Photovoice

Eine Person fotografiert Fahrradabstellanlagen
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Was ist Photovoice?

Für die visuelle Datenerhebungsmethode Photovoice fotografieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Umgebung unter einer bestimmten Fragestellung. Ziel ist es, den Blick für den Ist-Zustand zu schärfen, diesen zu dokumentieren und zu reflektieren. Die Methode kann sowohl zur Bedarfsbestimmung als auch zum Aufzeigen von Stärken und Schwächen verwendet und in verschiedenen Phasen der Umsetzung eingesetzt werden:

  • Planung und Entwicklung: Wo liegen die Missstände für die Mobilität vor Ort? Wie kann gute Mobilität aussehen, wo ist sie schon im Stadtbild zu finden? Welche Zielgruppen können sich gut bewegen, für welche Gruppen bestehen Hindernisse?
  • Umsetzung: Wie ist der Stand der Umsetzung? Was hat sich schon verbessert, wo muss noch etwas getan werden?
  • Evaluation: Was hat gut funktioniert, wo besteht Nachbesserungsbedarf?

Welche Vorteile bietet Photovoice?

Die Fotos vermitteln eindrucksvoll und ohne viele Worte den gewünschten Inhalt (zeigen z. B. Missstände oder positive Beispiele) und entfalten dadurch eine hohe Wirkung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden aktiv und zeigen ihren eigenen Blick. Die aktive Teilhabe motiviert und erhöht die Identifikation mit dem Projekt. Das Fotografieren macht Spaß, auch Kinder und Jugendliche können auf diese Weise spielerisch einbezogen werden. Die aufgenommenen Fotos können im Anschluss mit wenig Aufwand als Planungsgrundlage oder für die Dokumentation verwendet werden.

Wie erfolgt die konkrete Umsetzung?

Zuerst wird die Frage oder das Thema definiert, zu dem die Bilder aufgenommen werden sollen. Die Fotos sollen nicht willkürlich geschossen werden, sondern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu animieren, ihre Umgebung bewusst auf die Fragestellung hin wahrzunehmen. Gemeinsam werden ein Zeitraum und Regeln für die Aufnahmen festgelegt (beispielsweise erkennbare Personen nur mit ihrer Erlaubnis fotografieren). Wenn nötig, werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer technisch an der Kamera geschult. Wenn die Methode nicht als Teil eines Workshops durchgeführt wird, können Bürgerinnen und Bürger auch dazu eingeladen werden, über einen längeren Zeitraum Bilder zur Fragestellung einzureichen.

Wenn die Aufnahmen gemacht wurden, können sie ausgedruckt oder in Präsentationen zusammengestellt werden. Es können Collagen und Bildunterschriften erstellt oder die Aufnahmen auf einer Karte verortet werden. Möglich ist auch, Aufnahmen von guten und schlechten Beispielen gegenüberzustellen, ähnliche Fotos von verschiedenen Orten zu gruppieren, Themen und Kategorien zu bilden. Aufbereitung, Präsentation und Diskussion der Fotos sind zentral für die Methode, denn nur so kann die Frage beantwortet werden: Was können wir anhand der Fotos für unser Ziel (verbesserte Mobilität) lernen? Gemeinsam werden Ergebnisse festgehalten; ausgewählte Schnappschüsse können selbstverständlich, müssen aber nicht Teil der Dokumentation sein. Die Analyse, Reflexion und Aufbereitung der Bilder muss auch sichergestellt werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum eingesandt und nicht gemeinsam im Rahmen eines Workshops aufgenommen wurden. In diesem Fall können die Bürgerinnen und Bürger zu einem gemeinsamen Termin eingeladen werden, oder die Organisatorinnen und Organisatoren der Aktion übernehmen die Aufgabe im Team. Wichtig ist dann eine transparente Dokumentation.

Wenn der Prozess abgeschlossen ist, empfiehlt sich eine Evaluation.

Voraussetzung für die Durchführung ist, dass genügend Kameras zur Verfügung stehen, wobei auch auf Smartphones zurückgegriffen werden kann. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brauchen ausreichende Vorkenntnisse oder eine Einführung in das Fotografieren, damit die Qualität der Bilder hoch genug für die Weiterarbeit mit ihnen ist. Bei der Organisation sollte bedacht werden, wo sich die Gruppe befindet und ob geeignete Stellen zur Fotorecherche erreichbar sind (insbesondere mit Kindergruppen muss auch die Sicherheit im Verkehr bedacht werden). Es gilt außerdem, rechtliche Aspekte zu beachten: Es ist darauf zu achten, sich die Zustimmung zur Verwendung der Fotos sowohl von den Fotografinnen und Fotografen als auch von den abgebildeten Personen schriftlich geben zu lassen.

Die Methode basiert auf der Kreativität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und erfordert, dass diese sich auf den Prozess einlassen. Je nach Zielgruppe kann es hilfreich sein, die Gruppe auf die Aufgabe einzustimmen und ihnen Sorgen zu nehmen, nicht die richtigen Bilder zu machen oder nichts zu finden. Damit die Methode ihre Wirkung entfaltet, ist der Bezug auf die Fragestellung bei der Analyse und Diskussion der Fotos besonders wichtig.

GreenSAM o. J.: Concept Paper. Photovoice. Zugriff: https://greensam.eu*, Toolbox, Werkzeugkasten, Photovoice. [abgerufen am 16.05.2023].

Wihofszky, Petra; Hartung, Susanne; Allweiss, Theresa; Bradna, Monika; Brandes, Sven; Gebhardt, Birte; Layh, Sandra, 2020: Photovoice als partizipative Methode: Wirkungen auf individueller, gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. In: Hartung, Susanne; Wihofszky, Petra; Wright, Michael (Hrsg.): Partizipative Forschung. Wiesbaden, S. 85-141.

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