraussetzung für ein aktives Einbinden der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Der Schlüssel dafür ist Kommunikation: Zuerst sollten die Menschen vor Ort über ein anstehendes Projekt informiert werden. Durch Steckbriefe, die Presse oder das Internet. Der Zeitpunkt der Einbindung kann variieren. Bei der Entwicklung eines Leitbildes beispielsweise können die Bürgerinnen und Bürger bereits vorab in die Planungen einbezogen werden. Ziel ist es, alle relevanten Perspektiven zusammenzubringen.

Welche Vorteile bietet Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung?

Insbesondere für die Umsetzung von Konzepten und konkreten Projekten sollten die Menschen vor Ort mit einbezogen und aktiv beteiligt werden. Beispielsweise durch die Einsichtnahme von Unterlagen haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, in Entscheidungs- und Planungsprozessen integriert zu werden und diese zu beeinflussen. Durch diese Transparenz kann der Informationsstand der Öffentlichkeit gestärkt und Zusammenhänge sowie Hintergründe von Entscheidungen verdeutlicht werden.

Durch Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung entstehen Konzepte, die nah am Menschen sind. Mit der Einbindung wird Akzeptanz und Vertrauen gegenüber Politik und Verwaltung geschaffen sowie das Demokratieverständnis gestärkt.

Wie erfolgt die konkrete Umsetzung?

Die konkrete Form der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung muss einzelfallbezogen geprüft und entschieden werden. Es kann zudem zwischen formeller und informeller Beteiligung unterschieden werden. Die formelle Beteiligung ist gesetzlich vorgeschrieben und wird beispielsweise im Rahmen von Bauleitplanungen, Raumordnungsverfahren oder Umweltverträglichkeitsprüfungen angewandt. Auch die Beteiligten (z. B. betroffene Bürgerinnen und Bürger oder Behörden) und der Zeitpunkt innerhalb des Planungsprozesses sind vorgeschrieben. In der Regel läuft die formelle Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung bidirektional ab  die planende Behörde kommuniziert mit allen Verfahrensbeteiligten einzeln. Für die Berücksichtigung von Einwendungen sind bei der formellen Beteiligung in der Regel bestimmte Schwellen gesetzt.

Bei der informellen Beteiligung verläuft die Kommunikation zumeist in Form eines Aushandlungsprozesses in einem direkten Gespräch. Informelle Verfahren sind nicht gesetzlich geregelt und können mit unterschiedlichen Methoden z. B. in Form von Meinungsumfragen, Konferenzen oder mit Hilfe einer Mediation durchgeführt werden. Neben „klassischen“ Präsenz-Formaten der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung wie Versammlungen in großen Sälen werden zunehmend auch digitale Formate genutzt, wie z. B. Online-Plattformen, die eine sogenannte „E-Partizipation“ möglich machen. Die informellen Verfahren erfordern mehr Planung und Aufwand als im gesetzlichen Mindestmaß vorgeschrieben sind, erlauben aber eine höhere Qualität der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern als Alltagsexpertinnen und Alltagsexperten.

Für eine erfolgreiche Beteiligung ist es wichtig, zu Beginn umfassende Informationen zu übermitteln und Rahmenbedingungen für einen ergebnisoffenen Prozess auf Augenhöhe zu schaffen. Besonderes Augenmerk muss außerdem auf das Erwartungsmanagement gelegt werden: Bei allen Fragen an die Bevölkerung sollte deutlich gemacht werden, welcher Rahmen bei der Umsetzung möglich ist (und auch, was nicht möglich ist), dazu zählen etwa verfügbare finanzielle Mittel oder kommunale Zuständigkeiten (im Gegensatz zu Landes- und Bundeszuständigkeiten), um Enttäuschungen zu verhindern.

Um zu vermeiden, dass Beteiligungsmöglichkeiten unzureichend wahrgenommen werden und um Entscheidungsspielräume einzuräumen, müssen Bürgerinnen und Bürger frühzeitig in den Prozess eingebunden werden, wenn noch Entscheidungsspielraum besteht. Darüber hinaus entscheidet die Zugänglichkeit und Vorbereitung von Informationen über die Qualität der Beteiligung. Um die gewünschte Zielgruppe zu erreichen, sollten dementsprechend passgenaue Informationskanäle und Medien genutzt werden. Möglich ist zum Beispiel, aufsuchende Formate anzubieten, bei denen die Menschen an den Orten einbezogen werden, an denen sie sich in ihrem Alltag sowieso aufhalten (statt sie zu zusätzlichen Terminen einzuladen).

Kommunales Mobilitätsmanagement
Icon Maßnahme

Kommunales Mobilitätsmanagement ist ein ressortübergreifendes Instrument, das in der kommunalen Verwaltung eingesetzt wird, um einen effizienten, umwelt- und sozialverträglichen und somit nachhaltigen Personenverkehr zu gestalten.

Attraktivitätssteigerung der Pedelec-Nutzung
Quelle: Halfpoint Images / Getty Images
Icon Maßnahme

Das Pedelec ist ein Fahrrad, das die Fahrerin bzw. den Fahrer mit einem Elektroantrieb unterstützt. Es bietet eine Mobilitätsalternative auf Kurz- und Mittelstrecken im ländlichen Raum.

Fahrradstraße
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Die Fahrradstraße ist eine für den Radverkehr vorgesehene Straße, die motorisierten Individualverkehr über entsprechende Verkehrsschilder zulassen kann.

Fahrradzone
Maßnahme

Fahrradzone

Icon Maßnahme

Die Fahrradzone ist ein Gebiet abseits des Hauptstraßennetzes, das dem Radverkehr eine erhöhte Priorität und besondere Rechte zuweist.

Bürgerdialog bei der Erstellung Innerstädtischer Radkonzepte im Landkreis Marburg-Biedenkopf
Land.Jugend.Mobil: Jugendbeteiligung in Wilhelmsfeld
Quelle: Bildauszug aus Dreharbeiten für den Film der Jugendlichen
Icon Beispiele aus der Praxis

Um die Identifikation von Jugendlichen mit ihrem Ort zu erhöhen, wurde ein Beteiligungsprojekt durchgeführt, in dem Jugendliche ein Konzept zur Verbesserung der Mobilität entwickelten und umsetzten.

Radverkehrsentwicklungsprozess im Landkreis Marburg-Biedenkopf
Quelle: Landkreis Marburg-Biedenkopf
Icon Beispiele aus der Praxis

Der Kreis Marburg-Biedenkopf arbeitet seit 2016 daran, anhand eines umfassenden Konzepts den Radverkehr systematisch und strukturell zu fördern und zieht dabei Kommunen und Zivilgesellschaft mit ein.

YOUMOBIL – Attraktiver ÖPNV für junge Menschen in ländlichen Räumen
Quelle: YOUMOBIL 2022
Icon Beispiele aus der Praxis

YOUMOBIL - ein transnationales Kooperationsprojekt, in dem digitale Lösungen für den ÖPNV in ländlichen Räumen mit jungen Menschen entwickelt wurden. In einem weiteren Arbeitspaket wurden Konzepte entwickelt, um ungenutzte Bahn-Infrastrukturen mit neuem Leben zu füllen.

gemeinsamweiterkommen - Eine Initiative aus Bad Boll
Sharing-Angebot: mümo – Mühldorf Mobil
MoVeToLausitz - Mobilitätsunterstützung mittels datenbasierter Verkehrslenkung im Tourismus in der Lausitz
Bahnradweg Sankt Wendeler Land
Quelle: Touristik & Freizeit Sankt Wendeler Land
Beispiele aus der Praxis

Bahnradweg Sankt Wendeler Land

Icon Beispiele aus der Praxis

Der Bahnradweg Sankt Wendeler Land ist ein barrierefreier Alltags- und Freizeitradweg auf ehemaligen Bahntrassen im nördlichen Saarland.

Infrastrukturausbau Seegeritz
Quelle: Stadt Taucha
Beispiele aus der Praxis

Infrastrukturausbau Seegeritz

Icon Beispiele aus der Praxis

Das Projekt in Seegeritz fördert die aktive Mobilität und die Attraktivität öffentlicher Räume durch den Ausbau von Rad- und Fußwegen mit aktiver Bürgerbeteiligung.

Ausbau der Fußverkehrsinfrastruktur im Modellquartier „Marktplatz und Mühlendamm“
Multimodale Mobilitätsdienstleistungen in Pfaffenhofen a. d. Ilm: Bitte Wenden!
Vernetzte Mobilität in Laer – ein neuer Weg zur ländlichen Verkehrswende
Bürgerbefragung
Quelle: SDI Productions / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Bürgerbefragung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mit einer Bürgerinnen- und Bürgerbefragung können Verhaltensweisen, Meinungen und Bedürfnisse der Menschen zur Mobilität erhoben und so in der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

BürgerForum
Hilfen zur Umsetzung

BürgerForum

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Bei einem Bürgerinnen- und BürgerForum erarbeiten zufällig ausgewählte Personen ein Programm zu einem bestimmten Thema, um die Öffentlichkeit in Entscheidungsprozesse einzubinden.

Informationsveranstaltung
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Hilfen zur Umsetzung

Informationsveranstaltung

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Eine Informationsveranstaltung informiert die Öffentlichkeit über neue Mobilitätsangebote und bietet eine Plattform zum Austausch, um die Bekanntheit und das Verständnis der Angebote zu steigern.

Kinder- und Jugendbeteiligung
Quelle: SDI Productions / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Kinder- und Jugendbeteiligung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Planungsprozessen können diese ihre spezifischen Mobilitätsbedürfnisse einbringen und die Entwicklung des Mobilitätsangebotes unterstützen.

MobilityLab
Hilfen zur Umsetzung

MobilityLab

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Personen der Zielgruppe, Fachleute und Verantwortliche von Kommunen oder der Region kommen zu mehreren Veranstaltungsblöcken zusammen, um innovative und passgenaue Mobilitätsangebote zu entwickeln.

Seniorenbeteiligung
Hilfen zur Umsetzung

Seniorenbeteiligung

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Mit der Beteiligung von Seniorinnen und Senioren sollen spezifische Mobilitätsbedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe angemessen berücksichtigt und ein attraktives Mobilitätsangebot geschaffen werden.

Zukunftskonferenz
Quelle: Luis Alvarez / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Zukunftskonferenz

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An Zukunftskonferenzen nehmen Fachleute und Vertretende verschiedener Interessengruppen teil. Künftige Entwicklungen werden identifiziert und langfristige Ziele und Maßnahmen entworfen.

Fußverkehrscheck
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Hilfen zur Umsetzung

Fußverkehrscheck

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Beim Fußverkehrscheck laufen Bürgerinnen und Bürger eine Route ab und bewerten deren Nutzungsfreundlichkeit. Ziel ist es, Wege für den Fußverkehr sicherer und attraktiver zu gestalten.

Ideenwettbewerb
Quelle: Lucy Lambriex / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Ideenwettbewerb

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Für ein bestimmtes Projekt oder zu einem bestimmten Thema werden Ideen gesammelt, ausgewählt und prämiert. Gute Einfälle der Bevölkerung werden sichtbar und für Politik und Verwaltung nutzbar gemacht.

Kooperation mit Bürgervereinen
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Bei der Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in Planung und Entscheidungsfindung von Mobilitätsmaßnahmen kann eine Kooperation mit Bürgervereinen nützlich sein.

Planspiel Mobilität
Hilfen zur Umsetzung

Planspiel Mobilität

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Ein Planspiel stellt spielerisch einen Entscheidungsprozess nach, wodurch das Interesse für das jeweilige Thema gestärkt, der Entscheidungsprozess erlebbar und damit transparenter gemacht wird.

Stakeholderanalyse
Quelle: Westend61 / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Stakeholderanalyse

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Bei einer Stakeholderanalyse werden systematisch Personen oder Gruppen erfasst, deren Belange von einer Mobilitätsmaßnahme betroffen sind und/oder die in der Lage sind, Einfluss auf diese zu nehmen.

Stakeholderworkshop
Quelle: Morsa Images / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Stakeholderworkshop

Icon Hilfen zur Umsetzung

Ein Stakeholderworkshop ist eine Veranstaltung, mit der Stakeholder im Kontext einer Mobilitätsmaßnahme in die Entscheidungsfindung und/oder Planung eingebunden werden können.

Zukunftswerkstatt
Quelle: Westend61 / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Zukunftswerkstatt

Icon Hilfen zur Umsetzung

Eine Zukunftswerkstatt ist ein mehrtägiges Beteiligungsformat mit dem festen Aufbau in Kritik-, Fantasie- und Verwirklichungsphase zur Lösungsfindung für bestimmte Probleme und Herausforderungen.

Photovoice
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Hilfen zur Umsetzung

Photovoice

Icon Hilfen zur Umsetzung

Eine kreative Methode, um Bedarf, Visionen und Ist-Zustand zu erarbeiten. Bürgerinnen und Bürger fotografieren ihre Umwelt zu einer bestimmten Fragestellung und reflektieren die Bilder gemeinsam.

Plattformbasierte Online-Dialoge
Quelle: Kiyoshi Hijiki / Getty Images
Icon Hilfen zur Umsetzung

Auf einer Plattform oder dem kommunalen Internetauftritt können Bürgerinnen und Bürger während eines festgelegten Zeitraums Hinweise und Wünsche für Mobilitätsprozesse eintragen und sich informieren.

GehCheck-App
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Hilfen zur Umsetzung

GehCheck-App

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mithilfe der GehCheck-App können individuell oder koordiniert Fußverkehrs-Checks durchgeführt werden. Die erhobenen Daten werden niedrigschwellig per App auf einer gemeinsamen Karte gesammelt.

Handbuch für partizipative Mobilitätsplanung „Was Bürgerinnen und Bürger bewegt"

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), 2014: Handbuch für eine gute Bürgerbeteiligung. Planung von Großvorhaben im Verkehrssektor. Zugriff: www.bmdv.de, Service, Publikationen, Suche [abgerufen am  13.08.2024].

Gabriel, Oscar, 18.05.2020: Partizipation im Wandel. Zugriff: https://www.bpb.de, Geschichte, Deutsche Einheit, Lange Wege der Deutschen Einheit, Inhalt, Politik, Partizipation im Wandel [abgerufen am  13.08.2024].

Nagel, André, 2012: Mehr als nur Dekoration. Wie Bürgerbeteiligung gelingen kann. Zugriff: https://www.bpb.de, Dialog, Netzdebatte, Mehr als nur Dekoration [abgerufen am 15.07.2021]. 

Schubert, Klaus; Klein, Martina, 2020: Das Politiklexikon. 7. Auflage. Bonn.
 

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Quellvermerk: „Mobilikon 2021"

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Quelle: Kiyoshi Hijiki / Getty Images

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Auf einer Plattform oder dem kommunalen Internetauftritt können Bürgerinnen und Bürger während eines festgelegten Zeitraums Hinweise und Wünsche für Mobilitätsprozesse eintragen und sich informieren.

Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Photovoice

Eine kreative Methode, um Bedarf, Visionen und Ist-Zustand zu erarbeiten. Bürgerinnen und Bürger fotografieren ihre Umwelt zu einer bestimmten Fragestellung und reflektieren die Bilder gemeinsam.

MobilityLab

Personen der Zielgruppe, Fachleute und Verantwortliche von Kommunen oder der Region kommen zu mehreren Veranstaltungsblöcken zusammen, um innovative und passgenaue Mobilitätsangebote zu entwickeln.

Quelle: SDI Productions / Getty Images

Bürgerbefragung

Mit einer Bürgerinnen- und Bürgerbefragung können Verhaltensweisen, Meinungen und Bedürfnisse der Menschen zur Mobilität erhoben und so in der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.