Bikesharing: UsedomRad

Das Logo der UsedomRad GmbH
Quelle: UsedomRad GmbH

Was ist das UsedomRad?

Das Bikesharing-Projekt UsedomRad startete im Jahr 2011. Zu Beginn des Projekts standen an rund 106 Stationen ungefähr 1.000 Fahrräder zur Miete zur Verfügung. Im Jahr 2020 umfasst das Bikesharing-Angebot bereits rund 2.200 normale Fahrräder unterschiedlicher Größen, von 20 bis 28 Zoll, sowie einer Flotte von knapp 100 Pedelecs. Die Stationen sind auf ganz Usedom und dem angrenzenden Festland verteilt. Um ein flexibles Mobilitätsangebot auf der Insel zu schaffen, muss die Ausleihstation nicht mit der Rückgabestation übereinstimmen. Ein Fahrrad kann rund um die Uhr an den Bikesharing-Stationen ausgeliehen und zurückgegeben werden. Zur Freischaltung eines Leihfahrrads muss die Nutzerin bzw. der Nutzer per Handy entweder über Voicerecorder, Callcenter, Webseite oder App eine Anfrage mit der Fahrradregistrierungsnummer an die UsedomRad GmbH stellen. Anschließend wird per SMS ein Zahlencode übermittelt, mit dem sich das Fahrradschloss öffnen lässt.

Welche Ziele werden mit dem UsedomRad verfolgt?

Mit dem Bikesharing-Projekt soll die nachhaltige und flexible Mobilität auf der Insel Usedom unterstützt werden. Die Haupteinnahmequelle Usedoms ist der Tourismus, wobei insbesondere der Fahrradtourismus eine wichtige Rolle spielt. Usedom besitzt ein über 180 Kilometer langes Radwegenetz, das sich ideal für Touristen eignet, um die Insel flexibel und umweltschonend zu entdecken. Durch die Errichtung von Bikesharing-Stationen im Rahmen des UsedomRads wird der Radverkehrstourismus auf der Insel weiter gefördert. Das Ziel dabei ist, eine der führenden Radverkehrsdestinationen in Deutschland zu werden.

Das Bikesharing ist zudem in das bestehende ÖPNV-Angebot integriert worden. Die Ausstattung von Bus- und Bahnstationen mit Bikesharing-Stationen fördert die Attraktivität des ÖPNV, da die multimodale Verknüpfung eine flexible Erreichbarkeit der Ziele unabhängig vom Pkw erleichtert. Dies ermöglicht besonders für Tagesgäste und Pendlerinnen und Pendler eine umweltschonende und gesunde Fortbewegung. Außerdem existiert eine tarifliche Verknüpfung mit dem regionalen Ticketsystem des ÖPNV. Die Nutzerinnen und Nutzer des UsedomRads können mit der Tageskombikarte bequem in einen Bus oder die Bahn umsteigen und an einer anderen Haltestelle wieder ein neues Fahrrad ausleihen. Die Förderung der nachhaltigen Mobilität soll einen Rückgang der Autonutzung bewirken. Somit werden Staus vermieden, der Schadstoffausstoß reduziert und das empfindliche Ökosystem Usedoms geschützt.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Die Entwicklung des UsedomRads wurde im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans 2002-2012 gefördert. Im Jahr 2009 erhielt Usedom den Zuschlag zu einer Anschubfinanzierung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) im Rahmen des Modellversuchs „Innovative öffentliche Fahrradverleihsysteme – Neue Mobilität in den Städten“. 80 Prozent des Projekts wurden aus Bundesmitteln finanziert. Somit konnte die Pilotphase ab dem Jahr 2010 und der offizielle Projektbeginn im Jahr 2011 innerhalb kurzer Zeit ermöglicht werden. Der Träger des Projekts UsedomRad ist der Landkreis Vorpommern-Greifswald. Dieser bezuschusste das Projekt mit 100 Euro pro Leihfahrrad.

Das Projekt UsedomRad wurde so konzipiert, dass seit dem Jahr 2013 der wirtschaftliche Betrieb des Bikesharing-Systems ohne Finanzzuschüsse des Trägers möglich ist. Seither finanziert sich UsedomRad vollständig durch Verleihgebühren sowie Sponsoren- und Werbeeinnahmen. Der Landkreis unterstützt UsedomRad zudem personell und administrativ. Bis mindestens 2024 wird die UsedomRad GmbH weiterhin die Betreibergesellschaft, in ihren Aktivitäten aber völlig unabhängig agierend des Landkreis Vorpommern Greifswald, sein.

Der zentrale Erfolgsfaktor des UsedomRads war zu Beginn der Zusammenschluss von zehn lokalen Fahrradverleihbetrieben zur Usedomer Fahrradgesellschaft mbH. Diese neu gegründete Gesellschaft hält die Mehrheitsbeteiligung an der Betreibergesellschaft UsedomRad GmbH. Der Zusammenschluss hatte den Vorteil, dass keine neuen Strukturen geschaffen werden mussten. Das Fachwissen der Fahrradverleihbetriebe und die vorhandenen Leihfahrräder ermöglichten eine schnelle und reibungslose Umsetzung des Projekts. Im Laufe der Jahre hat sich die Gesellschafterstruktur insgesamt deutlich verschlankt, was der zielgerichteten Weiterentwicklung zum einzigen Online Fahrradverleihsystem auf der Insel Usedom zu Gute kam.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der zum Erfolg des Projekts beigetragen hat, ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Landkreis Vorpommern-Greifswald, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der lizenzgebenden Bikesharing-Plattform nextbike by TIER. Die Buchungsabwicklung über nextbike hat stark zur Akzeptanz bei den Nutzerinnen und Nutzern beigetragen. Das Kundenkonto einer UsedomRad Kundin bzw. eines Kunden kann auch an anderen Bikesharing-Stationen weltweit genutzt werden.

Eine Besonderheit beim UsedomRad ist, dass es mit Personen besetzte und unbesetzte Verleihstationen gibt. An mit Personen besetzten Bikesharing-Stationen, die zum einen durch die zusammengeschlossenen Fahrradverleiher und zum anderen durch eine Vielzahl von Partnern, Hotels, Pensionen, Lokale etc., aus der Tourismusbranche betrieben werden, stehen beim Ausleihen eines Fahrrads Service- und Beratungspersonal zur Verfügung. Der persönliche Kontakt ist an Bikesharing-Stationen eher ungewöhnlich. Neben einer individuellen Beratung hat die mit Personen besetzte Verleihstation den Vorteil, dass dort in der Regel auch Kinderfahrräder, Elektrofahrräder, Kartenmaterial und anderes Zubehör zur Verfügung stehen. Außerhalb der Öffnungszeiten funktionieren diese Bikesharing-Stationen genauso wie eine unbesetzte Station.

Für den weiteren Ausbau des Angebotes erhielt die UsedomRad GmbH im Juli 2021 ca. 2,42 Millionen Euro aus dem Förderrogramm "Klimaschutz durch Radverkehr" der Nationalen Klimaschutzinitiative. Mit dem Geld wurden zusätzlich 500 Pedelecs angeschafft, die an 45 neu errichteten Verleihstationen ausgeliehen werden können. Zusätzlich wurden zehn Wandladesäulen, über die Insel verteilt, installiert. Durch diese Anschaffung soll ein schnelleres, flexibleres und nachhaltigeres Angebot auch für ältere Personen und Pendlerinnen und Pendler geschaffen werden. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 2,87 Millionen Euro. In diese Fördermaßnahme war ein wichtiges Teilprojekt eingebettet – die Achterlandregion Lieper Winkel sollte mit all seinen Dörfern und Einwohnerinnen und Einwohner in einer revitalisierenden Maßnahme im Verbund mit dem ÖPNV Anbieter, UBB Insel Usedom, wieder stärker an die Lebensadern der gesamten Insel angeschlossen werden.

Es kam zu zögerlichen Zahlungsströmen in der Investitionsphase, da die Umsetzung für alle Neuland war.

Attraktivitätssteigerung der Pedelec-Nutzung
Quelle: Halfpoint Images / Getty Images
Icon Maßnahme

Das Pedelec ist ein Fahrrad, das die Fahrerin bzw. den Fahrer mit einem Elektroantrieb unterstützt. Es bietet eine Mobilitätsalternative auf Kurz- und Mittelstrecken im ländlichen Raum.

Bikesharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Maßnahme

Bikesharing

Icon Maßnahme

Bikesharing ist ein öffentliches Fahrradverleihsystem. Die Fahrräder sind im öffentlichen Raum bzw. an Bikesharing-Stationen frei zugänglich und können jederzeit gebührenpflichtig gemietet werden.

Fahrradverleih
Quelle: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler
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Ein Fahrradverleih ist ein Geschäft, das gegen Entgelt Fahrräder verleiht. Das traditionelle Fahrradverleihsystem ermöglicht insbesondere für Touristen eine flexible und kostengünstige Fortbewegung.

Ladepunkte für Pedelecs/E-Bikes
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Ein öffentlicher Ladepunkt für Pedelecs und E-Bikes ermöglicht unterwegs das Aufladen des Akkus und vergrößert so den möglichen Einsatzradius. Hierdurch kann der Fahrradverkehr gestärkt werden.

Fahrradparkhaus
Quelle: Mobilikon 2021
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Ein Fahrradparkhaus ist eine diebstalsichere und vor Witterung geschützte Fahrradabstellmöglichkeit. Fahrradparkhäuser können in ihrer Kapazität, Bauform und Ausstattung variieren.

E-Lastenradverleih in Rinteln
Beispiele aus der Praxis

E-Lastenradverleih in Rinteln

Icon Beispiele aus der Praxis

Die Stadt Rinteln stellt Bürgerinnen und Bürgern, sozialen Einrichtungen und Unternehmen zwei E-Lastenräder über eine Online-Buchungsplattform kostenfrei zur Verfügung.

KLARA – Kaufunger E-Lastenradverleihsystem
Quelle: Gemeinde Kaufungen
Icon Beispiele aus der Praxis

KLARA – das Kaufunger E-Lastenradverleihsystem ist einfach und kostenlos zugänglich und bietet klimafreundliche Transportmittel für Alltag und Freizeit.

LANDRADL: Fahrradverleih-System im Landkreis Wolfenbüttel
Lastenradverleih: carvelo
Quelle: Mobilitätsakademie des TCS, Fotograf: Emanuel Freudiger
Beispiele aus der Praxis

Lastenradverleih: carvelo

Icon Beispiele aus der Praxis

carvelo ist die erste und größte Sharing-Plattform für eCargobikes. Mit dem Verleih von eCargobikes wird in zahlreichen Schweizer Städten und Gemeinden ein flexibles und nachhaltiges Mobilitätsangebot geschaffen.

Lastenradverleih: E-Bürgerlastenräder für Roßtal
Quelle: Markt Roßtal
Icon Beispiele aus der Praxis

Der Markt Roßtal schaffte drei E-Lastenräder an, die den Bürgerinnen und Bürgern kostenfrei zum Ausleihen zur Verfügung stehen und eine umweltbewusste Mobilität ermöglichen.

Lastenradverleih: Heidschnucke – Lastenrad für Buchholz
Quelle: Peter Eckhoff, Buchholz fährt Rad e.V.
Icon Beispiele aus der Praxis

Heidschnucke – Lastenrad für Buchholz ist ein Projekt des Buchholz fährt Rad e.V. und ermöglicht ein kostenfreies Ausleihen und Nutzen von Lastenrädern in und um die Stadt Buchholz in der Nordheide herum.

Pedelec-Verleih: Ein Rad für alle Fälle
Quelle: Rhein-Sieg-Kreis / Landrat Schuster (links) mit Bürgermeisterin/Bürgermeistern der vier Kommunen
Icon Beispiele aus der Praxis

Im Rhein-Sieg-Kreis wurde die geteilte Nutzung von Pedelecs im Rahmen eines pulsierenden Bikesharings getestet. Unter der Woche sollten Pendlerinnen und Pendler, am Wochenende Touristinnen und Touristen die Pedelecs nutzen.

Main-Tauber-Mobil Car- & Bike-Sharing
Quelle: VGMT
Icon Beispiele aus der Praxis

Ergänzend zum Carsharing-Angebot des Vereins und zum ÖPNV am Bahnhof in Bad Mergentheim stehen Reisenden, Einwohnerinnen und Einwohnern dort zwei E-Autos, zwei E-Bikes und ein erweitertes Serviceangebot zur Verfügung.

Multimodale Mobilitätsdienstleistungen: Dorfbeweger – Integrierte Mobilität in der Dorfgemeinschaft Effolderbach
Sharing-Angebot: mümo – Mühldorf Mobil
RaD stark! – Stärkung des Alltagsradverkehrs in der Stadt-Umland-Region Rendsburg
Tourismuskonzept
Quelle: ilbusca / Getty Images
Instrumente

Tourismuskonzept

Icon Instrumente

Ein Tourismuskonzept ist ein informelles Instrument zur Förderung des Tourismus. Es beinhaltet ein Leitbild für die touristische Entwicklung sowie Strategien und Maßnahmen zur Zielerreichung.

01.04.2009:

Beginn des Bundeswettbewerbs "Innovative öffentliche Fahrradverleihsystem - Neue Mobilität in Städten"

01.10.2009:

Förderungsbeginn durch das Bundesverkehrsministerium

01.08.2010:

Beginn der Pilotphase

22.04.2011:

Offizieller Projektstart

01.01.2013:

Beginn der Selbstfinanzierung, unabhängig von Fördermitteln

01.01.2016:

Beginn des Mobilitätsverbundes mit der UBB und Energie Vorpommern auf der Insel Usedom und dem angrenzenden Festlandsockel

01.01.2018:

Erweiterung des Mobilitätsverbundes, auf Grund struktureller Änderungen, um DB REGIO Nordost

01.09.2020:

Beginn der Umwandlung des Stationsnetzes von UsedomRad in der Hansestadt Greifswald in StadtRad und JobRad Greifswald

30.07.2021:

Erhalt von 2,42 Millionen Euro aus dem Förderprogramm "Klimaschutz duch Radverkehr" zum Ausbau eines Pedelec-Verleihsystems

Deutsches Institut für Urbanistik GmbH, 01.12.2013: UsedomRad - Fahrrad- und E-Bike-Verleihsystem auf der Insel Usedom. Zugriff: https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/praxis/fahrrad-und-e-bike-verleihsystem-auf-der-insel* [abgerufen am 05.05.2022].

Nitzsche, Hendrik, 09.09.2019: Mit grünem Strom auf zwei Rädern. Zugriff: https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Usedom/Neues-Verleihsystem-auf-Usedom-Mit-gruenem-Strom-auf-zwei-Raedern [abgerufen am 12.11.2024].

Müller, Dirk, 31.08.2019: UsedomRad - Fahrradverleih auf der Urlaubsinsel Usedom getestet. Zugriff: https://www.netz-trends.de/, Themen, Reise [abgerufen am 12.11.2024].

UsedomRad GmbH: Das Projekt. Zugriff: https://usedomrad.de/ [abgerufen am 12.11.2024].

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, 2015: Neue Mobilitätsformen, Mobilitätsstationen und Stadtgestalt - Kommunale Handlungsansätze zur Unterstützung neuer Mobilitätsformen durch die Berücksichtigung gestalterischer Aspekte. Bonn. Zugriff: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2015/Mobilitaetsformen-DL.pdf?__blob=publicationFile&v=4 [abgerufen am 12.11.2024].

Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V., 04.08.2021: 500 Leih-Pedelecs bis 2023: Bund fördert Elektrofahrrad-Verleih auf Usedom. Zugriff: https://tourismus.mv/artikel/500-leih-pedelecs-bis-2023-bund-foerdert-elektrofahrrad-verleih-auf-usedom [abgerufen am 12.11.2024].

*Hinweis: Die Seite ist nicht mehr abrufbar (05.07.2023).

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Quellvermerk: „Mobilikon 2020"

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Quelle: NAH.SH GmbH/Manuel Weber, info@manuel-weber.de

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