Verbesserung der Sicherheit im ÖV

Eine Notrufsäule an einem Bahnsteig
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid

Was ist die Verbesserung der Sicherheit im ÖV

Gewaltvorfälle, Sachbeschädigungen und Vandalismus in Bussen und Bahnen sowie an Haltestellen können dazu führen, dass sich Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln unwohl fühlen oder den öffentlichen Verkehr ganz meiden. Dies ist insbesondere nachts und bei geringer Frequentierung, die in ländlichen Räumen häufiger vorkommt, der Fall. Um die objektive und subjektive Sicherheit zu erhöhen, bieten sich organisatorische und infrastrukturelle Maßnahmen, wie die Installation von Überwachungskameras und der Einsatz von Sicherheitspersonal, an.

Welche Vorteile bietet eine erhöhte Sicherheit im ÖV? 

Eine erhöhte Sicherheit dient zum einen dem Schutz der Menschen – sowohl der Fahrgäste als auch des ÖV-Personals – vor kritischen Situationen und der schnellen Hilfeleistung in Notfallsituationen. Zum anderen wirkt sich eine Senkung von Deliktsfällen positiv auf die Qualität des ÖV-Systems aus. Eine geringere Anzahl an Störungen führt zu einem stabileren und pünktlicheren Betrieb, niedrigeren Kosten durch Vandalismus und einem insgesamt deutlich attraktiveren ÖV. 

Was ist für eine erfolgreiche Umsetzung zu beachten? 

Es gibt verschiedene Ansätze zur Verbesserung der Sicherheit im ÖV. So sollte baulich auf eine Vermeidung von Angsträumen geachtet werden (z. B. ausreichende Beleuchtung in Unterführungen, Anbringung von Spiegeln, um schlecht einsehbare Ecken zu vermeiden, Einrichtung von Notrufsystemen etc.). Zudem lässt sich die Sicherheit und das Sicherheitsempfinden durch digitale Videoüberwachungssysteme steigern, welche die Hemmschwelle für Gewalttaten und Vandalismus erhöhen und für Echtzeitanalysen genutzt werden können. 

Schließlich dient der Einsatz von Sicherheitspersonal der Erhöhung der Sicherheit. Dieses wird vermehrt mit sogenannten Bodycams zur Videoüberwachung ausgerüstet. Diese sichtbar an der Kleidung getragenen Kameras dienen dem Schutz der Mitarbeitenden und wirken gleichzeitig bereits durch ihr Vorhandensein deeskalierend. 

Insbesondere in ländlichen Räumen mit niedrigem Takt und größerem Haltestellenabstand kann auch eine Verbesserung der objektiven und subjektiven Sicherheit erzielt werden, indem Anschlüsse gesichert werden und abends bzw. nachts ein zielortnaher Ausstieg zwischen den Haltestellen ermöglicht wird, sofern es die Gegebenheiten vor Ort zulassen. So werden lange, einsame Wartezeiten und Fußwege auf "der letzten Meile" reduziert.

Für die Kommune ist es zunächst wichtig, sich einen Überblick über die den ÖV betreffende aktuelle Sicherheitslage und über das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste sowie bereits bestehende Sicherheitsmaßnahmen zu verschaffen. Hier hilft zum einen der Austausch mit den für die Sicherheit in den Verkehrsmitteln zuständigen Verkehrsunternehmen sowie den Aufgabenträgerinnen und Aufgabenträgern. Zum anderen lassen sich über (Online-)Befragungen Verbesserungspotenziale zur Erhöhung des subjektiven Sicherheitsempfindens identifizieren. Um auch die Menschen zu erreichen, die den ÖV aufgrund von Sicherheitsbedenken meiden, ist es sinnvoll neben den Kundinnen und Kunden auch Personen zu den (Online-)Befragungen einzuladen, die den ÖV bisher nicht nutzen. In einem anschließenden Workshop mit relevanten Stakeholdern (Verkehrsunternehmen, Aufgabenträgerinnen und Aufgabenträgern, Polizei, Sicherheitsunternehmen, IT-Anbieter etc.) können die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Verbesserungsmaßnahmen überführt und im Anschluss detaillierte Umsetzungspläne ausgearbeitet werden. Dabei kann durch die Kombination mehrerer Teilmaßnahmen eine vollständige Hilfe-Reaktionskette aufgebaut werden.

Nach erfolgter Umsetzung ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit wichtig, um die Verbesserungen möglichst breit zu kommunizieren, Sicherheitsbedenken auszuräumen und die Bürgerinnen und Bürger so für eine verstärkte Nutzung des ÖV zu gewinnen.

Grundsätzlich ist bei allen Maßnahmen, insbesondere bei der Videoüberwachung, auf eine Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorgaben zu achten. Zudem sind die Bedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste in kritischen Situationen zu berücksichtigen. Gemäß einer Befragung im Rahmen des Forschungsprojektes „Subjektive Sicherheit im ÖPNV“ (SuSiteam) werden in erster Linie personalbezogene Maßnahmen (Sicherheitspersonal) erwartet, gefolgt von technischen Maßnahmen, die Möglichkeiten der Interaktion bieten (z. B. Notrufsysteme). Technische Maßnahmen mit einer einseitigen unidirektionalen Kommunikation schneiden am schlechtesten in Bezug auf die Anforderungen der Fahrgäste ab (Stand: 2011).

Anschlussgarantien im ÖPNV
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Icon Maßnahme

Die Anschlussgarantie sichert eine gute und verlässliche Verbindungsqualität im ÖPNV und verringert die Verlängerung der Reisezeit aufgrund Verspätungen.

Barrierefreier ÖV
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Die barrierefreie Gestaltung des ÖV soll möglichst allen Bevölkerungsgruppen eine komfortable Nutzung ermöglichen und umfasst barrierefreie Fahrzeuge sowie die Ausgestaltung der physischen und digitalen Infrastruktur.

Begleitservice
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Beim Begleitservice werden Fahrgäste mit besonderen Mobilitätsanforderungen kostenlos begleitet, um ihnen eine sichere und komfortable Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu ermöglichen.

Regionaler Nachtverkehr
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
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Der regionale Nachtverkehr verbessert die nächtliche Erreichbarkeit ländlicher Regionen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere für Schichtarbeitende und nächtliche Freizeitverkehre.

Takterhöhung und -abstimmung im SPNV/ÖPNV
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Die Takterhöhung und -abstimmung im SPNV/ÖPNV umfasst die zeitliche Ausweitung des Verkehrsangebots sowie die verbesserte Verknüpfung zwischen den einzelnen Angeboten des öffentlichen Verkehrs.

Jugendtaxi
Quelle: lisegagne / Getty Images
Maßnahme

Jugendtaxi

Icon Maßnahme

Mit dem Jugendtaxi kann ein Mobilitätsangebot speziell für junge Menschen in ländlichen Räumen geschaffen und so die Attraktivität der Region und die Verkehrssicherheit gesteigert werden.

Anschlussgarantie der Westfälischen Verkehrsgesellschaft mbH (WVG)
Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG)
Förderung für die Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen
Mobilitätskonzept
Icon Instrumente

Als strategisches Planwerk definiert ein Mobilitätskonzept die Rahmenbedingungen der Verkehrsplanung sowie -entwicklung und erarbeitet konkrete Lösungsansätze zu verschiedenen Themen im Verkehrsbereich.

Personenbeförderungsgesetz (PBefG)
Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid
Icon Instrumente

Die gewerbsmäßige Beförderung von Fahrgästen unterliegt der Genehmigungspflicht. Das PBefG regelt rechtlich zulässige Verkehrsarten und Voraussetzungen unter denen eine Genehmigung erteilt wird.

Bestandsanalyse zur Barrierefreiheit
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Eine Bestandsanalyse der Barrierefreiheit ist Grundlage für die Identifikation des Handlungsbedarfs zur Erreichung eines vollständig barrierefreien ÖV, damit möglichst alle Menschen den ÖV nutzen können.

Entwicklung einer Zielvision
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Hilfen zur Umsetzung

Entwicklung einer Zielvision

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Eine Zielvision setzt den übergeordneten Rahmen für die zukünftige Entwicklung der Mobilität in einer Region und kann für eine aktive Kommunikation genutzt werden.

Evaluierung von Mobilitätsmaßnahmen
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Eine Evaluierung erfasst und bewertet Prozesse und Ergebnisse zur Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion. Zweck einer Evaluierung ist in der Regel die Verbesserung der Maßnahme.

Expertengespräch
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Hilfen zur Umsetzung

Expertengespräch

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Im Rahmen eines Expertinnen- und Expertengespräches werden Personen mit besonderer Expertise im Mobilitätssektor über ihre Einschätzungen zu einem Projekt oder einer Maßnahme befragt.

Kinder- und Jugendbeteiligung
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Hilfen zur Umsetzung

Kinder- und Jugendbeteiligung

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Mit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Planungsprozessen können diese ihre spezifischen Mobilitätsbedürfnisse einbringen und die Entwicklung des Mobilitätsangebotes unterstützen.

Kosten-Nutzen-Analyse
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Hilfen zur Umsetzung

Kosten-Nutzen-Analyse

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Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse wird die Wirtschaftlichkeit einer Mobilitätsmaßnahme anhand der monetären und nicht-monetären Wirkungen bewertet.

Qualitätstests von Mobilitätsangeboten
Quelle: Kiyoshi Hijiki / Getty Images
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Mit der Durchführung von Qualitätstests kann die Qualität eines Mobilitätsangebotes durch unabhängige Personen überprüft und so die Grundlage für eine Verbesserung geschaffen werden.

Potenzialanalyse
Quelle: Westend61 / Getty Images
Hilfen zur Umsetzung

Potenzialanalyse

Icon Hilfen zur Umsetzung

Eine Potenzialanalyse untersucht, welche Effekte eine Mobilitätsmaßnahme bewirken kann und welche Faktoren für den Erfolg ausschlaggebend sind.

Seniorenbeteiligung
Hilfen zur Umsetzung

Seniorenbeteiligung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Mit der Beteiligung von Seniorinnen und Senioren sollen spezifische Mobilitätsbedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe angemessen berücksichtigt und ein attraktives Mobilitätsangebot geschaffen werden.

Vorher-Nachher-Befragung
Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc
Hilfen zur Umsetzung

Vorher-Nachher-Befragung

Icon Hilfen zur Umsetzung

Bei der Vorher-Nachher-Befragung werden Nutzerinnen, Nutzer und weitere Personen zu Beginn und zum Ende eines Projektes befragt, um die damit verbundenen Veränderungen und Bewertungen zu erfassen.

Axis Communications AB, 18.12.2018: UITP-Umfrage: Digitale Technologie steigert die Sicherheit und den Komfort im ÖPNV. Zugriff: https://schwartzpr.de, Newsroom [abgerufen am 09.01.2025].

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), 24.03.2020: InREAKT: Integrierte Hilfe-Reaktionsketten zur Erhöhung der Sicherheit des ÖPNV. Zugriff: www.sifo.de, Projekte [abgerufen am 09.01.2025].

Hempel, Leon und Vedder, Dagny, 2011: Subjektive Sicherheit im ÖPNV. TATup – Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 20 (1), S. 75-78. Zugriff: www.tatup.de [abgerufen am 09.01.2025].

Landesregierung Nordrhein-Westfalen, 07.02.2020: Verkehrsministerium investiert 10 Millionen Euro in Sicherheit an Bahnhöfen. Bis 2024 soll jeder dritte Bahnhof im Land mit moderner Videotechnologie ausgerüstet sein. Zugriff: www.land.nrw, NRW informieren, Pressemitteilungen [abgerufen am 09.01.2025].

Wagner, Dieter und Lehnigk, Nadine, 2010: Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr des Landes Brandenburg – Vorstudie. Zugriff: www.bigs-potsdam.org, Publikationen [abgerufen am 09.01.2025].

Ähnliche Maßnahmen

Quelle: Mobilikon 2021

Differenziertes Mobilitätssystem

Ein differenziertes Mobilitätssystem schafft durch die strategische Verknüpfung mehrerer Angebote mit hoher Kundenorientierung eine Alternative zum privaten Pkw im ländlichen Raum.

Quelle: Bildkraftwerk / Zöhre Kurc

Mobilitätsflatrate

Mobilitätsflatrates ermöglichen zu einem monatlichen Festpreis die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel. Buchung und Abrechnung werden für die Nutzerinnen und Nutzer transparenter und einfacher.

Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid

Mobilitätsstationen

Mobilitätsstationen bündeln Fahrradverleih, Carsharing und ÖPNV-Haltepunkte und ggf. weitere Mobilitätsangebote an einem Standort und ermöglichen einen bequemen Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln.

Quelle: Bildkraftwerk / Laurin Schmid

Park and Ride-Anlagen

Park and Ride-Anlagen bieten Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe von Haltestellen und Bahnhöfen des öffentlichen Personennahverkehrs. Der Zugang zum ÖV und dessen Attraktivität wird so verbessert.