mobine – ein Dorf-Auto für Jedermann

Was ist die mobine – ein Dorf-Auto für Jedermann?

Bei der mobine handelt es sich um ein Modellvorhaben für ein Dorfauto, das in der Ortschaft Neuenwalde der Stadt Geestland im Norden Niedersachsens verkehrt. Geestland besteht aus 16 Ortschaften und ist mit 356 km² die zweitgrößte Flächenkommune des Bundeslandes sowie die zehntgrößte Deutschlands. Die Kommune hat knapp 33.000 Einwohnerinnen und Einwohner. In Neuenwalde leben rund 1.720 Menschen (Stand: November 2020).

Mobine steht für „Mobilität in Neuenwalde“. Als Dorfauto wird die mobine aus einer Kombination aus Carsharing und ehrenamtlichem Fahrdienst betrieben. Hierfür hält die Gemeinde an einem zentralen Ort der Gemeinde ein batterieelektrisches Fahrzeug mit sieben Sitzen vor.

Der Verkehrsverein Neuenwalde-Krempel e.V. organisiert dieses Carsharing-Modell und kümmert sich um die Vermietung, Bereitstellung und Wartung des Fahrzeuges. Das Fahrzeug kann über ein Webportal oder eine App auf dem Smartphone in wenigen Schritten gebucht werden. Die Anmietung eignet sich für Gruppen oder Einzelpersonen und erfüllt so eine Mobilitätsfunktion für die verschiedensten Personengruppen. Bei Bedarf kann ein ehrenamtlicher Fahrer bzw. eine Fahrerin angefragt werden.

Die mobine ist für Strecken bis zu 200 Kilometer geeignet, bevor der Akku wieder geladen werden muss.

Die Ausleihgebühr für den Kleinbus beträgt 3 Euro pro Stunde (Stand: November 2020), unabhängig von der Anzahl der Mitfahrerinnen und Mitfahrern oder der gefahrenen Kilometer. Um die mobine nutzen zu können, ist es aus Versicherungsgründen notwendig, dass zumindest die fahrende Person Mitglied im Verkehrsverein ist. Der monatliche Vereinsbeitrag beträgt 1 Euro.

Das Angebot verzeichnet ca. 16 Buchungen pro Monat (Stand: November 2020). Das sind ca. 192 Buchungen und rund 750 bis 800 Fahrgäste im Jahr. Die mobine wird insbesondere von Kleingruppen (z. B. Jugendliche oder Senioren) etwa dreimal wöchentlich genutzt. An Wochenenden sind es vor allem Vereine und Familien, die das Angebot nutzen.

Welche Ziele werden mit der mobine – ein Dorf-Auto für Jedermann verfolgt? 

In der ländlich geprägten Region soll Menschen in den Orten die Möglichkeit gegeben werden, mobil zu sein, auch wenn die Anbindung an den ÖPNV aus wirtschaftlicher Sicht schwierig ist. Als Ziel gilt die verbesserte Anbindung des Ortes Neuenwalde an umliegende Orte und Zentren, z. B. zur Wahrnehmung von Freizeitaktivitäten (z. B. Markt, Seniorenkaffee, Schwimmkurs, Musikunterricht etc.). Zudem sollen Relationen geschaffen werden, die so nicht (direkt) vom ÖPNV bedient werden. Dadurch werden die Wege und Fahrzeiten enorm verkürzt und das Angebot somit komfortabel und nutzbar gemacht. Die Nutzung soll jederzeit als Ergänzung des vorhandenen öffentlichen Personennahverkehrs in Neuenwalde möglich sein.

Als Zielgruppe für das Carsharing werden vor allem Einwohnerinnern und Einwohner sowie Gäste, für den Fahrdienst u. a. mobilitätseingeschränkte Personen angesprochen. Genutzt wird das Angebot für Freizeitfahrten, zum Einkauf oder die Anbindung an das ÖPNV-Hauptnetz.

Hervorzuheben ist das Integrationspotenzial in das örtliche ÖPNV-Angebot. Beworben wird die mobine als Ergänzung zum Anruf-Sammeltaxi (AST)-Angebot in der Stadt Geestland in Bereichen, die nicht vom AST bedient werden oder zu Zeiten, die nicht vom AST abgedeckt werden. Der Landkreis als Aufgabenträger des ÖPNV und die Konzessionsinhaber Bus + AST + Taxi sind neben engagierten Bürgerinnen und Bürgern Mitglieder der örtlichen Arbeitsgruppe und unterstützen das Angebot, so dass keine Parallelstrukturen und -verkehre entstehen. Das Angebot wird auch zur Anbindung an den vorhandenen ÖPNV (Regionalbuslinien, Zugverbindungen/Bahnhöfe) genutzt und dadurch sinnvoll ergänzt.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Das Projekt startete 2019 und ist auf drei Jahre angelegt. Finanziell unterstützt und ermöglicht wurde dieses Modellvorhaben in dieser Zeit u. a. durch die Unterstützung des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) sowie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), des Landkreises Cuxhaven, der Stadt Geestland und durch Mittel der EU. Darüber hinaus wird das Angebot der mobine durch Vereinsbeiträge und Nutzungsentgelte unterstützt. Zusätzlich werden durch die Stadt und den Landkreis Betriebskostenzuschüsse gewährt.

Eine über die dreijährige Pilotphase hinausgehende Nutzung hängt vom Erfolg und der damit verbundenen Nachfrage ab.  

Die Umsetzung des Dorfautos ist derzeit genehmigungsfrei und liegt außerhalb des PBefG, da keine regelmäßigen Fahrten angeboten werden. Mit Stand November 2020 gibt es noch keine Vorkehrungen für einen barrierefreien Ein- und Ausstieg.

Als Kooperationspartner arbeiten der Verein, der Ortsrat, die Stadt Geestland, der Landkreis Cuxhaven, die vor Ort verkehrenden Bus- und Taxiunternehmen (KVG als Konzessionsinhaber der AST- und Buslinien und Taxenruf Geestland), der Fahrzeuglieferant sowie die betreffende Versicherung zusammen. Als Erfolgsbedingung sind die Zusammenarbeit der Kooperationspartner und insbesondere der sehr engagierte ehrenamtliche Verein von großer Bedeutung.  

Als Hürden werden hier vor allem das Finden von ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern für das Projekt sowie von Ankermietern genannt. Zudem stellt die Auswahl der passenden Versicherung und die Beseitigung von rechtlichen Unsicherheiten eine besondere Herausforderung dar.

Dorfauto
Quelle: W. Schweizer
Maßnahme

Dorfauto

Icon Maßnahme

Das Dorfauto ist ein Fahrzeug zur flexiblen, gemeinschaftlichen Nutzung innerhalb einer Gemeinde. Mit vorheriger Registrierung und Fahrtanmeldung wird eine Mobilität ohne privaten Pkw ermöglicht.

Stationsbasiertes Carsharing
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Maßnahme

Stationsbasierte Carsharing-Angebote bieten eine flexible Erweiterung der Mobilitätsmöglichkeiten in ländlichen Räumen. Verschiedene Fahrzeugtypen können an festen Stationen ausgeliehen werden.

Dorfauto: Dorfmobil Barsikow
Quelle: Dorfmobil Barsikow
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: Dorfmobil Barsikow

Icon Beispiele aus der Praxis

Unterstützt vom Landkreis Ostprignitz-Ruppin bietet der Dorfverein in Barsikow ein elektrisch betriebenes Dorfmobil an, welches der kleinen Dorfgemeinschaft als Carsharing-Fahrzeug zur Verfügung steht.

Dorfauto: Dörpsmobil Klixbüll
Quelle: Gemeinde Klixbüll
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: Dörpsmobil Klixbüll

Icon Beispiele aus der Praxis

In der Gemeinde Klixbüll ergänzen zwei Elektrofahrzeuge das Mobilitätsangebot und können stunden- oder tageweise gemietet werden.

Dorfauto: WertherMobil
Quelle: www.werther-mobil.de
Beispiele aus der Praxis

Dorfauto: WertherMobil

Icon Beispiele aus der Praxis

Das WertherMobil war ein elektrisch betriebenes Fahrzeug, das für ehrenamtliche Fahr- und Lieferdienste sowie als Carsharing-Angebot in der Gemeinde Werther genutzt werden konnte.

Stationsbasiertes Carsharing: Bürgerschaftlich organisiertes Carsharing-Angebot in kleineren Kommunen im Landkreis Ebersberg
Stationsbasiertes E-Carsharing: Modellregion E-WALD
Vereins-Shuttle Oftersheim
Quelle: PROSUMUS UG
Beispiele aus der Praxis

Vereins-Shuttle Oftersheim

Icon Beispiele aus der Praxis

Das Vereins-Shuttle Oftersheim war ein Fahrdienst in der Gemeinde Oftersheim, der Mitglieder von gemeinnützigen Organisationen in einer Art „Sammeltaxi“ zu Hause abholte, zu Angeboten brachte und sie anschließend wieder zurückfuhr.

Bürgerrufauto MIT - Mobil im Kleinen Wiesental
Quelle: Gemeinde Kleines Wiesental
Icon Beispiele aus der Praxis

Das Bürgerrufauto in Kleines Wiesental ist ein Mobilitätsangebot mit dem entlegene Ortsteile an den Buslinienverkehr angeschlossen werden und Seniorinnen und Senioren einen Fahrdienst von Tür zu Tür angeboten wird.

Vereinsrecht
Quelle: seksan Mongkhonkhamsao / Getty Images
Instrumente

Vereinsrecht

Icon Instrumente

Ein Verein bietet die Möglichkeit, zusammen mit anderen einem Zweck zum Erfolg zu verhelfen. Das Vereinsrecht bildet hierfür den Rahmen.

Carsharing Gesetz (CsgG)
Quelle: RUNSTUDIO / Getty Images
Icon Instrumente

Das Carsharinggesetz bildet den rechtlichen Rahmen für Maßnahmen zur Bevorrechtigung des Carsharings, insbesondere durch die Ausweisung von Stellplätzen und ermäßigte Parkgebühren.

Personenbeförderungsgesetz (PBefG)
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Die gewerbsmäßige Beförderung von Fahrgästen unterliegt der Genehmigungspflicht. Das PBefG regelt rechtlich zulässige Verkehrsarten und Voraussetzungen unter denen eine Genehmigung erteilt wird.

Kooperation mit Bürgervereinen
Icon Hilfen zur Umsetzung

Bei der Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in Planung und Entscheidungsfindung von Mobilitätsmaßnahmen kann eine Kooperation mit Bürgervereinen nützlich sein.

Carsharing
Wissenschaftliche Dokumente
Publikationssammlung

Carsharing

Icon Publikationssammlung

Die praxisnahe Hilfestellung für Kommunen in Nordrhein-Westfalen formuliert Verfahrensschritte und Strategien für die erfolgreiche Umsetzung von Carsharing-Angeboten.

2019-2022:

Pilotphase (drei Jahre): Finanzierung über EU-Projekt und Zuschüsse der Stadt Geestland und des Landkreises Cuxhaven

nach Pilotphase:

Verstetigung: Nutzerfinanzierung über Vereinsbeiträge und Nutzungsentgelte, Gewinnen von dauerhaften Ankermietern (z. B. Stadt Geestland)

Landkreis Cuxhaven, 2020.

Landkreis Cuxhaven, o. J.: Themenbereiche, ÖPNV, Car-Sharing. Zugriff: https://www.landkreis-cuxhaven.de/Themenbereiche/%C3%96PNV/Car-Sharing- [abgerufen am 12.12.2023].

Stadt Geestland, 2019: Mobine surrt in Neuenwalde, Pressemitteilung 47/2019 vom 17.06.2019. Zugriff: https://www.geestland.eu/city_info/display/dokument/show.cfm?region_id=5&id=89 [abgerufen am 12.12.2023].

Verkehrsverein Neuenwalde/Krempel e.V., o. J.: mobine. Zugriff: https://neuenwalde.jimdofree.com/mobine/ [abgerufen am 12.12.2023].