
Was ist das AzubiShuttle?
Das AzubiShuttle befördert Auszubildende im Landkreis Rhön-Grabfeld in Kleinbussen bzw. auf individuell angepassten Routen zu ihren Ausbildungsbetrieben, sofern diese nicht mit dem bereits bestehenden erreicht werden können. Dazu sind vier Fahrzeuge im Einsatz, mit denen die pünktliche Erreichbarkeit des Betriebes sowie bei Bedarf auch die Rückfahrt nach Hause sichergestellt wird. Die Disposition der Fahrten erfolgt über eine Software, wodurch eine größtmögliche Effizienz und Flexibilität gewährleistet wird.
Welche Ziele werden mit dem AzubiShuttle verfolgt?
Rhön-Grabfeld ist Bayerns nördlichster Landkreis und mit 78 Einwohnerinnen und Einwohner je km² gemessen am Bundesdurchschnitt dünn besiedelt. Vor allem am Morgen fließt der Linienverkehr in Richtung der Zentren und den dort gelegenen (beruflichen) Schulen. Dem zufolge sind peripher gelegene Orte sowie die dort ansässigen, oftmals handwerklichen Ausbildungsbetriebe in den Morgenstunden nur schwer zu erreichen. Dies betrifft vor allem die Gruppe der Auszubildenden, die in den ersten Lehrjahren in der Regel nicht über die Option verfügt, individuell, d. h. mit dem eigenen Kfz zum Ausbildungsbetrieb zu fahren. Zweiradalternativen scheiden im Landkreis vor allem in den Wintermonaten aufgrund der Topographie und der Witterungsverhältnisse besonders in der Rhön aus. Somit sind Jugendliche auf der Suche nach einer passenden Ausbildung häufig in ihrer Auswahl eingeschränkt, wodurch Probleme bei der Nachwuchsakquise vor allem für kleinere und mittlere (Handwerks-)Betriebe im Umland der Zentren entstehen.
Das Projekt AzubiShuttle verfolgt daher das primäre Ziel, Auszubildenden die Anfahrt zu Betrieben in den Orten zu ermöglichen, die als Zielort im herkömmlichen ÖPNV nicht ausreichend erreichbar sind. Damit wird für die Ausbildungssuchenden eine deutliche Vergrößerung der Grundgesamtheit an Optionen erzielt. Gleichzeitig können die Ausbildungsbetriebe in der Region den AzubiShuttle als Marketinginstrument und zusätzlichen Anreiz für die Bewerbung einsetzen. Die Maßnahme wirkt damit dem Fachkräftemangel entgegen und stärkt die wirtschaftliche und – durch die Aufrechterhaltung handwerklicher Betriebe wie Bäckern und Metzgern – auch die soziokulturelle Attraktivität im dörflichen Umfeld.
Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?
Das Projekt AzubiShuttle wurde im Rahmen des Förderprogramms „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung vom Landkreis Rhön-Grabfeld initiiert und erhielt zwischen September 2020 und Dezember 2022 eine Förderung von über 170.000 Euro. Nach Ablauf des Förderzeitraums führt der Landkreis Rhön-Grabfeld das Projekt auf eigene Kosten fort. Seit 2020 werden jährlich rund 25 Auszubildende zu ihren Betrieben beziehungsweise von dort aus nach Hause befördert, sofern keine Linienbusverbindung besteht. Mit der Einführung einer flexiblen und intelligenten Dispositionssoftware zum Ausbildungsjahr 2024 konnte die Teilnehmerzahl auf über 40 Auszubildende gesteigert werden. Die Fahrzeugflotte umfasst dazu vier vom Landkreis geleaste Kleinbusse und Pkw. Während das Landratsamt die Anmeldung koordiniert und prüft, ob eine Beförderung mit dem AzubiShuttle aufgrund fehlender Busverbindungen grundsätzlich in Frage kommt, wird die Fahrleistung an sich vom Kommunalunternehmen des Landkreises abgewickelt. Im Vergleich zum Buslinienverkehr ist beim AzubiShuttle kein Beförderungsanspruch garantiert, wobei im Rahmen der verfügbaren Kapazitäten versucht wird, möglichst alle interessierten Auszubildenden zu berücksichtigen.
Für die Mitfahrt im AzubiShuttle muss der Kauf eines Deutschlandtickets nachgewiesen werden. Ein Komfortzuschlag fällt zum aktuellen Zeitpunkt nicht an (Stand: November 2024).
In der praktischen Umsetzung stellt vor allem die Unregelmäßigkeit der Fahrten eine große Herausforderung dar. Die zu Beginn des Lehrjahres individuell zusammengestellten Routen müssen fast täglich angepasst werden, da Schichtwechsel, Berufsschultage, Krankheitsausfälle oder Blockbeschulungen berücksichtigt werden müssen. Hinzu kommt, dass auch während des Lehrjahres beispielsweise durch das Erlangen der Fahrerlaubnis Plätze im AzubiShuttle frei und im Anschluss neu vergeben werden, was insgesamt zu einem kontinuierlich hohen Organisationsaufwand führt.
Diese Herausforderungen konnten größtenteils durch die Einführung einer Dispositionssoftware zum Start des Ausbildungsjahres 2024 gelöst werden. Nach deren Einführung haben sich allerdings an anderen Stellen neue Schwierigkeiten ergeben. Insbesondere da diese Software nach dem „first-come, first-serve-Prinzip“ funktioniert, müssen sich die Auszubildenden rechtzeitig um Ihre Buchung der Fahrten kümmern, da ansonsten die Gefahr besteht, dass deren Wunschzeitraum bereits von anderen Auszubildenden belegt ist. Auch die Feinjustierung der Dispositionssoftware ist mitunter herausfordernd, da ein gutes Mittelmaß zwischen Effektivität einerseits und realistischen Schichten andererseits gefunden werden muss. Dies erfordert eine kontinuierliche Evaluierung der Software-Parameter.
Schulstraße
Schulwegplan
Ridepooling
Smartes DorfSHUTTLE - On-Demand-Ridepooling im Amt Süderbrarup
Viega Mitarbeitershuttle
Land.Jugend.Mobil: Jugendbeteiligung in Wilhelmsfeld
Informationen des Landkreis Rhön-Grabfeld zum AzubiShuttle [abgerufen am 13.11.2024].
YouTube Video: AzubiShuttle Rhön-Grabfeld - Dein Weg zur Ausbildung! [abgerufen am 13.11.2024].
Konkretisierung der Projektidee
Einreichung des Projektantrags
Erhalt des Förderbescheids
Fahrtbeginn AzubiShuttle
Beschluss zur Fortführung des AzubiShuttles bis 2026
Einführung und Nutzung einer Dispositionssoftware
Landkreis Rhön-Grabfeld, 2024.