Evaluierung von Mobilitätsmaßnahmen

Eine Person hält ein Tablet mit Bewertungsskala in den Händen
Quelle: Kiyoshi Hijiki / Getty Images

Was ist eine Evaluierung?

Eine Evaluierung ist eine systematische Untersuchung des Nutzens oder der Güte eines Evaluierungsgegenstandes, z. B. einer Mobilitätsmaßnahme oder eines Prozesses, auf Basis von empirisch gewonnen Daten. Die Durchführung einer Evaluierung setzt Kriterien voraus, an denen der Evaluierungsgegenstand gemessen wird. Evaluierungen können zu Beginn einer Maßnahme, in der Umsetzungsphase und/oder zum Ende einer Maßnahme zum Einsatz kommen. Zu beachten ist, dass der Evaluierungsvorgang schon zu Projektbeginn eingeleitet werden kann, um beispielsweise Zwischenergebnisse zu sammeln. Evaluierungen können auch als Erfolgscontrolling bezeichnet werden.

Was sind die Vorteile einer Evaluierung?

In der Regel schaffen Evaluierungen Transparenz und stellen Fragen zu den Prozessen, Strukturen und Wirkungen einer Maßnahme. Weiter lassen sich damit aufgewendete Ressourcen gegenüber Dritten legitimieren, indem sich aus Sicht des Auftrags- oder des Geldgebenden überprüfen lässt, ob die Mittel sinnvoll verwendet wurden. Auch können die Ergebnisse einer Evaluierung dabei behilflich sein, weitere Unterstützung im politischen Bereich zu erhalten und neue Mitstreitende für die Fortführung des Vorhabens zu gewinnen. 

Evaluierungen können unterschiedlich gestaltet werden und dementsprechend unterschiedliche Vorteile aufweisen:

  • Bei einer Prozessevaluierung wird das Augenmerk auf die Effektivität und die Effizienz der Planung und der Umsetzung des Vorhabens gelegt. So können Arbeitsabläufe optimiert werden. Die Prozessevaluierung spielt eine wichtige Rolle bei der Verstetigung von Vorhaben.
     
  • Bei einer Ergebnisevaluierung wird das Ergebnis der Maßnahme analysiert und bewertet. Analyse und Bewertung können notwendige Veränderungen aufzeigen und die Gewissheit geben, dass die Maßnahme richtig war. Eine Ergebnisevaluierung trägt dazu bei, die Qualität einer Maßnahme zu verbessern und zu sichern.
     
  • Zu Beginn einer Maßnahme können Strategie- oder Konzeptevaluierungen zur Anwendung kommen. Hierbei wird beispielsweise untersucht, ob die Bedarfe und Bedürfnisse der Zielgruppe richtig berücksichtigt wurden, ob das Konzept den aktuellen Stand der Forschung einbezieht etc.

Wie erfolgt die konkrete Umsetzung?

Eine Evaluierung kann von den Beteiligten selber durchgeführt werden (Selbst- oder Eigenevaluierung) oder in Auftrag gegeben (Fremdevaluierung). Fremdevaluierungen werden als intern bezeichnet, wenn die Evaluierenden der gleichen Organisation angehören. Bei externen Fremdevaluierungen wird die Evaluierung von Außenstehenden vorgenommen. Selbstevaluierung, interne Fremdevaluierung und externe Evaluierung gehen mit unterschiedlichen Perspektiven einher und weisen jeweils Vor- und Nachteile auf. Neben dem zum Kreis bzw. zur Kommune gehörenden Statistikbereich können auch Hochschulen oder Beratungsunternehmen in die Evaluierung eingebunden werden. Häufig haben entsprechende Fachbereiche Interesse an Projekten aus der Praxis und unterstützen (manchmal auch kostenfrei) bei der Durchführung der Evaluierung. Die Kosten einer Evaluierung sind abhängig von der Art der Evaluierung und dem Umfang der zu bewertenden Maßnahme.

In der Umsetzung können Evaluierungen unterschiedlich gestaltet werden. Die folgenden Phasen mit den jeweiligen Arbeitsschritten sind jedoch in jeder Evaluierung von Bedeutung.

Phase 1 – Ziele setzen:

  • Ziel der Evaluierung klären: Zu Beginn einer Evaluierung sollte genau festgelegt werden, wozu die Evaluierung durchgeführt wird. Alle folgenden Schritte sollten sich an der Zielsetzung orientieren.
  • Ziele der Maßnahme konkretisieren: In der Regel ist dies bereits im Maßnahmenkonzept erfolgt. Anhand der Ziele der untersuchten Maßnahme können die Strategie, die Handlungsabläufe und der Erfolg einer Maßnahme bewertet werden.
  • Stakeholder identifizieren und an der Evaluierung beteiligen: Als Stakeholder werden Personen bezeichnet, die ein berechtigtes Interesse an einer Maßnahme und deren Evaluierung haben, z. B. die Mitglieder der Zielgruppe oder die Auftraggebenden.

Phase 2 – Gegenstand bestimmen:

  • Gegenstand der Evaluierung festlegen: Eine Evaluierung kann sich in der Regel nicht mit allen Aspekten einer Maßnahme befassen. Für die Evaluierung muss ein Ausschnitt einer Maßnahme ausgesucht werden. Dies gelingt besonders gut, wenn eine konkrete Fragestellung formuliert wird.
  • Erwartungen und Befürchtungen austauschen: Ein offener Austausch über Erwartungen und Bedenken bezüglich der Evaluierung ist wichtig.
  • Interne Ressourcen bewerten: Es muss insbesondere die Entscheidung für eine Fremd- oder eine Selbstevaluierung getroffen werden.
  • Adressatenkreis der Ergebnisse bestimmen: Es muss festgelegt werden, wem die Ergebnisse der Evaluierung zugänglich gemacht werden sollen.

Phase 3 – Konzept erstellen:

  • Bestimmen, wie ein Erfolg der Maßnahme gemessen werden kann
  • Kriterien für die Bewertung entwickeln
  • Informationsquellen auswählen
  • Instrumente zur Datenerhebung auswählen oder entwickeln
  • Zeitliche Abläufe und Verantwortlichkeiten erfassen

Phase 4 – Erheben und auswerten:

  • Daten erheben
  • Daten auswerten

Phase 5 – Reflektieren und bewerten:

  • Ausgewertete Daten reflektieren
  • Ergebnisse bewerten
  • Schlussfolgerungen ziehen und Empfehlungen erarbeiten

Phase 6 – Dokumentieren und kommunizieren:

  • Ablauf und Ergebnisse dokumentieren
  • Ergebnisse veröffentlichen

Phase 7 – Maßnahme optimieren: 

  • Die Empfehlungen der Evaluierung umsetzen

Eine Evaluierung erfordert Kapazitäten und Know-how. Dieses muss gegebenenfalls extern bezogen werden. Da Evaluierungen Transparenz schaffen und der kontinuierlichen Verbesserung dienen, erfordern sie ein entsprechendes Mindset bei den Beteiligten. Hier kann das Change Management behilflich sein.

Kommunales Mobilitätsmanagement
Icon Maßnahme

Kommunales Mobilitätsmanagement ist ein ressortübergreifendes Instrument, das in der kommunalen Verwaltung eingesetzt wird, um einen effizienten, umwelt- und sozialverträglichen und somit nachhaltigen Personenverkehr zu gestalten.

Begleitservice
Quelle: Halfpoint / Getty Images
Icon Maßnahme

Beim Begleitservice werden Fahrgäste mit besonderen Mobilitätsanforderungen kostenlos begleitet, um ihnen eine sichere und komfortable Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu ermöglichen.

Betriebliches Mobilitätsmanagement
Quelle: Mobilikon 2024
Icon Maßnahme

Betriebliches Mobilitätsmanagement umfasst alle Maßnahmen, die Unternehmen oder Behörden ergreifen, um den von ihnen verursachten Verkehr zu steuern.

Differenziertes Mobilitätssystem
Quelle: Mobilikon 2021
Icon Maßnahme

Ein differenziertes Mobilitätssystem schafft durch die strategische Verknüpfung mehrerer Angebote mit hoher Kundenorientierung eine Alternative zum privaten Pkw im ländlichen Raum.

Digitales Parkraummanagement
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Digitales Parkraummanagement bezeichnet die zeitliche und räumliche Steuerung der Parkraumnutzung durch die Nutzung digitaler Lösungen.

E-Rikscha-Fahrdienst
Quelle: Ascent/PKS Media Inc. / Getty Images
Icon Maßnahme

Ein E-Rikscha-Fahrdienst ist ein innovatives Mobilitätsangebot, das in ländlichen Gebieten zum Transport von mobilitätseingeschränkten Personen dienen kann.

Firmenrad
Quelle: Westend61 / Getty Images
Maßnahme

Firmenrad

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Ein Firmenrad ist ein von Arbeitgebern zur Verfügung gestelltes Fahrrad oder Pedelec. Es kann von Beschäftigten mit steuerlichen Vorteilen und zu attraktiven Konditionen geleast werden.

Förderung von Fahrgemeinschaften
Quelle: miodrag ignjatovic / Getty Images
Icon Maßnahme

Mit der Bildung von Fahrgemeinschaften werde private Fahrten öffentlich zugänglich gemacht. Das ist ressourcenschonenend und verbessert das Mobilitätsangebot.

Integrierte Mobilitätsplattformen
Quelle: Patcharanan Worrapatchareeroj / Getty Images
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Integrierte Mobilitätsplattformen verbinden Informationen zur Reise mit dem Ticketkauf. Dies ermöglicht Kundinnen und Kunden einen leichten Zugang zum ÖV und steigert die Attraktivität und Nutzung.

Jugendtaxi
Quelle: lisegagne / Getty Images
Maßnahme

Jugendtaxi

Icon Maßnahme

Mit dem Jugendtaxi kann ein Mobilitätsangebot speziell für junge Menschen in ländlichen Räumen geschaffen und so die Attraktivität der Region und die Verkehrssicherheit gesteigert werden.

Ladepunkte für Pedelecs/E-Bikes
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Ein öffentlicher Ladepunkt für Pedelecs und E-Bikes ermöglicht unterwegs das Aufladen des Akkus und vergrößert so den möglichen Einsatzradius. Hierdurch kann der Fahrradverkehr gestärkt werden.

Mitarbeitershuttle
Quelle: dolgachov / Getty Images
Icon Maßnahme

Ein Mitarbeitershuttle befördert die Beschäftigten zuverlässig zu ihrem Arbeitsplatz. Eine bessere Anbindung der "letzten Meile" zwischen Wohn- und Arbeitsstätten erhöht die Standortattraktivität.

Verbesserung der Sicherheit im ÖV
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste ist wichtig für die Attraktivität des ÖV. Eine Erhöhung der objektiven Sicherheit stärkt das subjektive Sicherheitsempfinden und fördert die Nutzung des ÖV.

Fahrradstation
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

In Fahrradstationen wird das Angebot von zugangsgesicherten Abstellanlagen für Fahrräder um weitere themenspezifische Dienstleistungen erweitert.

Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung ist eine kostengünstige und zeitnah umsetzbare Maßnahme, die der Steigerung der Verkehrssicherheit und der Schließung von Verbindungslücken dient.

Fahrradstreifen
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Der durch eine Markierung am rechten Fahrbahnrand gekennzeichnete Fahrradstreifen ist eine kostengünstige Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenraum.

Elternhaltestelle
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Eine Elternhaltestelle stellt eine Maßnahme dar, die den Hol- und Bringverkehr an Schulen organisiert und zur Verkehrsentlastung vor Schulgebäuden beitragen kann.

Fahrradstraße
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Maßnahme

Die Fahrradstraße ist eine für den Radverkehr vorgesehene Straße, die motorisierten Individualverkehr über entsprechende Verkehrsschilder zulassen kann.

Fahrradzone
Maßnahme

Fahrradzone

Icon Maßnahme

Die Fahrradzone ist ein Gebiet abseits des Hauptstraßennetzes, das dem Radverkehr eine erhöhte Priorität und besondere Rechte zuweist.

Betriebliches Mobilitätsmanagement und Fahrradförderung beim Kreis Steinfurt
SMILE24 – ÖPNV-Modellprojekt in der Schlei-Region
Quelle: Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein
Icon Beispiele aus der Praxis

Das SMILE24-Projekt ermöglicht in Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde emissionsfreie Mobilität mit Bussen, On-Demand-Shuttles, Bike-/Carsharing, vernetzt über Mobilitätsstationen und eine App.

Mobilitätsberichterstattung
Quelle: TU Berlin, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung
Icon Instrumente

Das Instrument zur Mobilitätsplanung stellt den Menschen, seine Bedarfe und die Nutzendenperspektive in den Fokus, um die Mobilität und den Verkehr sozial-gerechter sowie ökologisch-verträglicher zu gestalten.

Beobachtung von Mobilitätsverhalten
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Icon Hilfen zur Umsetzung

Durch die systematische Beobachtung von Mobilitätsverhalten vor Ort können Herausforderungen und Bedarfe von Zielgruppen ausgemacht werden.

Change Management
Quelle: manusapon kasosod / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Change Management

Icon Hilfen zur Umsetzung

Change Management hat zum Ziel, Veränderungsprozesse nachhaltig zu verankern und deren Erfolg durch die Akzeptanz der Beteiligten zu sichern.

Entwicklung einer Zielvision
Quelle: marchmeena29 / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Entwicklung einer Zielvision

Icon Hilfen zur Umsetzung

Eine Zielvision setzt den übergeordneten Rahmen für die zukünftige Entwicklung der Mobilität in einer Region und kann für eine aktive Kommunikation genutzt werden.

Identifikation einer geeigneten Projektstruktur
Quelle: Thomas Barwick / Getty Images
Icon Hilfen zur Umsetzung

Die Planung und Umsetzung eines Mobilitätsvorhabens erfordern eine effiziente Projektstruktur. Bei der Wahl einer Projektstruktur sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.

Vorher-Nachher-Befragung
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Hilfen zur Umsetzung

Vorher-Nachher-Befragung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Bei der Vorher-Nachher-Befragung werden Nutzerinnen, Nutzer und weitere Personen zu Beginn und zum Ende eines Projektes befragt, um die damit verbundenen Veränderungen und Bewertungen zu erfassen.

Kosten-Nutzen-Analyse
Quelle: Photography Taken By Mario Gutiérrez / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Kosten-Nutzen-Analyse

Icon Hilfen zur Umsetzung

Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse wird die Wirtschaftlichkeit einer Mobilitätsmaßnahme anhand der monetären und nicht-monetären Wirkungen bewertet.

Soll-Ist-Abgleich
Hilfen zur Umsetzung

Soll-Ist-Abgleich

Icon Hilfen zur Umsetzung

Der Soll-Ist-Abgleich ist ein Bestandteil des Projektcontrollings von Mobilitätsmaßnahmen, bei dem der Soll-Zustand mit dem Ist-Zustand verglichen wird, um Abweichungen zu identifizieren.

Strukturdatenerhebung
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
Hilfen zur Umsetzung

Strukturdatenerhebung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Bei einer Strukturdatenerhebung werden gezielt Kennzahlen erhoben, die die Situation vor Ort erfassen und als Grundlage für weitere mobilitätsbezogene Analysen dienen.

Kommunales Mobilitätsmanagement als Change-Management-Prozess

DeGEval – Gesellschaft für Evaluation e. V., 2016: Standards für Evaluation. Zugriff: https://www.degeval.org, Publikationen, DeGEval-Standards, Standards für Evaluation, Langfassung des Standards [abgerufen am 12.08.2024].